Pfaffenhofen
Vergnüglicher Abendausflug in die Botanik

Kultursommer-Lesung mit Buchvorstellung dreht sich ganz ums Garteln

13.06.2021 | Stand 18.06.2021, 3:34 Uhr
Bei einer Lesung im Rahmen des Kultursommers stellten Astrid Schäfer (von links), Edith Schowalter, Alexander Bálly, Gerhard Walter und Birgit Loy das Büchlein "Garteln" vor. −Foto: Bendisch

Pfaffenhofen - Lust und Frust gehen Hand in Hand; das weiß jeder, der eine Parzelle nach den eigenen Vorstellungen zum Blühen bringen möchte: Schlicht und einfach "Garteln" heißt das Büchlein, das Herausgeber Alexander Bálly am Samstagabend gemeinsam mit Edith Schowalter, Astrid Schäfer und Gerhard Walter vorgestellt hat.

Zum Kultursommer aus dem Samentütchen gab es dazu noch Praxistipps von Birgit Loy, Vorsitzende des Gartenbauvereins. Auch wenn die Besucherzahl sehr überschaubar war, so genoss man doch die vergnüglichen Momentaufnahmen aus den Gärten und die Bemühungen ihrer Gestalter. Abgerundet wurden die Beiträge der Autoren durch Wissenswertes oder Kuriositäten aus der Botanik, wobei die Bandbreite vom Ackerschachtelhalm (der mit den endlos langen Wurzeln) bis zum Zeckenzement reichte. Letzterer dient den Blutsaugern dazu, um sich an ihren Opfern zu verankern und soll möglicherweise als Gewebekleber in der Medizin zum Einsatz kommen. Da wären die Biester dann doch noch für etwas gut.

Der eine setzt auf Krach erzeugende Gerätschaften und hortet in seinem Schuppen einen Maschinenpark, der andere ackert im Schweiße seines Angesichts und das Ergebnis diktiert den ganzen Sommer lang erbarmungslos den Speiseplan: So unterschiedlich wie die Macher, so sind auch die Gartenergebnisse. Seinen fernöstlichen Traum mit Zedernholz-Meditationsplattform, Zwergahorn, aus Japan importierter Steinlaterne und Bambuswindspiel im Kirschbaum hat der Zen-Gartler von Astrid Schäfer verwirklicht. Alles passt und der plötzlich auf einem Seerosenblatt im Koi-Teich erschienene Frosch veranlasst den Gartler sofort zu einem Haiku: "Der alte Weiher. Ein Frosch springt hinein. Oh! Das Geräusch des Wassers." Als das nächtliche Dauergeplärre losgeht, ist es mit der kontemplativen Freude an der Naturbetrachtung vorbei; zur Beruhigung hilft dem Asia-Fan dann kein Grüntee mehr, sondern nur noch reichlich okzidentaler Obstler: "Kimm außa, du Mistviech!"

"Hobagriach und Zwetschgn" servierte der Holledauer Mundartdichter Gerhard Walter, Alexander Bállys Mähroboter - "Er heißt Moppel" - kommt im Büchlein gleich mehrmals zum Einsatz und BR-Heimatmoderatorin Edith Schowalter informierte über "zugroaste Pflanzen". So stammt die bayrische Biergarten-Kastanie aus dem Balkan, der Balkon-Klassiker Geranie aus Südafrika. Und gelbe Rüben sind nur deshalb heute orange, weil ein holländischer Züchter so in seine Nationalfarbe vernarrt war.

Nachdem man sich vergewissert hatte, dass keine Minderjährigen unter den Zuhörern waren, ging es gar um die Schattenseiten Erotik im Pflanzenreich, mit erschlichenem Beischlaf, fieser Abzocke und Insekten, denen durch Täuschblumen buchstäblich Hörner aufgesetzt werden: "Und Sie haben Pflanzen bisher für edle Wesen gehalten?"

Ordnungsliebe sollte ihre Grenzen haben: Für ein entspanntes Verhältnis zu sogenannten Unkräutern sprach sich Gärtnermeisterin Birgit Loy aus. Sie selbst hat übrigens nur einen Balkon, aber auch auf dem oder einer Mini-Terrasse könne man sich "richtig toll austoben". Buddleja verholzt oder Flieder zu hoch ("Schwuppdiwupp sind es vier, fünf Meter")? Da müsse man sich auch mal trauen, die Säge anzusetzen, erklärte die Fachfrau: "Oder beim Gartenbauverein informieren." Wer Nacktschnecken hasst, muss Enten lieben; darüber waren sich alle einig, denn sie sind das einzig probate Mittel gegen den "Todfeind der Gartler".

Auch Zuhörerin Birgit Wyschon berichtete in der Pause, wie ihre liebevoll im Zimmer vorgezogenen Tomaten- und Tagetespflänzchen brutal vernichtet wurden. Ihren eigenen Garten - "früher Leidenschaft, heute eher Pflicht" - mag sie am liebsten typisch englisch: "Irgendwie aufgeräumt und doch naturbelassen".

Abschließend machten Alexander Bállys humoristische Giftpfeile gegen den Rhabarber (er kann ihn halt nicht ausstehen) sicher einigen Teilnehmern den Mund wässrig: Jetzt wäre ein Stück Rhabarberkuchen recht!

PK