"Vernunftehe" mit Abwasserzweckverband

14.11.2007 | Stand 03.12.2020, 6:21 Uhr

Böhmfeld (sdr) "Böhmfeld hat sein entwässerungstechnisches Single-Dasein aufgegeben, um mit dem Zweckverband Abwasserbeseitigungsgruppe Ingolstadt-Nord eine Vernunftehe einzugehen": So scherzte Klaus Beller, Geschäftsführer der Abwasserbeseitigungsgruppe, in der jüngsten Sitzung des Böhmfelder Gemeinderats. Weil die Gemeinde gemäß der wasserwirtschaftlichen Auflage "Abwasser raus aus dem Jurakarst" seit zwei Jahren ihr Schmutzwasser nach Wettstetten zur Kanalisation der Abwassserbeseitigungsgruppe Ingolstadt-Nord pumpt, war nun eine vertragliche Vereinbarung über Durchleitungsrecht und -entgelt fällig.

Klaus Beller stellte den Abwasserzweckverband (AZV) kurz vor, der für 32 000 Einwohner in den Mitgliedergemeinden Eitensheim, Gaimersheim, Wettstetten, Lenting, Hepberg und Stammham zuständig ist. Das verbandseigene Kanalnetz umfasst 275 Kilometer und kann pro Sekunde bis zu 1800 Liter Trockenwetterabwasser aufnehmen. Die Gemeinde Böhmfeld darf als Gastanschließer bis zu 13,9 Liter Trockenwetterabwasser pro Sekunde einleiten.

"Eine ausgewogene Sache und eine Lösung auf Jahrzehnte für Böhmfeld" nannte Geschäftsführer Beller die Vereinbarung mit der Gemeinde. Die Laufzeit sei unbefristet. Der AZV berühre die originären Rechte der Gemeinde wie Erschließung von neuen Baugebieten und Festlegung beziehungsweise Erhebung von Beiträgen nicht. Allerdings dürfe die eingekaufte Abwassermenge nicht überschritten werde. An den AZV sei ein einmaliges Durchleitungsentgelt von 198 758,20 Euro für 13,9 Liter pro Sekunde, errechnet aus dem Restwert der Anlage, und eine jährliche Betriebskostenumlage, gemessen an Aufwendungen und Einwohnerzahl, zu zahlen.

Vom Anschluss der Gemeinde Böhmfeld an die Zentralkläranlage Ingolstadt beziehungsweise den Abwasserzweckverband Ingolstadt-Nord profitiert auch der Gaimersheimer Ortsteil Rackertshofen: Laut Vereinbarung darf er eine für 50 Einwohner bemessene Schmutzwassermenge in die vorbeiführende Böhmfelder Druckleitung einleiten zum Weitertransport zur Kanalisation des AZV in Wettstetten. 1126,30 Euro beträgt der einmalig zu entrichtende Kostenanteil an der Druckleitung. Die jährliche Betriebskostenumlage an die Gemeinde beträgt 100 Euro.

Sowohl die Vereinbarung zwischen dem Zweckverband und der Gemeinde Böhmfeld als auch die Vereinbarung zum Anschluss von Rackertshofen an die Böhmfelder Druckleitung billigte der Gemeinderat einhellig. Um den staatlichen Zuschuss von 700 000 Euro für die Investitionen für Druckleitung und Kläranlagenumbau zu sichern, soll der Verwendungsnachweis für das Wasserwirtschaftsamt Ingolstadt noch im November erstellt werden. Am Sonntag, 25. November, zwischen 14 Uhr und 16 Uhr kann die Bevölkerung beim Tag der offenen Tür in der Böhmfelder Kläranlage die baulichen Veränderungen in Augenschein nehmen.