Wolnzach
Verstaubte Kontakte aufpolieren

13.09.2011 | Stand 03.12.2020, 2:25 Uhr

Wolnzach (WZ) Die Gästeliste steht. Nun müssen die Fahrtteilnehmer für die Reise in die Wolnzacher Partnerstadt nur noch die Koffer packen, denn am Freitag geht's ab nach Belgien. Im Gepäck hat die Marktdelegation auch ein Anliegen: Die eingerostete Freundschaft soll neue Impulse bekommen.

„Damals, da war das ja etwas absolut Ungewöhnliches, eine Reise nach Belgien machen zu können. Da haben freilich gleich immer viele mitgemacht, weil sie ja sonst da nie hingekommen wären.“ Der Wolnzacher Altbürgermeister Anton Dost (SPD) wird fast ein bisschen wehmütig, wenn er an die Anfänge der Städtepartnerschaft zwischen Wolnzach und Poperinge in Belgien denkt. „Wir sind damals voll hinter dieser Freundschaft gestanden und haben uns vor allem einen Austausch unter den Jugendlichen erhofft.“ Damals – das war in der Zeit, als Dost Anfang der 1970er Jahre Chef des Wolnzacher Rathauses wurde. Seine Unterschrift steht auf der Verbrüderungsurkunde, die der Markt Wolnzach und die Stadt Poperinge im August 1973 unterzeichnet haben.

Väter der Partnerschaft

Die Freundschaft der beiden vom Hopfen geprägten Orte Wolnzach in der Hallertau und Poperinge in Belgien war zu diesem Zeitpunkt schon acht Jahre alt, denn bereits 1965 hatte es erste Begegnungen rund um das beiderseits gepflegte Grüne Gold gegeben, aus der auf Initiative des damaligen Poperinger Bürgermeisters Walter de Sagher und des damaligen Wolnzacher Bürgermeisters Hans Felsl schließlich die offizielle Partnerschaft wurde. Walter de Sagher – der Poperinger Bürgermeister – erlebte die Urkundenunterzeichnung selbst nicht mehr, weil er drei Jahre zuvor mit erst 53 Jahren verstorben war. Trotzdem ist er im Wolnzacher Alltag gegenwärtig, vor allem bei den Bewohnern des Baugebietes „An der Wendenstraße“ im Wolnzacher Nordwesten. Hier ist nach ihm eine Straße benannt – und die Adressangabe „Walter-de-Sagher-Straße“ hat ihren Bewohnern wegen der ungewöhnlichen Schreibweise schon so einige postalische Stilblüten eingebracht. Mit dem Buchstabieren etwas leichter haben es da die Anwohner der Hans-Felsl-Straße in Wolnzach, auch dem Wolnzacher Mitbegründer der Städtepartnerschaft wurde eine Straße gewidmet.

„Wolnzach steht hinter der Freundschaft mit Poperinge“, sagt der heutige Wolnzacher Bürgermeister Jens Machold (CSU). Dass es eine Freundschaft ist, die etwas Rost angesetzt hat, weiß er sehr genau und sagt deshalb: „Vielleicht können wir die kommenden Tage dazu nutzen, die Kontakte wieder etwas mehr zu beleben.“ Gerade in Sachen Jugendaustausch über die Schulen, meint er, könne man doch einiges versuchen, damit die seit über 45 Jahren existierende Freundschaft neue Impulse bekommt und es vielleicht wieder ein bisschen so werden kann, wie Altbürgermeister Anton Dost das noch in guter Erinnerung hat: „Für uns war diese Freundschaft enorm wichtig und wir haben jedes Jahr etwas dafür getan.“ Zum Ende seiner Amtszeit – Dost war von 1971 bis 1990 Bürgermeister von Wolnzach – hat aber auch er schon bemerkt, dass es immer schwieriger wurde, die Städtefreundschaft lebendig zu erhalten.

Neue Impulse gefragt

Neue Ideen finden, neue Impulse geben – das hat sich die gut 100-köpfige Marktdelegation mit Bürgermeister Jens Machold an der Spitze vorgenommen, wenn sie am Freitag die Reise nach Poperinge antritt. Begleitet wird sie dabei auch mit den guten Wünschen von Altbürgermeister Dost, der sagt: „Ich würde mich wirklich freuen, wenn man das wieder aktivieren könnte. Ich wünsche den Verantwortlichen dabei viel Glück!“