Ingolstadt
Vereinter Einsatz für die Mitbestimmung

19.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:14 Uhr

Trotzen der Krisenstimmung: Peter Mosch (Audi) und Johann Horn (IG Metall) sehen die Region gut aufgestellt und werben für die Teilnahme an den Betriebsratswahlen. - Foto: Stadik

Ingolstadt (DK) Trommeln für die Mitbestimmung: Die Arbeitnehmervertreter von Audi, EADS oder Schaeffler traten am Freitagvormittag vor die Presse, um für die Teilnahme an den kommenden Betriebsratswahlen zu werben. Zugleich zeigten sie auf, dass die Region trotz Krise weiter gedeiht.


"Eine hohe Wahlbeteiligung stärkt die Interessenvertretung gegenüber dem Unternehmen", betonte Johann Horn bei dem Mediengespräch im Ingolstädter Gewerkschaftshaus. Zugleich, so der Erste Bevollmächtigte der IG Metall, profitiere auch der Betrieb von der Mitbestimmung. Die wirtschaftliche Lage in Ingolstadt sei immer noch positiv, was ein Erfolg von Wirtschaft, Stadt und Verbänden sei, meinte Horn. Aber auch die Betriebsräte hätten dazu beigetragen, dass sogar während der Finanzkrise Auftragseingänge und Werkserweiterungen zu verzeichnen sind.
 
Altersteilzeit regeln
 
Allen voran investiert die Audi AG massiv in den Standort Ingolstadt. Gesamtbetriebsratschef Peter Mosch erinnerte zum Beispiel daran, dass der Karossenbau für den A3-Nachfolger erweitert werde. Mosch ist zuversichtlich, "in naher Zukunft" die Betriebsvereinbarung über die Beschäftigungssicherheit vorzeitig über 2011 hinaus zu verlängern. Als weiteren Schwerpunkt nannte der Betriebsrat die Entwicklung einer eigenen Regelung für die Altersteilzeit. "Wir wollen eine Beschäftigungsbrücke zwischen Jung und Alt bauen", kündigte Peter Mosch an.

Eine historische Betriebsratswahl erlebt Hans Lindemeyr bei EADS. Der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende meint damit die Verschmelzung der Betriebe in Ottobrunn und Manching. Über 5000 Beschäftigte haben nun erstmals auch die Wahl unter sechs Listen von Kandidaten. "Wir wollen die Standorte so zusammenführen, dass niemand ins Hintertreffen gerät", versprach Lindemeyr, der den Sparkurs der Regierungen mit Sorge sieht. "Das Zukunftsprogramm ist erheblich in Gefahr", warnte der Arbeitnehmervertreter davor, dass der Staat wegen der Konjunkturprogramme an anderer Stelle spare.
 
In der regional arg gebeutelten Textil-Branche ist Renate Ertl tätig. Die Betriebsratsvorsitzende der Firma Julius Zorn berichtete, dass 50 der 380 Beschäftigten in dem Unternehmen nur befristete Arbeitsverträge hätten. Zorn stellt Kompressionsstrümpfe her und ist daher sehr stark von der Gesundheitsreform abhängig. Dennoch soll der Betrieb in Aichach im kommenden Jahr erweitert werden. Das schnelle Auf und Ab im Baugewerbe schilderte Betriebsratschef Elvis Schwarzmair von der Wacker Neuson SE in Reichertshofen. Trotz der Unsicherheiten: "Wir haben ein sehr gutes Miteinander im Unternehmen", betonte Schwarzmair.
 
Sicherheit für Personal
 
Optimistisch stellten auch Fritz Heimisch von Conti-Temic und Fritz Oblinger von Schaeffler die aktuelle Lage in den Firmen dar. Die Betriebsratsvorsitzenden berichteten von neuen Produkten aus dem Automobilbau, die für Beschäftigungssicherheit am Standort Ingolstadt sorgten. Conti-Betriebsrat Heimisch verwies obendrein darauf, dass betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2014 ausgeschlossen seien. Die entsprechende Regelung bei Schaeffler läuft allerdings schon Ende 2012 aus. Günther Schiller, Betriebsratsvorsitzender beim Autohaus Hofmann & Wittmann GmbH, warb dafür, dass auch in Handwerksbetrieben die Mitbestimmung von Vorteil sei: "Unser Chef, mit dem wir sehr gut zusammen arbeiten, hält sich an den Tarifvertrag", hob Schiller hervor. "Das ist in der Region aber nicht überall so."
 
Von März bis Mai sind die Beschäftigten in Betrieben mit mindestens fünf Mitarbeitern dazu aufgerufen, ihre Betriebsräte zu wählen. Bei dem Urnengang sind heuer acht Betriebe weniger als vor vier Jahren vertreten, da die Unternehmen geschlossen wurden oder Insolvenz anmeldeten. Generell ohne Betriebsrat kommen laut IG-Metall-Vertreter Johann Horn zum Beispiel Holz Binder in Kösching und der Automobilzulieferer Magna in Neuburg aus.