Pfaffenhofen
Verkehrsberuhigung in sechs Schritten

17.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:12 Uhr
Durchgangs- statt Kundenverkehr: 6000 Fahrzeuge kürzen laut Verkehrszählung täglich über den Pfaffenhofener Hauptplatz ab, ohne dass die Fahrer dort etwas zu erledigen haben. Dieses Foto macht mit einer Langzeitbelichtung über 18 Sekunden den Verkehrsfluss im abendlichen Berufsverkehr deutlich. −Foto: Kraus

Pfaffenhofen (PK) Damit die Sperrung des Pfaffenhofener Hauptplatzes nicht zu Verkehrschaos auf dem Altstadtring und in den Seitenstraßen führt, plant die Stadt mehrere Änderungen bei Vorfahrts- und Abbiegeregelungen.

Mit der Sperrung des Pfaffenhofener Hauptplatzes für den Durchgangsverkehr soll es noch nicht getan sein: Wie berichtet, plant die Stadt eine ganze Reihe von Verkehrsänderungen – vor allem neue Vorfahrts- und Abbiegeregelungen am Altstadtring sowie Verkehrsberuhigungen an Zubringerstraßen. Diese begleitenden Maßnahmen sollen einerseits eine Überlastung des Altstadtrings verhindern, andererseits den Durchgangsverkehr aus der Kernstadt auf die B 13 sowie die bestehenden Umgehungsstraßen verlagern – also auf Schrobenhausener Straße und Anton-Schranz-Straße. „Die Sperrung des Hauptplatzes für den Durchgangsverkehr ist also nur einer von mehreren Bausteinen“, erklärt Stadtbaumeister Gerald Baumann den jüngsten Stadtratsbeschluss. „Ohne die anderen Änderungen wäre sie nicht zielführend, weil es sonst Staus gäbe.“ Ziel hingegen sei es, unnötigen Durchgangsverkehr aus der Kernstadt heraushalten – und zwar aus dem Zentrum ebenso wie aus den anderen Vierteln und Siedlungen. Die einzelnen Punkte sollen nun von den Planern ausgearbeitet und dann schrittweise umgesetzt werden. Hier ein Überblick:

Sperrung der Hauptplatzdurchfahrt

Von den angekündigten Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung der Innenstadt ist die Sperrung der Hauptplatzdurchfahrt ab Herbst 2018 die drastischste – und natürlich auch umstrittenste. Laut Grundsatzbeschluss des Pfaffenhofener Stadtrats sollen Hauptplatz, Hofberg, Weilhammer Klamm und Sonnenstraße für den motorisierten Durchgangsverkehr gesperrt werden – ausgenommen Stadtbusse und Rettungswagen. Für diese soll eine Lösung beispielsweise mit versenkbaren Pollern erarbeitet werden. Durch eine Ausweitung des Fußgängerbereichs auf den Bereich um den Maibaum werden Stellplätze wegfallen, was in der Tiefgarage kompensiert wird. Mit dem Aufstellen von Pollern wird es beim Umbau aber nicht getan sein: Das Asphaltband soll durch Granitpflaster ersetzt werden. „So nehmen wir dem Platz den Straßencharakter“, erklärt Baumann. Dafür braucht es aber noch farblich passende Pflastersteine. „Ob wir ein Material bekommen werden, das dem Granit nahekommt, bleibt spannend.“

Teilsperrung der Frauenstraße

Damit sich der Durchgangsverkehr in südlicher Richtung nicht auf die Frauenstraße verlagert, soll diese im Bereich hinter dem Rathaus für den motorisierten Verkehr gesperrt werden. Das bedingt aber eine Änderung der Abbiegeregelung aus der Löwenstraße kommend: Bisher war nur Rechtsabbiegen erlaubt, was durch die Sperrung widersinnig wäre. Daher wird die geltende Einbahnregelung aufgehoben und man soll dort künftig auch nach links Richtung Türltorstraße abbiegen dürfen. Der Fußgänger- und Radfahrerbereich soll sich zwischen Rathaus und Eisdiele erstrecken. Von Norden her soll die Frauenstraße aber noch bis zur Zufahrt am Hotel Müllerbräu für den Anlieferverkehr befahrbar bleiben.
 

Öffnung der Spitalstraße und neue Abbiegeregelung

Dreh- und Angelpunkt der begleitenden Verkehrsberuhigungsmaßnahmen ist die Öffnung der Spitalstraße in Verbindung mit neuen Abbiegeregelungen an der Kreuzung mit Türltorstraße und Weiherer Straße (siehe Grafik unten). Durch diesen Lückenschluss auf dem Altstadtring soll der Verkehrsfluss verbessert werden. Die Stichstraße am Altenheim, die Ingolstädter Straße und Türltorstraße verbindet, war bisher eine Anliegerstraße – und soll im Laufe des Jahres 2018 als Einbahnstraße in Richtung Osten für den Verkehr geöffnet werden. Dadurch sollen Fahrzeuge, die auf der Ingolstädter Straße stadtauswärts unterwegs sind, über Spitalstraße und Weiherer Straße leichter und schneller zur B 13 kommen. Von der Weiherer Straße kommend soll Abbiegen hingegen nur noch nach rechts erlaubt sein. Die Türltorstraße soll nördlich der Kreuzung als Einbahnstraße sowie als Fahrradstraße ausgewiesen werden. Dadurch muss der Verkehr durch die Spitalstraße nur den vorfahrtsberechtigten Verkehr von rechts beachten. „So wird es viel einfacher, dort zu kreuzen“, erklärt Baumann – und dadurch erhöhe sich der Verkehrsabfluss zur B 13.

Abtrennung von Schlachthof- und Grabmeirstraße

Weniger eine Sofortmaßnahme für 2018 als eher ein mittelfristiger Schritt zur Verkehrsberuhigung ist die vorgeschlagene Zweiteilung des Knotenpunkts zwischen Stadtgraben, Grabmeirstraße, Schlachthofstraße und Ilmstraße. „Das muss noch genauer untersucht werden“, sagt der Stadtbaumeister. Bisher sind Schlachthofstraße und Grabmeirstraße beliebte Abkürzungen Richtung B 13. Doch der Einmündungsbereich zum Stadtgraben könnte, falls nötig, gesperrt und mit Pollern abgetrennt werden. Î Verkehrsberuhigung der Münchener Straße Ein wesentlicher Punkt, um Chaos in der Schulstraße zu vermeiden, ist eine Verkehrsberuhigung in der Münchener Straße und inneren Moosburger Straße – und zwar vermutlich im Bereich des Münchener Vormarkts. Angedacht sind der Ausbau zu einem verkehrsberuhigten Geschäftsbereich und eine Verbesserung für den Radverkehr. „Wie das konkret ausschauen wird, weiß noch keiner“, sagt Baumann. Das gelte es erst noch zusammen mit den Verkehrsplanern bis 2018 zu untersuchen. Nur die Zielsetzung steht fest: „Es darf nicht mehr dazu einladen, von der Moosburger Straße oder B 13 kommend über die Münchener Straße und Schulstraße nach Westen abzukürzen.“ Stattdessen soll der Weg über Bundesstraße und Westtangente attraktiver sein.

Verkehrsberuhigung der Hohenwarter Straße

Auch die Hohenwarter Straße als Innenstadtzubringer soll durch Schikanen, also beispielsweise Fahrbahnverengungen oder Verkehrsinseln zur Drosselung der Geschwindigkeit, unattraktiver für Autofahrer gestaltet werden. „Die Durchfahrtszeit soll erhöht werden, damit es zum Beispiel aus Hohenwart kommend einen stärkeren Anreiz gibt, die Anton-Schranz-Straße oder die Schrobenhausener Straße zu nutzen“, erklärt Stadtbaumeister Baumann. Wie genau und wo an der Straße die Verkehrsberuhigung realisiert wird, steht allerdings noch nicht fest. Ab 2018 soll sie erst einmal provisorisch realisiert werden, mittelfristig dann mit einer baulichen Dauerlösung.

Drängen auf Bau der Südumgehung

Das Dauerthema Südumgehung spielt auch bei der Verkehrsberuhigung eine Rolle: Die Stadt will beim Staatlichen Bauamt Ingolstadt als zuständige Behörde auf eine baldmöglichste Realisierung drängen. Wobei „baldmöglichst“ bei einem solchen Großprojekt wegen des erforderlichen, langwierigen Planfeststellungsverfahrens, das noch nicht einmal begonnen hat, noch mehrere Jahre bedeuten dürfte. Die Südtangente brauche es aber nicht, damit die erste Stufe des Verkehrskonzepts funktioniert, betont Baumann. Ihre Realisierung würde die Verkehrsbelastung in vielen Stadtbereichen aber zusätzlich mindern.
 

Neues Parkkonzept

Wesentlich zur Verkehrsberuhigung in der Innenstadt beitragen soll auch das neue Parkkonzept, das die Stadtverwaltung bis Februar ausarbeiten wird. Die externen Verkehrsplaner haben dafür statt des bisherigen Durcheinanders eine einheitliche Preisstaffelung von innen nach außen sowie eine strategische Parkdauerbegrenzung vorgeschlagen. Sprich: je zentraler ein Stellplatz, desto teurer die Parkgebühr und so kürzer die Höchstparkdauer. Dadurch soll erreicht werden, dass die vorhandenen Stellplätze im Parkhaus, in der Tiefgarage sowie die kostenfreien Parkplätze auf Volksfestplatz und Hirschbergerwiese besser ausgelastet sind. Die Folge soll weniger Parksuchverkehr in der Innenstadt sein. Die Experten schlagen vor, dass Parken auf dem Hauptplatz mit um die 1,80 Euro pro Stunde teurer sein sollte als im Parkhaus – und möglichst auch teurer als ein Stadtbusticket. mck