Viel Lärm um nichts

30.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:18 Uhr

Ingolstadt (rh) Wer es nicht schwarz auf weiß gesehen hat, der würde diese Geschichte kaum glauben: Als Michael Herrler am Donnerstagabend im Bezirksausschuss Nordost seinen Briefwechsel mit der Autobahndirektion Südbayern zum Beweis für seinen jahrzehntelangen Kampf um Lärmschutz präsentierte, staunten die Ortsteilpolitiker nicht schlecht: Versprechungen, Zusagen, Pläne, sogar ein Planfeststellungsverfahren. Ergebnis gleich null.

Der frühere Chef des Ingolstädter Klinikums wohnt in der Ziegeleistraße, nicht weit weg von der Autobahn, hat also das Lärmproblem beinahe vor der Haustür. Nach vielen erfolglosen Versuchen hat er jetzt den Bezirksausschuss um Unterstützung gebeten. "Der Verkehr nimmt immer mehr zu und damit auch die Belastung für die Anwohner", heißt es in seinem Schreiben an den Ausschussvorsitzenden Eckehard Gebauer, "teilweise ist der Lärm unerträglich." Doch ebenso unerträglich sei die "Hinhaltetaktik der Autobahndirektion". Zwar habe die Stadt teilweise einen Wall aufgeschüttet, doch das Hauptproblem bleibe die Lücke von etwa 300 Metern an der Autobahnbrücke. "Wenn Sie nach Nürnberg rauf fahren", beschwerte sich Herrler bei der Ausschusssitzung im Hotel Ammerland, "da wird sogar der Wald geschützt, da werden die Rehe an der Autobahn geschützt."

Einige Sätze aus den Antwortschreiben der Autobahndirektion an Herrler: " . . . gehen wir davon aus, dass ein Baubeginn nicht vor dem Jahr 1985 möglich sein wird." (1983) – "Derzeit sind wir an der Erarbeitung der erforderlichen Planfeststellungsunterlagen." (1987) – "Bei günstigem Verfahrensablauf könnte dann noch im Jahre 1989 mit den Bauarbeiten begonnen werden." (1987)

Als der damalige Stadtbaurat Klaus Goebl im Jahr 1990 einen Sachstandsbericht über den Lärmschutz im Stadtrat ablieferte, war der Zug – ohne dass die Ingolstädter es wussten – schon abgefahren. Denn nach der deutschen Vereinigung hatten die Verkehrsprojekte im Osten plötzlich absoluten Vorrang. Nichts war’s mit einer Schallschutzwand an der Autobahnbrücke im Nordostviertel. Und das gilt bis zum Dezember 2007.

Doch Herrler lässt trotz allem nicht locker. "Die Stadt sollte wieder einmal nachbohren", sagte er. Der Bezirksausschuss Nordost ist der gleichen Meinung und will sich des Themas annehmen.