Eichstätt
Verwandelt

Überraschende Sicht auf Altbekanntes: Fotos von Hubert Klotzeck

30.12.2012 | Stand 03.12.2020, 0:39 Uhr

Abstrahiertes Feuerwerk: Hubert Klotzeck hat den bunten Raketenexplosionen in Eichstätt digital die Farbe entzogen - Foto: Klotzeck

Eichstätt (DK) Der Titel der Schau ist ein Rätsel, die Bilder auf den zweiten Blick verkehrte Welt. Und schon auf den ersten irritierend. Hinter „Kceztolk Trebuh. Vitagen.“, der neuen Fotoausstellung in der Galerie Bildfläche, verbirgt sich eine spielerische wie hintersinnige Sicht auf Landschaften, auf Berge und Flüsse – und auf Feuerwerke.

Nicht irgendwelche irgendwo, sondern mit Orts- und Heimatbezug. Es sind die, die in der Nähe des Figurenfelds mit Blick auf die Stadt zum Volksfest in Eichstätt gezündet werden.

Hubert Klotzeck, Fotograf und Galerist, stellt für seine zwölfte Schau mit minimalen Mitteln – und großer Wirkung – die Sehgewohnheiten des Betrachters kurzerhand auf den Kopf. Dafür hat er den Entstehungsprozess seiner Werke umgekehrt, in Anlehnung und Erinnerung an analoge Fotografie. Was einst Ausgangspunkt war, wird ihm nun zum Ergebnis. Digitalen Fotos entzieht er die Farbe und kehrt sie zum Negativ. Die Wirkung ist verblüffend.

Aus pyrotechnischen Effekten am nächtlichen Himmel werden reduzierte Spuren auf dem weißen Blatt, aus Sternenregen lichte Gebilde, aus formenreichen Feuerwerksexplosionen abstrakte Schraffuren, aus dichtem Rauch feine Nebelschwaden. Klotzeck verwandelt das farbenreiche Himmelsspektakel in einen aberwitzigen Schwarz-Weiß-Kosmos aus Formen und Strukturen. Aus den visuellen Wunderwerken werden Pflanzen, Fantasiegebilde, Elementarteilchen.

Dem Philosophen Theodor W. Adorno war das Feuerwerk „die perfekteste Form der Kunst, da sich das Bild im Moment seiner höchsten Vollendung dem Betrachter wieder entzieht“. Klotzeck geht darüber hinaus. Er hält nicht nur den kurzen Moment fest, sondern eröffnet den Blick auf bislang nie Gesehenes.

Nicht weniger faszinierend ist das Ergebnis bei den Landschaften. Klotzeck, der als Fotograf ein Faible für Stein in vielfältiger Form hat, verwandelt die Glocknergruppe in den Ostalpen, majestätische Felsen in den Dolomiten, Seen und Wege, Wasserfälle und Straßen ins Negativ. Aus schroffen Gebirgswelten werden dadurch vielschichtige Meditationsbilder. Klotzeck regt mit seinen experimentellen Fotografien an, hinter die Dinge zu blicken, Vertrautes infrage zu stellen, neue Perspektiven zu wagen. Er verfremdet und macht gleichermaßen sichtbar. Eine gelungene Ausstellung.

Kceztolk Trebuh. Vitagen. Fotografie von Hubert Klotzeck. Galerie Bildfläche, Eichstätt, zu sehen noch bis 31. Januar, Mi. und Fr. von 15 bis 18 sowie Sa. von 10 bis 13 Uhr. Auch nach telefonischer Vereinbarung unter (01 51) 25 35 02 96.