Hohenwart - Wer Gemüse mag, für den ist diese herbstliche Jahreszeit genau richtig. "Dann gibt es nämlich noch die meisten Sommergemüse, aber eben auch schon ein paar Winterkulturen", erzählt Richard Pradel, Leiter der Bio-Gärtnerei von Regens Wagner Hohenwart, die nach Naturland-Richtlinien wirtschaftet. Derzeit werden die letzten Tomaten geerntet, weil die Nächte eben doch schon ziemlich kalt sind. Wobei die grünen noch nachreifen, auch wenn sie "geschmacklich nicht mehr das erreichen wie die, die in der Sonne gereift sind", wie der Gärtnermeister sagt.
Hier im Gewächshaus wachsen Tomaten ganz unterschiedlicher Größe: Da gibt es die kleinen Cocktailtomaten verschiedener Couleur genauso wie dattelförmige oder handtellergroße Sorten und auch eher fleischige Tomaten. Eine Sorte erinnert von der Größe her gar eher an einen kleinen Kürbis denn an eine Tomate. "Bei den Tomaten probieren wir immer verschiedene Sorten aus", erzählt Pradel, "und wir testen die natürlich auch, was den Geschmack angeht." So würden Sorten, die nicht so gut schmeckten eben im kommenden Jahr nicht mehr angebaut. Bei Regens Wagner geht es eher um das Geschmackserlebnis und die Inhaltsstoffe als um die Ertragsmaximierung.
Im Sommer, erzählt Pradel, da sei es den Tomaten im Gewächshaus mittlerweile schon fast zu warm, denn dort werden schnell Temperaturen um die 40 Grad erreicht. "Das ist schon eine Veränderung, die wir bemerken", sagt er. Diese heißen, trockenen Sommer der vergangenen Jahre würden natürlich auch den Anbau in der Regens Wagner Gärtnerei beeinflussen. So wird hier seit ein paar Jahren zum Beispiel Ingwer angebaut, dem es normalerweise in diesen Breiten zu kalt ist. "Aber bei den steigenden Temperaturen wächst der ganz gut", so Pradel.
Die größte Veränderung, die noch bevorsteht, ist das Thema Wasser. "Wir merken einfach, dass wir sehr viel beregnen müssten, um diese Literzahlen auf den Acker zu kriegen, die das Gemüse braucht", fasst der Gärtner zusammen. Deshalb sei es auf jeden Fall auch eine Herausforderung der nächsten Jahre, mit Mulch zu arbeiten. "Da müssen wir dann unsere Kulturen mit Grasschnitt mulchen, damit sich das Wasser im Boden hält", erklärt der Fachmann. Außerdem will man wassersparende Bewässerungsverfahren etwa mit Tropfschläuchen nutzen, die am Boden verlegt sind und das Wasser so gezielter verteilen. "Die Ressource Wasser wird für uns die größte Herausforderung", ist sich Pradel sicher.
Es gibt auch Kulturen, die mit diesen veränderten klimatischen Bedingungen nur schwer zurecht kommen. Zu denen gehören zum Beispiel die Salate. "Wobei das bei unseren Böden geht, aber wenn man dunklere Böden hat, hat man an der Bodenoberfläche teilweise auch bis zu 40 Grad im Sommer", sagt Pradel. Das hielten manche Pflanzen so nicht aus. Das Problem sei immer die Pflanzung. Gerade die Jungpflanzen müssen diesen Hitzeschock aushalten. "Da müssen wir dann früh am Morgen anfangen zu pflanzen und schnell bewässern", fasst der Gärtner zusammen.
Von den Pflanzen her könne man noch nicht genau absehen, welche bestehenbleiben und welche nicht. Wobei es natürlich Pflanzenzucht-Betriebe gibt, die sich mit dem Thema beschäftigen. "Es werden vor allem Pflanzen bleiben, die sich an diese Veränderungen anpassen", ist sich Pradel sicher. Da gebe es schon ökologische Pflanzenzuchtbetriebe, die das erkannt hätten und da auch dran seien an dem Thema, also Sorten zu züchten, die gegen Hitze resistent seien.
1440 Quadratmeter stehen in den Gewächshäusern von Regens Wagner in Hohenwart für die Pflanzen zur Verfügung, ein knappes Hektar im Freiland. Angebaut werden verschiede Gemüse wie Salate, Brokkoli, Gurken, Bohnen oder Auberginen und diverse Kräuter, genauso wie Obst; Johannisbeeren etwa, Äpfel, Birnen oder Rhabarber. Aber auch Blumen für die Bodenfruchtbarkeit finden sich zwischen den Reihen. "Der Boden ist schließlich die Grundsubstanz, mit der wir arbeiten", sagt Pradel, da müsse man darauf achten, dass der gute Bedingungen biete. Etwa durch Gründünger oder durch Fruchtfolge. "Boden und Pflanzen müssen gut geschützt sein, dann braucht es gar nicht unbedingt Pflanzenschutz", denkt der Gärtnereichef.
Die Abnehmer der Gärtnerei finden sich vor allem regional vor Ort. "Wir versuchen, unsere Produkte hauptsächlich regional zu vermarkten", sagt Pradel, "wir beliefern zum Beispiel die Marktschwärmereien in Schrobenhausen und in Pfaffenhofen." Vermarktet werden die Produkte auch direkt vor Ort mit einem eigenen Bestellsystem und Direktabholung. Das Gemüse wird tagesfrisch weiterverkauft auch ein paar Wiederverkäufer, die regional vermarkten. "Ansonsten beliefern wir hier die Küche von Regens Wagner", erklärt der Gärtnermeister.
SZ
Julia Röder
Artikel kommentieren