Heimspiel für 41-Jährige
Video: Sandra Landes ist die neue Chefin der Pfaffenhofener Polizei

28.04.2022 | Stand 02.05.2022, 3:34 Uhr
Sandra Landes ist ab 1. Mai offiziell die neue Leiterin der Pfaffenhofener Polizeiinspektion: Polizeipräsident Günther Gietl (rechts) wünschte der neuen Polizeichefin viel Erfolg und Freude für ihr neues Amt sowie das nötige Quäntchen Glück. −Foto: Straßer

Pfaffenhofen - Hier fünf silberne Sterne auf der Schulterklappe, dort zwei goldene, manchmal auch ein bisschen Eichenlaub: Zur Amtseinführung von Sandra Landes als Dienstellenleiterin der Pfaffenhofener Polizei ist die gesamte Führungsebene des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord ins Kloster Scheyern gekommen.

Frauen sind nur wenige darunter. Aber offenbar ist die Bayerische Polizei gewillt, daran was zu ändern.

Im Oktober bekam Kerstin Schaller die Ernennungsurkunde zur neuen Vizepräsidentin des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord, am Donnerstag führte nun Polizeipräsident Günther Gietl die 41-jährige Landes in ihr neues Amt ein. Zwar werde sie jetzt von der Stundenzahl her mehr arbeiten als auf ihrer bisherigen Stelle. Aber: "Ich muss keine Zeit mehr im Zug verbringen. Ich werde auf das Fahrrad umsteigen", sagte sie. "Meine Kinder benötigen mich auch als Mama. Ich bin überzeugt, dass das auch als Dienststellenleiterin möglich ist", sagte Landes. Von Männern sind solche Sätze nur selten zu hören.

Gietl betonte in seiner Rede die fachlichen und zwischenmenschlichen Kompetenzen von Sandra Landes. Die Rolle als Dienstellenleiter bezeichnete er als Königsamt der Bayerischen Polizei. "Sie werden die Geschichte der Pfaffenhofener Dienststelle weiterführen", sagt er nach einigen Zitaten aus einer Chronik, die seit den 1960er Jahren von den Pfaffenhofener Polizeichefs geführt wird. Gietl selbst war im Rahmen seiner Führungsbewährung im Jahr 1994 als Leiter der Pfaffenhofener Inspektion tätig.

Für die 41-jährige gebürtige Münchnerin Landes ist die neue Stelle ein Heimspiel. Aufgewachsen in Schweitenkirchen, lebt sie seit 2001 mit ihrem Partner Nils Meyer und den gemeinsamen sieben- und neunjährigen Kindern in Pfaffenhofen - mit Ausnahme einer einjährigen Unterbrechung für das Studium an der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster. Auf die Unterstützung ihrer Familie kann sich Landes offenbar verlassen. Meyer, der freiberuflich in der IT-Branche arbeitet, und die Kinder hatten sie schon nach Münster begleitet. "Das klappt tatsächlich gut", sagte Meyer - auch dank der Unterstützung durch die Großeltern.

Bereits als junge Kommissarin übernahm Landes 2003 als stellvertretende Dienstgruppenleiterin in Pfaffenhofen erste Führungsaufgaben und kehrt damit heute in jeder Hinsicht zu ihren Wurzeln zurück. "Ich empfinde es als Vorteil den Dienstbereich, das Gebäude und das eine oder andere Gesicht zu kennen", sagte sie.

Zuletzt war die Polizeioberrätin, das bedeuten übrigens zwei goldene Sterne auf der Schulterklappe, seit Oktober 2020 als stellvertretende Leiterin der Polizeiinspektion Flughafen-München tätig, davor drei Jahre als stellvertretende Leiterin der Führungsgruppe 1 beim Bayerischen Landeskriminalamt, wo Organisation und Dienstbetrieb, Aus- und Fortbildung sowie Arbeits- und Datenschutz zu ihrem verantwortlichen Aufgabenbereich gehörten, teilt das Präsidium mit. Zu ihren Hobbys zählt sie Laufen, Wandern und Campen. Früher war sie eine begeisterte Fußballerin.

Der Posten in Pfaffenhofen war durch den plötzlichen Tod von Helmut Fink im Dezember freigeworden. Die Dienststellenleitung hatten interimsweise Finks Stellvertreter Paul Roth mit zeitweiser Unterstützung durch den Leiter der Zentralen Ergänzungsdienste Ingolstadt, Hans-Jürgen Bartl, übernommen. Roth wird in bewährter Weise nun Landes als ständiger Stellvertreter zur Seite stehen. Auch die stellvertretende Landrätin Elke Drack (SPD), Pfaffenhofens Zweiter Bürgermeister Roland Dörfler (Grüne) und Scheyerns Bürgermeister Manfred Sterz (FW) sprachen Grußworte.

Auch wenn jetzt die Nachfolgerin feststeht, ist die Trauer um Helmut Fink bei der Polizei noch allgegenwärtig. Beim ersten Präsenztreffen der Führungskräfte des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord seit seinem Tod im vergangenen Dezember drückte nicht nur Pater Lukas Wirth als Vertreter des Klosters sein Mitgefühl aus.

Polizeipräsident Günther Gietl betonte in seiner Rede, dass Finks Führungsstil von Verlässlichkeit und Menschlichkeit geprägt gewesen sei, man jetzt aber nach vorne blicken wolle. "Niemand geht so ganz", sagte der Leiter des Präsidialbüros, Sebastian Pinta, eingangs. "Es fällt mir schwer, den Begriff Amtswechsel heute zu benutzen. " Denn der würde ja ausdrücken, dass auch der Vorgänger hier sei.

PK