Verrohung der Sprache

Kommentar

25.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:16 Uhr

Mit Kurzzeit-Empörung ist es nicht mehr getan. Wer Brandstifter in den eigenen Reihen akzeptiert, darf sich über Nachahmer nicht wundern. Völlig ungeniert hat jetzt die CDU-Abgeordnete Bettina Kudla mit Nazi-Vokabular die Flüchtlingspolitik Kanzlerin Angela Merkels kritisiert, den Begriff "Umvolkung" verwendet, womit Hitler die "Germanisierung" Osteuropas meinte.

Das Motiv der Abgeordneten aus Leipzig ist plump: Hier wird Fremdenfeindlichkeit bedient und die Sorge vieler Bürger, die Zuwanderer seien eine Herausforderung für Deutschland, schamlos ausgenutzt, um der AfD Stimmen abzujagen. Dass die Abgeordnete dazu einen Begriff aus dem Dritten Reich nutzt, ist für die Union ein Tabubruch und für einen demokratischen Politiker unwürdig. Die zunehmende Fremdenfeindlichkeit, die sich immer häufiger in Wut auf Ausländer und rechtsextremen Straftaten entlädt, ist zu einer ernsten Gefahr für unser Land, den Zusammenhalt der Gesellschaft geworden. Doch immer wieder wird Öl ins Feuer gegossen. Auch die ätzende Bemerkung von CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer über den "ministrierenden Senegalesen" war verheerend, lässt sie doch jeden Respekt vermissen.

Wer die Provokationen nicht stoppt, ermuntert nur zum Weitermachen, muss sich nicht wundern, wenn der Damm immer weiter bricht, der Verrohung der Sprache die Verrohung der Menschen folgt. Im Fall Kudla muss CDU-Parteichefin Merkel Konsequenzen ziehen. Wer mit Nazi-Begriffen auf Wählerfang geht, sich bei Rechtsextremisten anbiedert, sollte in ihrer Partei nichts zu suchen haben, und schon gar nicht im Bundestag.