Geisenfeld
Video: "Ich bin Pfarrer und kein Pfarrherr"

Gespräch mit Andreas Ring, der heute seinen Dienst als Nachfolger von Thomas Stummer antritt

31.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:39 Uhr
Der neuen Geisenfelder Stadtpfarrer Andreas Ring freute sich, dass er "von allen kirchlichen Gremien überaus freundlich aufgenommen" wurde. −Foto: Kohlhuber

Geisenfeld - Nach der knapp 20-jährigen Amtszeit von Stadtpfarrer Thomas Stummer beginnt an der Pfarrei Geisenfeld heute eine neue Ära. Stummers Nachfolger Andreas Ring tritt offiziell seinen Dienst an. Unsere Zeitung hat mit dem promovierten Geistlichen über sein Priesteramt und seine neue Aufgabe, aber auch über seine Hobbys gesprochen. Und den 43-Jährigen dabei als weltoffenen, humorvollen Theologen kennengelernt.

 

Herr Pfarrer, wie ist denn Ihr bisheriger Eindruck von Ihrer neuen Wirkungsstätte?

Pfarrer Andreas Ring: Ausgesprochen gut. Trotz der corona-bedingten Einschränkungen habe ich die hiesige Pfarrei als sehr lebendige Gemeinschaft geschildert bekommen. Mit sehr vielen Ehrenamtlichen, die sich in den verschiedensten Bereichen einbringen, zum Beispiel in der Nachbarschaftshilfe. Auch bin ich von allen kirchlichen Gremium überaus freundlich aufgenommen worden

Auf welche Art von Stadtpfarrer können Sich die Geisenfelder denn einstellen - auf einen volksnahen oder auf einen, der eher auf Distanz Wert legt?

Ring: Ich hab schon gern meinen Freiraum und mein Privatleben. Aber ich bin auch einer, der gerne das Weltliche mit den Menschen teilt. Ich lebe nicht in einem spirituellen Elfenbeinturm und sehe mich auch nicht als besondere Autorität. Ich bin Pfarrer und kein Pfarrherr.

Darf ich Sie bitten, die folgenden beiden Sätze zu vervollständigen? Der erste: Dass Frauen in der Katholischen Kirche der Zugang zum Priesteramt verwehrt ist, halte ich ...

Ring: ...für nicht abschließend geklärt, wie die intensive Diskussion darüber zeigt. Die Frage sollte jedoch nicht auf das Priesteramt verengt werden. Es sollte für Frauen auch mehr Möglichkeiten geben, Leitungspositionen innerhalb der Kirche zu übernehmen, für die kein Weiheamt notwendig ist. Ich denke, dass sich die Kirche selbst schadet, wenn sie auf die vielfältigen Charismen der hochengagierten Frauen in solchen Positionen verzichtet. Jedoch gibt es hier bereits ein Umdenken.

Satz zwei: Jenen, die das Zölibat nicht mehr für zeitgemäß erachten, sei gesagt, dass...

Ring: ...wahrscheinlich nur derjenige ein guter Pfarrer wird, der sich auch vorstellen könnte, ein guter und liebender Familienvater zu sein. Natürlich verlangt das Zölibat viel von einem, jedoch bekommt man auch viel zurück, wenn man sich als Pfarrer ganz seiner Aufgabe zuwenden kann. Das bedeutet aber jetzt nicht, dass man als Pfarrer kein Privatleben mehr führen darf. Ich selbst habe viele gute Freundinnen und Freunde, die mich gelegentlich auch auf meine Fehler hinweisen. Solch ein freundschaftliches Korrektiv ist mir schon sehr wichtig.

Die Zahl der Kirchenaustritte hat in den vergangenen Jahren stark zugenommen. Worin sehen Sie die Hauptursachen, und wie lässt sich aus Ihrer Sicht hier gegensteuern?

Ring: Es sind sicherlich in der Vergangenheit enorme Fehler gemacht worden. Damit meine ich nicht nur die Missbrauchs-Skandale selbst, sondern auch die mangelnde Transparenz im Umgang mit diesen. Es muss uns gelingen, wieder die eigentliche Botschaft in den Vordergrund zu rücken und keinen Zweifel daran zu lassen, dass der Glaube für den Menschen da ist und ihm einen wahren Mehrwert bietet.

Eines noch, Herr Pfarrer: Man weiß von Ihnen, dass Sie ein passionierter Reiter und auch Kampfsportler sind. Wo haben Sie denn Ihr Pferd stehen? Und kann sich der örtliche Taekwon-Do-Verein auf Sie als neues Mitglied freuen?

Ring: Ein eigenes Pferd hab ich nicht, nur einer Reitbeteiligung. Aber ich geb es zu: Meine Schimmelstute Santana fehlt mir sehr. Zumal ich mir bewusst bin, dass ich sie in nächster Zeit nicht oft sehen werde. Auch das mit dem Taekwondo wird sich zeigen. Ich muss hier jetzt erst mal ankommen und mich einarbeiten. Ich freue mich riesig auf meine neue Aufgaben und hoffe, dass mich die Geisenfelder so annehmen wie ich bin.

Das Gespräch führte

Gerhard Kohlhuber.