Hilpoltstein
Versüßtes Warten auf die S-Bahn

Zum Fahrplanwechsel erwartet die Landkreisbürger ein verbesserter ÖPNV - S5 nach Allersberg kommt später

05.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:18 Uhr
Kommen wird sie, die S-Bahn nach Allersberg, allerdings nicht zum 9. Dezember, sondern zum 9. Juni 2019. −Foto: Karmann/dpa

Hilpoltstein (HK) Mit dem Fahrplanwechsel am Sonntag gibt es zahlreiche Änderungen und auch Verbesserungen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) im Landkreis. Eine erwartete Verbesserung, der Stundentakt von Nürnberg nach Allersberg im Zuge der S-Bahn-Linie 5, wurde allerdings wieder einmal verschoben.

Grund für die verzögerte Einführung der Linie S5 seien Verzögerungen bei Lieferung und Zulassung der Neufahrzeuge, so Agnieszka Urban von der Bayerischen Eisenbahngesellschaft. Erst mit Auslieferung, Zulassung und Inbetriebnahme der neuen, druckdichten Skoda-Doppelstockzüge im Laufe des Jahres 2019 könnten die heutigen Waggons des München-Nürnberg-Express für einen S-Bahnverkehr Nürnberg-Allersberg zur Verfügung stehen.

"Wir haben getan, was wir konnten", sagt Udo Leuner, Teilnetzmanager der Bahn. So sind im Vergleich zum alten Fahrplan etliche neue Verbindungen dazugekommen. Der Stundentakt konnte noch nicht ganz verwirklicht werden. "Aber der wird voll umfänglich umgesetzt", verspricht Leuner. Denn mit dem sogenannten kleinen Fahrplanwechsel am 9. Juni soll die S5 endgültig kommen. Lieber einen Gang bei der Umsetzung zurückzuschalten, sei die Devise, bevor man falsche Erwartungen wecken würde.

Dass sich etwas getan hat, ist bereits deutlich erkennbar. So verkehren künftig mehr Regionalbahnen (RB) zwischen Allersberg und Nürnberg, zudem wurden die Abfahrtszeiten vereinheitlicht. So fährt die RB von Allersberg meist drei Minuten nach der vollen Stunden ab, von Nürnberg meist 20 Minuten vor der vollen Stunde.

Vor allem unter der Woche ist das spürbar, so kann man künftig auch um 10.03, 13.03, 16.03, 18.03, 20.03, 21.03, 22.06 und 0.03 Uhr abfahren. Zurück gibt es zusätzliche RB um 4.40, 5.24, 6.41, 9.40, 15.40, 16.40, 17.40, 19.40, 20.40 und um 21.44 Uhr. Einige wurden aber auch gestrichen, wie die Züge um 14.11, 18.18 und 20.18 Uhr. Unter dem Strich bleibt aber eine deutliche Verbesserung.

Zumal die meisten Züge jetzt eine direkte Anbindung zur Buslinie 633 nach Hilpoltstein haben. Inklusive Rufbus gibt es künftig 19 Schnellverbindungen vom Bahnhof Rothsee nach Hilpoltstein, nahezu eine Verdoppelung. Möglich gemacht haben das zwei Dinge: Zum einen wurden die Nahverkehre in Hilpoltstein, Heideck, Allersberg und Thalmässing völlig neu strukturiert und zum anderen wurde erheblich mehr Geld vom Landkreis und den Kommunen in die Hand genommen. Aufkommen müssen diese für das Defizit, das entsteht, wenn Unternehmen Linien nicht eigenwirtschaftlich betrieben können. Satte 481000 Euro werden Landkreis und Gemeinden je zur Hälfte für das "Linienbündel 3" im südlichen Landkreis Roth nachschießen müssen. Zuvor waren es 230000 Euro. Einer zahlt nun mehr, als vorher beide zusammen.

Das Ende der Fahnenstange ist für die Nahverkehrsexpertin des Landkreises, Birgit Rücker, aber noch nicht erreicht. "Das ist das Minimum, was wir jetzt gemacht haben", sagt sie. Wobei Hilpoltstein nun schon super angebunden sei. Aber für den ÖPNV werde man künftig noch tiefer in die Tasche greifen müssen. "Und das sind alles keine Luxusverbindungen."

Was einst mit Greding begonnen hat, wird jetzt auch in den anderen Kommunen umgesetzt: das Gemeindemobil. Damit verabschiedet man sich von der großen Linie 633, die bisher Heideck, Hilpoltstein und Heideck miteinander verbunden hat. Die Gemeindemobile verbinden vielmehr die Ortsteile von Hilpoltstein, Thalmässing, Heideck und künftig auch Allersberg mit ihrem jeweiligen Hauptort. Das funktioniert zwar mit einem festen Fahrplan, dieser muss allerdings aktiviert werden. Das heißt, man muss 90 Minuten vor einer bestimmten Abfahrtszeit den Bus telefonisch bestellen.

Von den Hauptorten selbst gibt es dann schnelle Verbindugen: von Heideck nach Hilpoltstein, von Allersberg oder Hilpoltstein zum Regionalbahnhof oder von Thalmässing nach Hilpolstein - im Prinzip immer dorthin, wo ein Bahnhof ist. Zum Teil sind das feste Linienbusse, aber auch Rufbusse und Anrufsammeltaxis. Dass sich das alles erst einmal einschleifen muss, sieht man an Greding. Die Nachfrage sei verbesserungswürdig, so Birgit Rückert. "Aber wir bleiben am Ball." Weiterhin verkehren natürlich in allen Orten die Schulbuslinien.

Auch eines weiteren Problems hat man sich angenommen. Wer bisher von Nürnberg nach Allersberg fährt, der bekommt meist schon bei leichten Verspätungen schweißnasse Hände, denn sollte der Zug zu spät kommen, ist der Bus weg. In Altenfelden heißt es dann, entweder auszuharren oder jemanden anzurufen. "Die Busunternehmen sollen künftig länger warten", sagt Birgit Rücker. Deshalb gebe es nun einen Puffer von bis zu 15 Minuten.

Unverändert auf Strecke geht die Gredl zwischen Hilpoltstein und Roth. Allerdings kommen zum kleinen Fahrplanwechsel zwei neue Abendverbindungen dazu. Zum einen werktags um 20.35 Uhr von Hilpoltstein nach Roth und an Sonn- und Feiertagen um 21.02 ab Roth.

Über die neuen Pläne kann man sich auf den Seiten des Verkehrsverbundes Nürnberg, www.vgn.de/verbindungen, und über das Portal der Bahn, www.bahn.de informieren. Sowohl seitens des Bahn als auch des VGN gibt es Apps zum Herunterladen für das Smartphone, diese bieten neben den Auskünften über Fahrpläne auch Angaben zu etwaigen Verspätungen und Ausfällen.
 

Nahverkehr wird ab Januar teurer

Hilpoltstein (HK) Um durchschnittlich 2,69 Prozent hebt der Verkehrsverbund Großraum Nürnberg (VGN) zum 1. Januar seine Fahrpreise an. Die Preisanpassung ist laut VGN notwendig, um die umfangreichen Verkehrs- und Serviceleistungen bei kontinuierlich steigenden Kosten weiter anzubieten und auszubauen.

Bei der Fortschreibung seines Tarifs orientiert sich der VGN an einem speziellen Warenkorbindex, der die Kostenstrukturen der Verkehrsunternehmen berücksichtigt. Den stärksten Anstieg weisen in der Prognose für 2019 die Aufwendungen für Dieselkraftstoff und Gas mit 3,8 Prozent, für Personal mit 3,1 Prozent sowie die Kapitalkosten für Investitionen mit 2,6 Prozent auf.

Ein zusätzlicher Finanzierungsbedarf bestehe durch die Anforderungen an den Klimaschutz, den Ausbau der Barrierefreiheit, die Digitalisierung bei Fahrgastinformation und Vertrieb sowie durch die notwendigen Investitionen in die Infrastruktur, heißt es in einer Pressemitteilung des Verbundes. Angesichts der finanziellen Ausstattung des öffentlichen Personennahverkehrs sehe man aktuell keine Möglichkeit, auf die Tarifanhebungen zu verzichten. Wenn durch den Gesetzgeber keine alternativen Finanzierungslösungen geschaffen werden, ist für den VGN, „die Koppelung der Fahrpreise an die Entwicklung der Kosten unverzichtbar“. Hoffnung für die Zukunft geben jedoch die im Koalitionsvertrag von CSU und Freien Wählern formulierten Ziele, den ÖPNV verstärkt finanziell zu unterstützen.

Rainer Messingschlager