Ingolstadt
Verwirrspiel in der Wunderlkasematte

29.09.2010 | Stand 03.12.2020, 3:38 Uhr

Geschichte wiederholt sich: Als Übergangslösung übergibt der Archäologe Erich Claßen (links) die Leitung der Dienststelle Ingolstadt des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege an seinen Vorgänger Jochen Haberstroh. - Foto: Stadik

Ingolstadt (ms) Die Zukunft der Ingolstädter Denkmalpfleger bleibt ungewiss: Erich Claßen, der bisherige Dienststellenleiter in der Wunderlkasematte, wechselt nach München. Obwohl die Schanzer Filiale aufgelöst werden soll, wird es wohl eine Nachfolge für ihn geben.

Fast auf den Tag genau vor drei Jahren hat der promovierte Archäologe Erich Claßen die Leitung der Dienststelle Ingolstadt des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege übernommen. Ab dem morgigen Freitag ist der 37-Jährige Wissenschaftler nun Konservator in der Abteilung Vorgeschichte der Archäologischen Staatssammlung in München. Gut 180 Grabungen in der gesamten Region hat Claßen in den vergangenen drei Jahren betreut, darunter die spektakuläre Grabentdeckung im Gewerbegebiet Ilmendorf und einige wichtige Untersuchungen in Ingolstadt.
 

"Der Baudruck in der Region ist sehr hoch", zieht Erich Claßen Bilanz und zeichnet dabei ein differenziertes Bild. Denn die Experten vom Landesamt wollen Bodendenkmäler prinzipiell aus wissenschaftlichen Gründen nicht antasten. Kommen jedoch Funde zu Tage – zum Beispiel bei einer Baumaßnahme – dann müssen sie laut Gesetz gesichert und dokumentiert werden. Die Kosten für die archäologischen Untersuchungen muss dabei der private oder öffentliche Bauherr tragen. Bislang funktioniert das Zusammenspiel in der Region, weil die Dienststelle in Ingolstadt für kurze Wege und schnelle Abläufe garantiert.

Das dürfte auch noch einige Zeit so bleiben: Jochen Haberstroh, der Vorgänger von Erich Claßen, übernimmt in einer Übergangsphase die Betreuung der Dienststelle in Ingolstadt und wird einmal wöchentlich sein Büro von München in die Wunderlkasematte verlegen. Wie zu erfahren war, gibt es darüber hinaus auch bereits eine Kandidatin, die als Dienststellenleiterin vorgesehen sein soll. Wann der Posten wieder fest besetzt wird, ist allerdings noch ungewiss. Völlig ungeklärt ist darüber hinaus die Zukunft der Außenstelle, deren Auflösung und Umzug nach Thierhaupten vom Bayerischen Ministerrat bereits vor Monaten beschlossen wurde.

Dem Vernehmen nach wird momentan an einer Lösung gearbeitet, um den Bauherren in der Region trotzdem die drohenden Verzögerungen bei ihren Projekten zu ersparen: Möglicherweise wird Ingolstadt der Sitz eines neuen Zentraldepots der bayerischen Denkmalpfleger. Von diesem Büro aus könnten auch die regionalen Grabungen koordiniert werden, so die Idee. Antworten auf diese spannenden Fragen erwarten die Wissenschaftler am kommenden Freitag, wenn in Thierhaupten im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten zu "50 Jahre Denkmalpflege in Schwaben" wohl auch das Schicksal der Ingolstädter Archäologen zur Sprache kommen wird.

Der scheidende Dienststellenleiter Erich Claßen wird am kommenden Mittwoch, 6. Oktober, abschließend über aktuelle Grabungen und Untersuchungen im Ingolstädter Stadtmuseum informieren. Gemeinsam mit Josef Dintner, dem Leiter der städtischen Unteren Denkmalschutzbehörde, wird Claßen schließlich am 28. Oktober die Bauherren und andere Interessierte über das Verfahrensrecht und die archäologischen Grabungen informieren. Die Veranstaltung findet im Kino der VHS statt.