Lichtenau
Verleihen als Geschäftsmodell

Zwei Lichtenauer haben mit einer ungewöhnlichen Idee ein kleines, aber erfolgreiches Unternehmen gegründet

10.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:31 Uhr
Ob Grillwok oder Kettensäge: Christoph Mahlo (l.) und Markus Link haben im Weicheringer Ortsteil Lichtenau die "Verleihbuam" gegründet. Sie verleihen Gegenstände, die sonst monatelang ungenutzt blieben. −Foto: Janda

Lichtenau - Die Idee ist aus der Not heraus entstanden - oder besser gesagt: aus Ärger.

 

"Viele Werkzeuge oder Geräte, die ich ausgeliehen habe, kamen kaputt zurück - oder gar nicht mehr", erinnert sich Markus Link. Vor gut einem Jahr hat er deshalb gemeinsam mit Christoph Mahlo in Lichtenau die "Verleihbuam" gegründet. Seitdem verleiht das Duo von der heimischen Garage aus ein stattliches Repertoire an Gegenständen - von der Motorsäge bis zum Faschingskostüm.

Der Ansatz des Geschäftsmodells der beiden guten Freunde ist dabei so simpel wie praktisch. "Viele Dinge braucht man vielleicht ein- oder zweimal pro Jahr", erklärt Link. Doch den Rest der Zeit stünden die Gegenstände ungenutzt herum - ein Problem, das auch die Zielgruppe der "Verleihbuam" hat. "Denn die Sachen brauchen nicht nur Platz, sondern verlieren auch an Wert - da kann ich sie genauso gut verleihen", erklärt Link. Doch den einfachen Weg, Rüttelplatte, Motorsäge und Co. an Bekannte zu verleihen, wollte er nach seinen schlechten Erfahrungen nicht mehr gehen. "Wenn ich aber Geld haben will, muss ich alles rechtlich auf einwandfreie Füße stellen", berichtet er von den Überlegungen, die ihn und Mahlo schließlich zur Gründung ihres kleinen Unternehmens bewogen haben.

In der Anfangszeit hatten die beiden Freunde, die in verantwortungsvollen Positionen in der Automobilbranche tätig sind, bereits ein ansehnliches Repertoire an Werkzeug, Maschinen und Veranstaltungstechnik. Seitdem sind zahlreiche Gegenstände dazugekommen, andere hingegen wieder verschwunden - je nach Nachfrage der Kunden. "Es müssen aber sinnvolle Sachen sein", erklärt Mahlo. Denn: "Wenn etwas nicht läuft, verkaufen wir es wieder. "

Bislang können sich beide allerdings nicht über zu wenig Resonanz beklagen. Momentan erreicht die "Verleihbuam" etwa eine Anfrage pro Tag, darunter auch immer wieder mal von Vereinen aus den umliegenden Ortschaften. "Eigentlich ist das Geschäft mittlerweile zum Selbstläufer geworden", erklärt Mahlo. Der Weg dorthin war aber alles andere als einfach. Oder wie er es ausdrückt: "ein richtiger Marathon". Denn auf die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens folgte die komplette rechtliche Klärung mit Versicherungen. Außerdem haben beide in mühsamer Detailarbeit zu jedem Gegenstand einen Ordner samt Bedienungsanleitung und Hinweisen erstellt. "Denn Sicherheit ist für uns das A und O", erklärt Mahlo. Deshalb gibt es für einige Maschinen auch gleich die passende Sicherheitskleidung zum Ausleihen dazu.

Neben den drei Kernbereichen Automotive, Handwerk und Veranstaltung entdeckt das findige Duo außerdem immer wieder neue Nischen für sich - so wie aktuell mit Faschingskostümen. "Bei uns im Schrank verstauben die sonst nur", sagt Link, der ebenso wie seine Frau und die Mahlos seit Jahren begeisterter Ballbesucher ist. Entsprechend umfangreich war der Kostümfundus der beiden Paare. Mit einer großen Nachfrage rechnen die beiden Partner heuer allerdings nicht. Die Erfahrung habe vielmehr gezeigt, dass sich solche Ideen erst nach einem Jahr herumgesprochen haben, so Link. "Daher hoffen wir auf 2021."

Anders sieht das bei einem anderen Angebot aus, bei dem sich das Duo mehr oder weniger selbst verleiht - als Nikolaus und Krampus. Bis in den Landshuter Raum und sogar in der Oberpfalz waren sie dafür unterwegs. "Das war so ein Run, dass wir sogar Absagen erteilen mussten", erinnert sich Link. Den beiden Männern liegt dabei neben der Freude für die Kinder auch der Erhalt des Brauchtums am Herzen.

Noch reicht der Lagerplatz in den Wohnhäusern und Garagen für alle Gegenstände aus. "Doch es wird langsam eng", weiß Mahlo. Immerhin wollen beide das Sortiment sukzessive weiter ausbauen. Das passiert allerdings stets in Absprache mit den Ehefrauen Conny und Nicole, die bei Investitionen mitentscheiden. Der familiäre Charakter liegt den beiden Männern dabei am Herzen. "Und es muss gemütlich und nebenbei laufen", betont Mahlo.

DK

Stefan Janda