"Viel geschafft, aber noch viel zu tun"

Im Sommerinterview spricht SPD-Bürgermeister Thomas Herker über Herausforderungen und Zukunftspläne

02.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:09 Uhr
Ein neuer Kindergarten und Sozialwohnungen: Pfaffenhofens Bürgermeister Thomas Herker (SPD) erklärt an der Karte, was im neuen Wohnbaugebiet Pfaffelleiten ansteht. −Foto: Kraus

Herr Herker, mit dem Hallenbad-Neubau hat die Stadt Pfaffenhofen heuer ihr größtes Bauprojekt nach der Grund- und Mittelschule begonnen.

Welche Projekte laufen sonst noch?

Thomas Herker: Rein finanziell ist natürlich das Hallenbad das größte Projekt. Direkt danach kommen die Kindertagesstätten fürs Neubaugebiet Pfaffelleiten und für die nördlichen Ortsteile in Affalterbach. Die Planung für einen Krippenanbau in Niederscheyern läuft auch schon, ebenso die Erschließungsmaßnahmen für die neuen Baugebiete: In Heißmanning sind wir fast fertig und es folgt die Grundstücksvergabe für 20 Parzellen im Einheimischenmodell. In Pfaffelleiten werden dann Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres die ersten Bauplätze vergeben. Die Bauleitplanungen für die Neubaugebiete in Tegernbach und Affalterbach starten im Herbst. Uttenhofen und Ehrenberg folgen. Hinzu kommen kleinere Projekte wie der vom Jugendparlament angestoßene Dirtpark, den wir gerade am Kuglhof errichten. Auch bei den städtischen Tochtergesellschaften ist ordentlich Dampf in der Leitung: Die Stadtwerke sanieren weiter Wasserleitungen und Kanäle. Und die Wohnungsbaugesellschaft wird im Herbst den Neubau an der Kellerstraße fertigstellen. Der modulare Bau aus Beton-Fertigelementen an der Wolfstraße soll abgeschlossen werden - und zwei weitere Projekte in Heißmanning und an der Stettbergstraße werden aufs Gleis gesetzt.

Apropos Kindergärten: Sie sind heuer in zweiter Ehe nochmals Vater geworden. Ändert das den Blick, wenn man plötzlich selbst wieder mit dem Thema Kinderbetreuung zu tun hat?

Herker: Nein, der Blick ist immer der gleiche: Die Startvoraussetzungen für die kleinsten Pfaffenhofener sind essenziell. Deshalb hatten wir mit der Bunten Koalition schon in unserer ersten Stadtratssitzung 2008 gleich damit begonnen, die Betreuungskapazitäten auszubauen. Das haben wir die letzten zwölf Jahre durchgezogen und fast jedes Jahr ein Großprojekt in Sachen Kinderbetreuung gestartet - und das wird auch so weitergehen. Wir haben das Glück, dass jedes Jahr mehr Pfaffenhofener geboren werden als von uns gehen müssen. Durch diesen Geburtenüberschuss ist der Altersschnitt relativ konstant - gleichzeitig gibt es Bedarf an immer früherer Betreuung. Wir wollen dem Anspruch gerecht werden, allen Kindern die Betreuung zu ermöglichen, die sie brauchen.

Die Gewerbesteuereinnahmen werden heuer laut Prognosen der Kämmerei um fünf Millionen Euro niedriger ausfallen als geplant. Ist das ein Dämpfer für all diese Projekte?

Herker: Nein. 2018 und 2019 sind - trotz des diesjährigen Rückgangs - als Ausnahmejahre bei den Steuereinnahmen zu verzeichnen. Jetzt erreichen wir wieder das Niveau vor diesen Ausreißern. Unsere Einnahmesituation normalisiert sich also auf hohem Niveau. Das heißt, dass wir weiter ohne Neuverschuldung auskommen werden. Ja, die Gewerbesteuerprognose sinkt von 30 auf 25 Millionen Euro. Aber das ist immer noch das Doppelte wie vor zehn Jahren. Wir sind als Stadt also finanziell immer noch in einer komfortablen Situation - wenn auch nur durchschnittlich im bayernweiten Vergleich.

Wo sehen Sie grundsätzlich die drängenden Handlungsfelder, denen sich die Stadt gegenübersieht?

Herker: Über allem steht der Anspruch einer nachhaltigen Entwicklung, die auch dem Klimaschutz gerecht wird. Das heißt zum einen, dass die Stadt klimaverantwortlich handelt. Zum anderen, dass sie auf absehbare Klimaveränderungen reagiert - zum Beispiel bei Stadtplanung, Infrastruktur, Grünkonzept und Umbau des Stadtwaldes. Das Thema wird in der großen Politik erst jetzt ernst genommen. Pfaffenhofen ist sich seiner Verantwortung aber schon seit Jahren bewusst. Drängend ist auch die Frage des Wohnens: Wie können Bürger sich Wohnen noch leisten? Und wie können sie sich noch Wohneigentum finanzieren? Wir wollen mit einem großen Investitionsprogramm einerseits weitere große, öffentlich geförderte Wohnbauprojekte aufs Gleis setzen. Andererseits werden wir - auch im bevorstehenden Wahlkampf - die Diskussion führen müssen, ob wir das Einheimischenmodell weiterentwickeln, um mehr Menschen eine Perspektive auf dauerhaftes Wohneigentum zu ermöglichen: Wollen wir als Stadt neue Bauflächen nicht nur zu 50 Prozent, wie zuletzt, sondern künftig komplett erwerben und auf dem Markt verwerten, um Ausreißer von über 1000 Euro pro Quadratmeter Bauland zu verhindern? Wollen wir so stärker steuern, wohin die Grundstücke gehen? Das ist das vielleicht größte Thema, das vor uns liegt. Priorität haben auch der Verkehr sowie die Infrastruktur. Hier werden uns, trotz der Investitionen der vergangenen zehn Jahre, die dauerhafte Sicherung der Wasserversorgung und eine Ertüchtigung der Kläranlage große Kapazitäten abverlangen. Sie sehen: Auf uns Pfaffenhofener warten große Herausforderungen.

Sie erwähnten gerade den Wahlkampf: Im Hintergrund laufen schon die Vorbereitungen dafür. Es bleibt dabei, dass Sie 2020 Ihr Bürgermeisteramt ein zweites Mal verteidigen wollen?

Herker: Wir waren mit dem SPD-Ortsverband mehrere Tage auf der Ascher Hütte in Klausurgesprächen und haben intensiv diskutiert. Letztendlich passt unsere Mannschaft und unsere inhaltliche Ausrichtung. Da stehe ich dann gerne wieder als Kandidat zur Verfügung. Es gibt noch vieles zu tun - neben dem Genannten auch viele stadtplanerischen Dinge. Bei vielem, das wir angestoßen haben, wäre ich gerne bei der Verwirklichung und Umsetzung in den kommenden Jahren als Bürgermeister mit dabei. Erst einmal aber gilt es abzuwarten, wie sich das weitere Bewerberfeld sortiert. Vielleicht gibt es ja sogar die Möglichkeit, von einer weiteren Partei mit als Bürgermeisterkandidat getragen zu werden. Heiß wird es mit dem Wahlkampf aber erst ab Oktober. Dann ist unsere Aufstellungsversammlung - und danach wird es wohl Schlag auf Schlag gehen.

Dass Sie im Vohburger Ortsteil Menning ein Haus bauen werden, war ja für Gerüchte gut, Sie würden in Vohburg antreten und Pfaffenhofen den Rücken kehren.

Herker: Ich habe hier immer mit offenen Karten gespielt: Meine Frau und ich planen aktuell, in Menning zu bauen. Dort hat meine Frau ein Grundstück, für das Bauzwang besteht. Das heißt, wir müssten den Bauplatz zurückgeben, wenn wir nicht bauen. In der Gesamtabwägung für unsere kleine Tochter ist ein Haus in Menning aber ein gutes Umfeld mit den Großeltern vor der Haustür. Mein Herz schlägt trotzdem in Pfaffenhofen und ich möchte in Menning auch nicht zu Grabe getragen werden. Von daher werde ich meine Energie gerne weiter in meiner Heimat- und Geburtsstadt Pfaffenhofen einsetzen. Wie gesagt: In Pfaffenhofen ist viel geschafft, aber es gibt auch noch viel zu tun.

Und wie stellen Sie sich Ihre politische Zukunft über das übernächste Kommunalwahljahr 2026 hinaus vor?

Herker: Ich bin weit davon entfernt, solche Gedanken anzustellen. Momentan ist es wichtiger für mich, die Bürger zu überzeugen und mitzunehmen - um gemeinsam Pfaffenhofen in den nächsten sechs Jahren gestalten zu können.

Und nicht nur Pfaffenhofen: Es heißt, Sie hätten für die SPD auf Kreisebene schon mit der neuen Bürgerliste Gespräche geführt - zeichnet sich da ein buntes Bündnis im Kreistag ab?

Herker: Im Kreis gilt es zum einen, sich auf die wesentlichen Aufgaben zu konzentrieren - ganz zentral sind dabei Verkehr, medizinische Infrastruktur, Schulwesen und das Problem der Zersiedelung. Da braucht es eine neue politische Kultur, um zu Entscheidungen zu kommen - und da tut ein neuer Kopf ganz dringend not. Es braucht auch neue und breitere Mehrheiten. Und wenn es da Möglichkeiten für eine möglichst starke SPD gibt, werden wir uns nicht verweigern und mit allen reden, die im künftigen Kreistag vertreten sind.

Mit Bürgerliste und AfD wird ja mit zwei neuen Fraktionen im Kreistag gerechnet. Wird die Kommunalwahl 2020 Gewohntes auf den Kopf stellen?

Herker: Da gilt es erst einmal abzuwarten, wer nun tatsächlich eine neue Liste aufstellt. Ich konzentriere mich erst einmal auf die Stadt Pfaffenhofen - ich möchte Bürgermeister bleiben, kämpfe für einen starken Stadtrat und die Fortführung der Bunten Koalition. Was letztlich auf Kreisebene entscheidend passiert, liegt auch in den Händen anderer Akteure.

Das Gespräch führte

Michael Kraus.