"Viel dubiose Ware auf dem Markt"

Corona-Tests in Unternehmen werden zur Pflicht - Firmen im Landkreis bemängeln Verfügbarkeit

15.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:00 Uhr
Mindestens einmal pro Woche sollen sich die Mitarbeiter im Betrieb testen lassen können. −Foto: Marijan Murat, dpa

Pfaffenhofen - Unternehmen in Deutschland müssen künftig ihren Mitarbeitern verpflichtend Corona-Selbsttests anbieten.

 

Das hat das Bundeskabinett am vergangenen Dienstag beschlossen. Laut Bundesarbeitsministerium tritt die Regel voraussichtlich Mitte kommender Woche in Kraft. Demnach sind die Arbeitgeber verpflichtet, allen Mitarbeitern in den Betrieben, die nicht ausschließlich im Homeoffice arbeiten, mindestens einmal pro Woche Selbst- und Schnelltests anzubieten. Die Kosten dafür tragen die Arbeitgeber. Die Tests sind für die Arbeitnehmer aber nicht verpflichtend. Die Unternehmen müssen jedoch auch nicht dokumentieren, dass ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter das Testangebot nutzen. Deshalb seien auch von der Firma bezahlte Selbsttests möglich. Viele Wirtschaftsverbände sprechen sich gegen die Verordnung aus. Sie kritisieren, dass der Staat die Verantwortung für die Pandemiebekämpfung auf die Wirtschaft verlagere.

So sieht das auch Andreas Kufer, Geschäftsführer des Bauunternehmens Hechinger in Pfaffenhofen. Er habe bereits 500 Tests bestellt und auch erhalten, so dass die Firma ab Montag mit den Testungen im Betrieb starten kann. Aber das sei gar nicht so einfach gewesen. "Viele Testanbieter limitieren ihr Angebot. Bei machen waren nur 5 bis 20 Stück bestellbar", berichtet Kufer von seinen Erfahrungen. Es dauerte, bis er schließlich einen Anbieter fand, der ihm insgesamt 500 Tests für seine rund 200 Mitarbeiter auf einmal zusandte. "Das ist wieder so eine schnelle Verordnung der Politik, ohne zu wissen, ob es überhaupt genug Testangebote gibt", mutmaßt er. Kufer schätzt, dass die bestellte Menge für seine Angestellten etwa zwei bis drei Wochen reichen wird, da sich einige Mitarbeiter in der Firma nicht testen lassen wollten. "Da sind die Meinungen in der Belegschaft sehr unterschiedlich. " Er habe Selbsttests bestellt. Die Kollegen könnten diese im Büro abholen und dann selbst die Proben nehmen, so der Geschäftsführer.

Beim Familienunternehmen Kempf in Rohrbach, Hersteller von Backblechen, Backformen und Antihaft-Beschichtungen, wird bereits seit dieser Woche getestet. Einmal pro Woche steht den rund 100 Mitarbeitern in den verschiedenen Abteilung ein Selbsttest zur Verfügung. Auch Geschäftsführer Guido Kempf bemängelt die Engpässe bei der Bestellung der begehrten Tests. Trotzdem befürwortet er die Testungen im Betrieb. "Es ist zwar schon ein Kostenfaktor, aber jeder muss seinen Beitrag leisten", meint Kempf. "Wenn es hilft das Virus zu bekämpfen, machen wir es natürlich. "

Der Elektronik Gerätebauer Waltron in Wolnzach stellt seinen Mitarbeitern bereits seit drei Wochen Tests im Betrieb zur Verfügung. "Anfangs hatten wir diese von den Johannitern durchführen lassen, inzwischen haben wir uns aber mit Selbsttests versorgt", erzählt Andreas Able. Für die Durchführung stehen den etwa 80 Mitarbeitern zwei Räume zur Verfügung, in denen sie sich selbst testen können. Geschulte Kollegen stünden beratend zur Seite. "Die Tests werden von der Belegschaft perfekt angenommen", berichtet Geschäftsführer Able. "Jeder ist froh und erleichtert, dass er am Arbeitsplatz sicher sein kann. Und für uns als Arbeitgeber ist das ja auch wichtig. " Die Tests sind aus seiner Sicht die einzige Möglichkeit, aus der jetzigen Misere raus zu kommen - zusammen mit den Impfungen. Trotzdem sei es problematisch an Tests zu kommen. "Es gibt sehr viel dubiose Ware auf dem Markt", so Able. Inzwischen habe sich die Firma aber für die nächsten Wochen gut aus "seriösen Quellen" eindecken können.

Der Babynahrungshersteller Hipp in Pfaffenhofen ist "aktuell dabei, Corona-Selbsttests in ausreichender Menge für das Unternehmen zu beschaffen", schreibt Pressesprecher Clemens Preysing. Der Außendienst sei aber bereits versorgt. Aber auch allen anderen Mitarbeitern, die in Präsenz am Standort arbeiten, sollen Selbsttests zur Verfügung stehen. "Sobald auch die Lieferung für den Standort Pfaffenhofen eingetroffen ist, verausgaben wir die Tests mit einer begleitenden Kommunikation, wann und wie die Selbsttests durchgeführt werden sollen und was im Falle eines positiven Testergebnisses zu tun ist", schreibt der Pressesprecher weiter.

Beim Kommunalunternehmen Strukturentwicklung Landkreis Pfaffenhofen (KUS) häuften sich in den letzten Tagen und Wochen die Anfragen von Firmen aus der Region zu den Tests in Unternehmen, berichtet Johannes Hofner. "Viele wollten wissen, woher sie die Tests bekommen oder wie sie in Kontakt mit den Lieferanten treten können", erzählt er. Auch Hofner kann von Lieferschwierigkeiten der Anbieter berichten. Auf der Webseite des KUS können sich aber ab sofort die Firmen über Bezugsquellen aus dem Landkreis informieren. Hier erfährt man, wer liefern kann und wie viele Tests mindestens bestellt werden müssen.

Hofner geht davon aus, dass sich die Lage bezüglich der Verfügbarkeit der Tests demnächst entspannen wird. "Das ist wie damals mit den Masken", meint er. "Erst gab es auch viel zu wenige, bald waren dann aber genug da. " Unter www. kus-pfaffenhofen. de/corona-schnelltests sind regionale Lieferanten für Corona-Tests zu finden sowie ausführliche Informationen zu den verpflichtende Tests in Unternehmen.

PK

 

Simone Diaw