stadtgeflüster
Verse schmieden im Fort Peyerl

15.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:04 Uhr

(rh) Man nennt ihn inzwischen den Orpheus unter den politisch engagierten Bierzeltpoeten.

Und bereits mit seinem Opus 2 hat er einen Platz in der Topliga der schöpferisch tätigen Ingolstädter Stadtratsmitglieder erobert, was an sich nicht besonders schwer ist. Doch bei Georg Niedermeier bilden Witz und hartnäckiges Eintreten für die Friedrichshofener Sache, Showtalent und Aufmüpfigkeit, Heimatliebe und Oppositionsgeist eine alles in allem glückliche Verbindung. Sein kreatives Schaffen changiert thematisch zwischen dem Repertoire eines BGI-Starkbierabends und einem Stimmungskracher beim Junggesellenabschied vor 50 Jahren.

Vom thrakischen Sänger Orpheus heißt es, er habe selbst wilde Tiere bezaubert, wenn er in die Leier griff, und mit seinem verführerischen Liedgut Frieden gestiftet. Von dieser Wirkung war Georg Niedermeier mit seinem viel beachteten Erstlingswerk "Schützenlösel - dreimal hat's gekracht" noch weit entfernt, denn die damalige Anspielung auf eine sündteure Investition für die Königlich privilegierte Feuerschützengesellschaft barg in den Augen des Oberbürgermeisters ("Schützenlösel") kein friedensstiftendes Potenzial.

Mit seinem zweiten Werk tritt der politische Heimatdichter nun rechtzeitig zum Start des Kommunalwahlkampfes an die Ingolstädter Öffentlichkeit. Es widmet sich einem bis heute unvollendeten Großprojekt im Südwestviertel, basiert auf der eingängigen Schlagermelodie "Es gibt kein Bier auf Hawaii", könnte von einer BGI-Combo in der Fußgängerzone vorgetragen werden, eignet sich aber auch zum Schunkeln während der Stadtratssitzung. An einen Verkauf der Filmrechte denkt Autor Niedermeier bislang nicht. Der Plot sei nicht überzeugend genug, um dafür einen Produzenten gewinnen zu können, fürchtet er. Wer den Refrain kennt, weiß warum.

Dem Stadtgeflüster stellte der Friedrichshofener Songwriter eine Vorabversion zur Verfügung, die auf Anhieb in ihrer rhythmischen Prägnanz bestechend wirkt. "Es gibt kein Klo in Fort Peyerl, es gibt kein Klo/ drum fahr ich nicht zum Fort Peyerl, drum bleib ich do. / Es ist so voll in Fort Peyerl, kein stiller Ort/ und nur vom Hüpfen, Laufen geht der Druck nicht fort. "

Mit der harten Realität - wahrscheinlich läuft gerade ein internationaler WC-Architektenwettbewerb - geht Niedermeier gewohnt souverän um: "Der Bau wär schon lange gewesen/ wenn unsre Verwaltung nicht wär. / Ja, sie will ja ein Klo/ Ja, sie will schon ein Klo/ doch das Bau'n fällt ihr unsagbar schwer. " Und jetzt alle. . !

Der BGI-Verseschmied legte der Stadtgeflüster-Redaktion nahe, seinen neuen Partyhit zu Testzwecken im Büro mal selbst anzustimmen. "Aber Vorsicht, ist ein Ohrwurm! " Der Sonntagsdienst hat es gestern in kleiner Besetzung ausprobiert. Mehr können wir nicht verraten, sonst gibt's Ärger mit der Geschäftsführerin.