Dietfurt
Verliebt in alte Senfhaferl

Felix Häberle aus Wildenstein sammelt unter anderem Gebrauchskeramik

29.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:14 Uhr

Foto: DK

Dietfurt (khr) Felix Häberle aus Wildenstein, Rechtsanwalt im Ruhestand, hat ein Faible für Antikes und Kurioses. Vor allem alte Senfhaferl haben es ihm angetan. Einige Hundert Stück hat der 73-Jährige zusammengetragen.

Der Schwerpunkt seiner Sammlung liegt auf Westerwälder Steinzeug aus den Jahren 1900 bis 1930. Dieses grau-blaue Geschirr wurde ab dem 17. Jahrhundert in großen Mengen in ganz Europa gehandelt, es ist sehr widerstandsfähig und gebrauchstüchtig und von kunstgeschichtlicher Bedeutung.

Die Leidenschaft für Gebrauchskeramik packte Häberle vor etwa 30 Jahren. Seine Frau und er seien schon damals gerne durch Flohmärkte gebummelt, berichtet er. Bei einem „gehobeneren“ Trödler in München, wo sie ihren Hauptwohnsitz haben, hätten sie immer wieder etwas gekauft. Beim „Nobeltandler“ in Untergiesing habe der Hobbysammler auch die ersten Senfhaferl erstanden. „Ich hab ein paar erwischt, die mir unglaublich gut gefallen haben“, schildert Häberle diese Liebe auf den ersten Blick. Gerade die Formgebungen von Senftöpfen des „Designpapstes“ Richard Riemerschmid, der Ikone des Jugendstils, unter anderem Ausstatter der Münchner Kammerspiele, lenkten seine Blicke immer wieder auf sie. Die früheren Hersteller von Senfhaferln hätten sehr gute künstlerische Gestalter gehabt, sagt er.

Häberle sammelt aber auch sonst so einiges und darf sich stolzer Besitzer von rund 2500 Farbholzschnitten nennen. Von den Senftöpfen hat er hingegen nur „schlappe“ 600 Stück in seinem Dachstübchen in der Wildensteiner Wohnung stehen. „Zunächst standen die Haferl recht stiefmütterlich im Schrank auf einem Fondueteller“, bekennt er.

Nächste Objekte seiner Sammelleidenschaft waren Bierkrüge und Butterdosen. Ausschau nach all diesen Lieblingsstücken hielt er weiter vornehmlich auf Flohmärkten. „Ich bin da nicht so modern unterwegs. Was das Internet betrifft, bin ich eher ein Dinosaurier“, gesteht er. „Da kommt einem bestimmt ewig viel aus“, glaubt Häberle, „aber da täte ich nur mehr stundenlang schauen und nach etwas suchen“.

Ab und an helfen ihm Freunde und Sammlerkollegen bei seiner Suche nach erlesenen Stücken: „Die wissen, worauf ich scharf bin.“ Einen Bekannten habe er sogar schon angesteckt mit seiner Leidenschaft.

Die Ursprünge von Häberles Sammelleidenschaft liegen weit zurück. Bereits in den 1950er Jahren – mit 13 Jahren – begann er mit Briefmarken. 1986 brach dann die große Leidenschaft für Farbholzschnitte aus, erinnert er sich. Mittlerweile würden ihn sogar Museen um Dauerleihgaben bitten, wie etwa das Städtische Museum in Konstanz. Im Schloss Moyland am Niederrhein sei erst eine Ausstellung zu Ende gegangen, in der Häberles’ Farbholzschnitte zu sehen waren. Museumsdirektoren empfehlen seine Gegenstände weiter. „Mir macht es Spaß, wenn die Sachen unter die Leute kommen“, sagt Häberle.

Die Senftöpfchen bleiben bei ihm zu Hause. „Sie brauchen keine Pflege, nur gelegentlich müssen sie abgestaubt werden. Sie stehen auch auf den Dachbalken im Dachstuhl des Schlosses“, erzählt er. Längst ist Häberle ein Sammelprofi. „Stücke, die nicht zu 100 Prozent in Ordnung sind, muss man halt auslassen, beispielsweise wenn der Deckel fehlt“. Häberle hat immer dazu gelernt, er mag nur Stücke von einwandfreier Qualität.

„Die wenigsten Händler haben eine Ahnung. Denen erkläre ich dann oft etwas“, amüsiert er sich. Die Frage, wie genau er sich auf Flohmärkten nach den favorisierten Senfbehältern auf die Pirsch begebe und ob er lediglich nach solchen Ausschau hält, ist für Häberle schnell beantwortet: „Es gibt koane mehr, ich glaub, ich hab alle aufgekauft.“

Und warum er gerade das profane Senfhaferl als Sammelobjekt auserkoren habe, liegt für ihn auch auf der Hand: „Ich schaue es mir gerne an, verschwinde dann in mein Dachstübchen und mein Blick fällt wohlgefällig über die Reihen der Senfglaserl. Ich kenne auch fast alle 600 Stück, man bekommt ein gutes Gedächtnis dadurch und einen Blick für Nummernstempel vor dem Brand.“

Die ersten paar Hundert, von denen er für das Einzelstück nie mehr als bis zu zehn, 15 Euro investiert, habe er auch schon fotografiert und Nummernlisten angelegt. Auch seine Frau Inge teilt die Sammelleidenschaft mit ihm. Ihr Herz schlägt allerdings für expressionistische Bilder. Sich gegenseitig über die Sammelobjekte auszutauschen, bereite ihnen beiden sehr viel Freude.