Frankfurt
Videobeweis als Ärgernis

Technische Neuerung sorgt für Diskussionsstoff

18.12.2017 | Stand 02.12.2020, 17:03 Uhr
Der Videobeweis sollte eigentlich für weniger Diskussionen sorgen. DOch bislang ist eher das gegenteil der Fall. −Foto: Rolf Vennenbernd (dpa)

Frankfurt (sid) Eigentlich sollte die Einführung des Videobeweises in der Fußball-Bundesliga die Diskussionen über Fehlentscheidungen der Schiedsrichter weitgehend beenden und für mehr Gerechtigkeit sorgen. Doch das Gegenteil ist der Fall.

Uneinheitliche Regelauslegungen, neue Richtlinien, persönliche Animositäten, Manipulations-Vorwürfe, Austausch des Projektleiters – all das hat für maximale Verwirrung, Ärger und Kopfschütteln gesorgt.

Spieler, Klub-Verantwortliche und Fans blickten zwischenzeitlich nicht mehr durch. Sogar über das schnelle Ende der Testphase wurde diskutiert.Im März wird entschieden, ob das technische Hilfsmittel auch bei der WM zum Einsatz kommt.

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Was sagen Sportler aus der Region?

Angelika Söder (28), Fifa-Schiedsrichterin aus Neumarkt: „Der Videobeweis ist grundsätzlich eine gute Sache, wenn dadurch falsche Entscheidungen behoben werden können. Optimierbar ist er auf jeden Fall noch, wie die Entscheidungen in den letzten Wochen zeigten. Wichtig ist auf jeden Fall die Transparenz, wann eingegriffen werden darf. Es wird ja immer nur über die negativen Dinge diskutiert, aber es ist eine gute Sache, die weitergeführt werden wird.“

Jürgen Roth (67), Obmann der Neuburger Schiedsrichtergruppe: „Es hat absolut keinen Wert, dass der Videoassistent alle fünf bis zehn Minuten eingreift und Entscheidungen, die der Schiedsrichter bereits getroffen hat, nach Minuten zurückgenommen werden. Mit solchen Maßnahmen wird das ganze Spiel kaputtgemacht. So wie es momentan läuft, kann es nicht die Zukunft unseres Fußballs sein. Es war ein Testlauf, der wieder abgeschafft werden wird.“

Marian Zolneczko (68), Trainer FC Gerolfing II: „Ich bin zu 100 Prozent für den Videobeweis! Aber er braucht Zeit, bis er richtig funktioniert. Wir müssen die Leute einfach arbeiten lassen. Alle haben ihn gefordert und kritisieren ihn jetzt nur noch. Jede Mannschaft sollte zweimal pro Spiel das Recht haben, den Videobeweis zu fordern, danach soll der Schiedsrichter entscheiden. In der Champions League gibt es sechs Schiedsrichter, die einiges trotzdem nicht sehen!“

Philipp Testera (35), Trainer ST Scheyern: „Ich brauche den Videoschiedsrichter definitiv nicht! Ich würde das ganze aktuelle System des Videobeweises weglassen, mich nervt der Videobeweis schon. So wie der DFB und der Nationaltrainer momentan darüber sprechen, wird es den Videobeweis weiterhin geben, aber in einer anderen Form. Welche Änderungen es genau geben wird, ist schwer zu sagen. Da habe ich im Moment keine Vorstellungen.“

Markus Ertl (53), Trainer MTV Pfaffenhofen: „Der Videobeweis ist schon richtig, aber er muss eingeschränkter eingesetzt werden – nur bei klaren Situationen, die das Spiel beeinflussen, wie Elfmetern oder Toren. Es soll dem Schiedsrichter eine gewisse Tatsachenentscheidung vorbehalten bleiben. Ich glaube, dass es ihn nach wie vor geben wird – eventuell in angepasster Form. Dass er abgeschafft wird, glaube ich nicht.“