Reichertshausen
Viel Diskussion um die Gemeindebücherei

Neues Konzept kann in Reichertshausen starten - Einrichtung soll Kultur- und Bildungszentrum werden

02.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:37 Uhr

Reichertshausen (PK) Nach langen Diskussionen hat sich der Reichertshausener Gemeinderat für ein neues Konzept für die Gemeindebücherei entschieden.

Die soll sich unter professioneller Leitung künftig mehr in Richtung Kultur- und Bildungszentrum entwickeln.

Hintergrund aller Diskussionen ist der Fakt, dass sich die Gemeinde bezüglich der Zahl ihrer Ausleihungen zwar auf einem hohen Niveau befindet, deren Tendenz aber rückläufig ist. Der Medienumsatz sei unterdurchschnittlich mit dem Ergebnis, dass ein Großteil des Bestandes weder ausgeliehen wird, noch übersichtlich ist. Der Bestand von 24 000 Medien für eine Kommune mit 5000 Einwohnern sei zu groß, viele Bücher seien veraltet oder in schlechtem Zustand. Ohne neue Maßnahmen führe die Entwicklung ins Aus. Das ist unter anderem das Ergebnis einer Untersuchung seitens Bibcon Bibliotheksconsulting.

Die wurde in der ersten Juni-Gemeinderatssitzung in Form konkreter Empfehlungen von der Gutachterin Gudrun Kulzer vorgestellt und löste heftige Diskussionen aus. An deren Ende wurde beschlossen, in einem Workshop tiefer in die Materie einzusteigen. Teilnehmer waren neben Bürgermeister Reinhard Heinrich (CSU) auch der Dritte Bürgermeister Benjamin Bertram-Pfister (SPD), Geschäftsleiter Günter Fuchs sowie die Gemeinderäte Marianne Knoll, Franz Möckl (beide FW), Klaus König, Gerhard Bischoff und Albert Schnell (alle CSU). In einer zweistündigen Sitzung erarbeitete das Gremium ein grobes Konzept, das eine Definition der Zielgruppen ebenso einschloss wie künftige Veranstaltungen, den Personalbedarf und den Abbau eines Berges von Überstunden, der sich angehäuft hat und dringend einer Regelung bedarf, was ohne Schließung der Bücherei von August bis Anfang September nicht möglich wäre.

In der vergangenen Gemeinderatssitzung wurde nun erneut darüber diskutiert. Insbesondere über den Bedarf an zusätzlichem Fachpersonal, was einen Mehraufwand von rund 33000 Euro bedeutet. Bezogen auf die Konzeption von Bibcon kritisierte Konrad Mayer (SPD) den seiner Meinung nach zu geringen Etat für die Anschaffung neuer Medien. Außerdem hielt Mayer die zusätzlichen Personalkosten für zu niedrig angesetzt, was laut Geschäftsleiter Günter Fuchs nicht den Tatsachen entspreche. Mit den geplanten Veranstaltungen "schieße man übers Ziel hinaus", so Mayers Kritik weiter, er könne dem vorliegenden Konzept "auf keinen Fall zustimmen".

Franz Lechner (UWG) fand die vorgeschlagene Halbierung der Medien von 24 000 auf 12 000 als "brutal", er plädierte für eine Reduzierung auf 15 000 Medien. Fraktionssprecher Klaus König (CSU) bezeichnete das Büchereiwesen als "lebenden Prozess", die Qualität der Medien sei entscheidend und nicht die Menge der Ausleihungen. Außerdem hielt er die vorgeschlagene Erhöhung des Beschaffungsetats von 1,50 Euro je Einwohner für den ersten Ansatz durchaus ausreichend, "aber wir brauchen geschultes Personal, um das Interesse an unserer Bücherei hochzuhalten".

Wolfgang Linner (CSU) unterstrich die Notwendigkeit, mit Hilfe einer Zusatzkraft den Überstundenanfall abzudecken und für die Entwicklung zur Kultur- und Bildungsstätte sei eine weitere Kraft erforderlich. Die Sorge von Marianne Knoll (FW), dass durch die Einstellung der Fachkräfte bisher vorhandenes Personal in Frage gestellt sei, wurde von Heinrich klar verneint.

Im Zuge der Diskussion wurde noch über die eine oder andere Detailfrage gesprochen, bevor es zu einer zweiteiligen Abstimmung kam: Der erste Beschlussvorschlag des Gemeindechefs lautete, dem Büchereikonzept wie vorgestellt und im Workshop vertieft zuzustimmen.

Dem folgten die Räte mehrheitlich, dagegen stimmten Konrad Mayer (SPD), Lorenz Dick, Franz Lechner und Konrad Moll (alle UWG).

IM GEMEINDERAT KURZ NOTIERT

Eine E-Ladesäule für Pkw erhält die Reichertshausener BK-Tankstelle in Kürze. Die Ladezeiten unterscheiden sich je nach Automodell und nach Art der Ladestation. Bei Schnell-Ladestationen liegen die Ladezeiten mittlerweile bei einer halben bis zu einer Stunde.

Was es mit der geplanten Vorfahrtsänderung bei der Zufahrt zum Edekamarkt am Kammerer Berg auf sich habe, wollte Marianne Knoll (FW) wissen. Es liege auf der Hand, dass die Straße zum Supermarkt Vorrang haben müsse, so die Antwort von Bürgermeister Reinhard Heinrich (CSU). Derzeit sei das aber noch eine Privatstraße, die dürfe man nicht vorfahrtsberechtigt machen, so Heinrich. Die Gemeinde habe aber eine Abnahme verweigert, da noch Nachbesserungen erfolgen mussten. Die Gespräche jedoch laufen, spätestens im September werde die Vorfahrtregelung geändert.

Probleme mit dem Wlan in der Sozialwohnanlage an der Ilmtalstraße sprach Gemeinderat Konrad Mayer (SPD) an. Das funktioniere nicht, der Hotspot am Rathaus sei nur eine Ausweichmöglichkeit. Da müsse die Hausverwaltung sich an die Regierung von Oberbayern als Eigentümer wenden, Heinrich werde sich gerne mit einbinden, so seine Zusage.

An der Kreuter Straße am Ortsanfang von Reichertshausen ist eine Verkehrsinsel beseitigt worden, aber ein zurückgelassener Granitstein in der Straßenmitte sei unfallträchtig, so der Hinweis von Gemeinderat Lorenz Dick (UWG). Den werde die Gemeinde beseitigen, sicherte Heinrich zu.

Über Parkprobleme an der Ilmtalstraße vor den Sozialbauten informierte Gerhard Bischoff (CSU). Die Straße ist zu Zeiten des geöffneten Recyclinghofes stark frequentiert und wegen der abknickenden Vorfahrtsstraße Riederweg stellen die geparkten Autos Hindernisse dar. Hier müssen wohl drei Autolängen freigehalten werden, das werde geregelt, so der Gemeindechef.

Bischoff plädierte auch für ein permanentes Geschwindigkeitsmessgerät an der B 13 am Ortseingang aus Richtung Pfaffenhofen. Das werde geprüft, so Heinrich.

CSU-Sprecher Klaus König stellte den Antrag, einen Klimaschutzbeauftragten zu benennen, da das Thema immer mehr in den Mittelpunkt rücke. Ab dem 1. Oktober stehe ein neuer Mitarbeiter zur Verfügung, erwiderte Heinrich.

Hans Steininger