Ingolstadt
Vergebliche Partnersuche

01.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:44 Uhr

Ingolstadt (tsk) Wahrscheinlich haben sie in der DDR schon Mitleid gehabt mit den Ingolstädtern, die so sehr auf Partnersuche waren, aber ein ums andere Mal abblitzten. Man muss dazu sagen: Damals, Ende der 80er Jahre, waren sie auch nicht sonderlich attraktiv.

Keine Spitzenrankings, keine Gewerbesteuerrekorde, kein Premium-Audi, ja, noch nicht einmal den Klenzepark gab es zu der Zeit.

Kein Wunder, dass da die Wunschkandidaten reihenweise Absagen erteilten. Besonders angetan hatten es dem damaligen Oberbürgermeister Peter Schnell und seinen Stadtratskollegen Wittenberg, Karl-Marx-Stadt (das heutige Chemnitz) und Zwickau. Wittenberg wegen Martin Luther und seines katholischen Gegenspielers Johannes Eck aus Ingolstadt. Karl-Marx-Stadt wegen der einst dort beheimateten Firmen Auto-Union und Schubert & Salzer. Und Zwickau wegen der gemeinsamen Automobilgeschichte. Doch die Ingolstädter Bemühungen blieben ohne Resonanz. „Wir haben Partnerschaften mit Städten in Schottland, Frankreich, Italien und Jugoslawien, warum sollen wir nicht gerade eine Partnerstadt mit einer deutschen Stadt anstreben“, lautete die rhetorische Frage Schnells, die er gegenüber unserer Zeitung 1987 stellte. Aber es sollte weiter nicht gelingen.

1988 kam dann die Hiobsbotschaft, dass die Wunschstadt Zwickau eine Partnerschaft mit Dortmund eingegangen war. Karl-Marx-Stadt befreundete sich mit Düsseldorf, und Wittenberg war schon mit Göttingen in Gesprächen. Die Ingolstädter vermuteten, dass die SED hinter dieser Entwicklung steckte, und suchten schnell weiter. Die Zahl der partnerlosen DDR-Städte nahm schließlich rapide ab.

Im Januar 1990 erhielt die Stadt Hinweise, dass Halle-Neustadt an einer Partnerstadt interessiert sei. Doch auch daraus wurde nichts. Und während ringsherum Städte und Landkreise feste Kontakte knüpften, blieb Ingolstadt ohne ostdeutsche Partnerstadt. Und ist es bis heute geblieben.