Versprechen sind nie sicher

15.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:14 Uhr

Darf's doch ein bisschen länger sein?

Ein Sommerinterview mit unserer Zeitung hatte Landrat Martin Wolf (CSU) dazu genutzt, einen Versuchballon aufsteigen zu lassen: Er machte öffentlich, dass er darüber nachdenke, eventuell über 2020 hinaus zu amtieren. Bei der politischen Konkurrenz stießen Wolfs Gedankenspiele auf völliges Unverständnis. Schließlich hatte er im Vorfeld des 2017er Urnengangs versichert, dass er seine Amtsperiode verkürzen werde, um so eine Wiederzusammenführung der Landratswahl mit der Kommunalwahl zu ermöglichen. Nur vor diesem Hintergrund hatten die Freien Wähler und die SPD auf eigene Kandidaten verzichtet. Und bei "seiner" CSU löste Wolf, der nach eigener Aussage mit seinen Interview-Äußerungen "einfach mal austesten" wollte, wie denn die Reaktion auf eine Abkehr von seinen früheren Zusagen so ankommen würde, blankes Entsetzen aus: Als wortbrüchige Wahlkampftrickser wollten Wolfs Parteifreunde um Kreisvorsitzenden Karl Straub nun wirklich nicht dastehen.

Die Folge: Wolfs Versuchsballon wurde flugs zerschossen - und die spitzesten Pfeile kamen aus den eigenen Reihen. Wie beschrieb der Landrat jetzt das Ergebnis des Stimmungstests: "Die Reaktionen waren nicht gut. Ehrlich gesagt sogar sehr schlecht. " So schlecht, dass Wolf sich nun veranlasst sah, einen Schlussstrich unter - fast - alle Spekulationen zu ziehen und klarzustellen, dass er doch zu seinem Wort steht und den Weg zu Neuwahlen 2020 nicht blockiert. Versprochen ist halt doch versprochen und daran sollte man sich halten, wenn man seine Glaubwürdigkeit nicht aufs Spiel setzen will.

Doch Stopp: Von einem festen "Versprechen" mag Wolf in diesem Zusammenhang nicht gerne lesen, "Zusage" sei treffender, glaubt der Landrat. Nun ja, der Blick in Wikipedia offenbart da keine größeren Unterschiede: "Das Versprechen ist eine einseitige Zusage über eine zukünftige Handlung oder ein zukünftiges Ereignis", heißt es da. Und: "Versprechen sind, da sie auf zukünftige Handlungen gerichtet sind, niemals völlig sicher. " Zumindest wenn Politiker im Spiel sind, dürfte Letzteres wohl niemand bestreiten.

Übrigens: Damit beim Landratswahl-Krimi der Spannungsbogen jetzt nicht absinkt, hat sich Martin Wolf schon einige Optionen offen gehalten. Es könne sein, dass er 2020 aufhöre, sagte er. Denkbar sei aber auch, dass er sich erneut bewerben werde - für die volle Amtszeit oder auch für einen kürzeren Zeitraum. Für welche Variante er sich entscheidet, das will er im Januar bekannt geben. Dass Wolf, egal wie sein Entschluss ausfällt, bei jeder Variante, also auch bei einer Bewerbung für nur zwei oder drei Jahre, die volle Rückendeckung seiner Partei haben wird - diese von einem Medium aus einem Nachbarlandkreis verbreitete Einschätzung wurde bei der Kreis-CSU, bei der die Suche nach Wolf-Nachfolgern längst angelaufen ist, mit einem Schmunzeln registriert. Solche Zusagen oder gar Versprechen gebe es ganz sicher nicht, hieß es.