Verstörender Fang

05.05.2008 | Stand 03.12.2020, 5:56 Uhr

Georg Trattner mit seinem Stör: Dem Fischer gelang der seltene Fang am Agatha-See bei Riedenburg. - Foto: oh

Riedenburg (DK) Eigentlich war Georg Trattner auf der Jagd nach einer Forelle. Was sich dann aber im Haken seiner Angel verfing, war eine kleine Sensation: Trattner fischte einen Stör aus dem Agatha-See bei Riedenburg.

Eigentlich leben die seltenen Fische in Flüssen und im Meer. Sie gehören zu den Wanderfischen, die auf dem Weg in ihre Laichgewässer weite Strecken zurücklegen. Bekannt sind vor allem die Störe aus dem Kaspischen und dem Schwarzen Meer deren Eier, der Kaviar, als Delikatesse verspeist werden.

In Mitteleuropa sind die eigentümlichen Flossenträger extrem selten. Auf der Roten Liste für bedrohte Arten wird er sogar als "ausgestorben oder verschollen" eingestuft. Auch Trattner kann sich nicht erinnern, "dass hier schon mal einer gefangen wurde", wie er sagt. "Ich wusste gar nicht, dass es die hier gibt", gesteht Trattner.

Auch wenn kaum ein hiesiger Angler einen Stör in freier Wildbahn gesehen hat, erkennen ihn doch alle Naturfreunde an seiner typischen Form. Auch Trattner wusste natürlich sofort, was er da an der Angel hat. Wie bei einem Hai liegt das Maul des Störs unter dem Körper, er hat eine lange Schnauze mit Barteln. Auch die asymmetrische Schwanzflosse erinnert an Haie. Wie die können auch Störe als lebende Fossilien bezeichnet werden. Schon vor 220 Millionen Jahren schwammen sie durch Seen und Flüsse der Urkontinente. In den Ozeanen gibt es noch heute Störarten, die bis zu fünf Meter groß werden und über ein Tonne wiegen.

Blinder Passagier im Fass

Von solcher Dimension war der Fang am Agathasee allerdings nicht. Fünf Kilogramm brachte der Fisch bei einer Länge von 75 Zentimetern auf die Waage. An der Körpergröße kann der Experte das Alter des Fisches ablesen "etwa fünf Jahre" sagt Trattner. Wäre es nach ihm gegangen, hätte der Stör auch noch länger in Riedenburg leben dürfen. Allerdings war er so schwer verletzt, dass Trattner ihn nicht wieder aussetzen wollte. "Ich hätte ihn gerne schwimmen lassen", sagt der Fischer. So allerdings nahm er den Stör mit nach Hause, wo er filetiert, in Mehl gewendet und angebraten wurde und schließlich "hervorragend geschmeckt hat". Kaviar freilich war bei dem jungen Tier nicht zu erwarten, Störe werden erst spät geschlechtsreif, sie können über hundert Jahre alt werden.

Fraglich bleibt, wie der Stör seinen Weg in den Agathasee gefunden hat. Trattner vermutet, dass er sich in einer Zuchtstation in ein Fass voller Forellen oder Zander geschmuggelt hat, die dann an dem Bade- und Angelsee bei Riedenburg eingesetzt wurden. Sicher ist das freilich nicht. Allerdings beweist der Fang vom Agathasee die gute Wasserqualität des Gewässers. Störe gelten als recht anspruchsvoll und fühlen sich nur in sehr sauberem Wasser wohl. Darin liegt auch der Grund, warum der einst so häufige Stör aus Mitteleuropa verschwunden ist.