Verhärtete Fronten im Tierheim

25.09.2007 | Stand 03.12.2020, 6:28 Uhr

Muss draußen bleiben: Detlef Augustin darf nicht mehr mit Tierheim-Hunden Gassi gehen. - Foto: Webel

Ingolstadt (DK) Die Fronten beim Ingolstädter Tierschutzverein sind verhärtet. Nun wurde Detlef Augustin, einem langjährigen "Gassi-Geher" verboten, sein Ehrenamt auszuüben. Hintergrund sind "zwischenmenschliche Probleme" und die Spaltung des Tierschutzvereins in zwei Lager.

Der Ingolstädter Tierschutzverein ist seit Jahren zerstritten. Die jüngsten Meinungsverschiedenheiten entzündeten sich, als im Januar 2007 bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung ein neuer Vorstand gewählt wurde. Der wird von einem Teil der Mitglieder nicht anerkannt. Der ehemalige stellvertretende Vorsitzende Hans Nüsslein reichte sogar eine Klage ein.

Auch Detlef Augustin übt Kritik am amtierenden Vorstand und den Verhältnissen im Tierheim. Dort fühlt er sich auch nicht mehr willkommen. "Jahrelang wurde ich freundlich begrüßt, und es hieß: Ja Servus, Gustl. Aber jetzt tun sie so, als würden sie mich nicht kennen", sagt er, als er über das Gelände des Tierheims geht. Dabei hat ihn eine Mitarbeiterin mit einem "Hallo" begrüßt.

Vor einem Zaun bleibt Augustin stehen. "Da, das ist der Roy. Der freut sich schon, dass ich komme", sagt er und deutet auf einen Zaun. Dahinter läuft ein Rottweiler-Mischling auf und ab. "Er glaubt, dass wir jetzt Gassi gehen", sagt Augustin. "Aber das geht ja nicht mehr. Also kommt er heute wahrscheinlich nicht raus. Denn der Roy ist kein einfacher Hund."

Seit Dezember 2004 ging Augustin ehrenamtlich mit Hunden aus dem Tierheim Gassi, vor allem mit schwierigen Tieren. "Ich bin immer mit den so genannten Problemhunden gegangen. Ich habe mit denen aber nie Probleme gehabt", sagt er. Doch am 10. September 2007 hat er erstmals keinen Hund bekommen. Für Augustin ist die Sache klar: Grund ist ein Streit mit Christa Lutz, der stellvertretenden Schriftführerin. Er habe mit einer anderen Gassi-Geherin darüber geredet, dass es bei den neuen Hunden keine Informationskarten an den Zwingern gebe. Das habe Lutz nicht gepasst, so Augustin. "Da habe ich zu ihr gesagt, dass es sie einen Dreck angeht, mit wem ich rede." Daraufhin habe ihm Klaus Hansmann, der stellvertretende Vorsitzende, mitgeteilt, dass ihm das Vertrauen entzogen sei.

Der findet zunächst lobende Worte für Augustin: "Er ist ein langjähriger Gassi-Geher, der Erfahrung auch mit schwierigen Hunden hat." Doch dann bestätigt er, dass ihm das Vertrauen entzogen worden sei. Hansmann bestätigt auch, dass die Spaltung des Tierschutzvereins in zwei Lager Ursache des Problems sei: Augustin sei "gut bekannt" mit Leuten, die mit Mitgliedern des amtierenden Vorstandes im Streit liegen. Er habe sich in der letzten Zeit mehrmals "ungehörig" verhalten, sagt der stellvertretende Vorsitzende. "Es gab Beschwerden von Mitarbeitern und Ehrenamtlichen." Doch Hansmann betont: "Die Tür ist für niemanden zu, nicht für Augustin und auch nicht für zwei Gassi-Geher, denen das Vertrauen per Vorstandsbeschluss entzogen wurde." Die zwischenmenschlichen Probleme ließen sich mit einer Entschuldigung Augustins bereinigen.

Doch daran denkt Augustin nicht. Er will auch künftig seine Meinung sagen. "Aber letztlich ist mir egal, ob der Hansmann Vorsitzender ist oder der Kaiser von China", sagt Augustin. "Mit geht es nur darum, dass die Hunde rauskommen."