Landkreis Roth
Vereinsberater Karl Bosch startet Fortbildungsreihe für Ehrenamtliche

18.01.2022 | Stand 23.01.2022, 3:34 Uhr
In seinem Metier: Der Vereinsberater Karl Bosch hilft Ehrenamtlichen in Seminaren, sich in rechtlichen Fragen zurechtzufinden. −Foto: privat

Hilpoltstein Kassier, Schriftführer, Vorstand. Karl Bosch aus Sonthofen kennt die Facetten des Vereinslebens aus erster Hand. Vor etwa sieben Jahren hat er sich selbstständig gemacht, steht Vereinen als Referent, Coach und Mediator mit Rat und Tat zur Seite. Im Februar kommt der 59-Jährige Allgäuer auch in den Landkreis Roth, um Vereinsvorständen und solchen, die es werden wollen, in einer zehnteiligen Fortbildungsreihe den Weg für eine erfolgreiche Führung zu ebnen. Der Hilpoltsteiner Kurier hat vorab mit ihm gesprochen.

Herr Bosch, Sie nennen sich Vereinsberater. Wie kommt man zu solch einem Job?

Karl Bosch: Ich bin 30 Jahre in der Energieversorgungsbranche im Abrechnungs- und Mahnwesen tätig gewesen. Auch wenn das spannend war, habe ich mir gedacht: Ich will mal was anders machen! Ich war zudem Bezirksvorsitzender des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes und Vereine sind meine Leidenschaft. Da die Herausforderungen für Vereine immer größer werden, wollte ich helfen und unterstützen.

Sind Ihre Kurse eher etwas für Neulinge oder alte Hasen?

Bosch: Sowohl als auch. Ich biete Inhalte für Interessierte, die sich fragen: Ist eine Vereinsführung überhaupt etwas für mich? Und auch für solche, die schon 20 Jahre im Amt sind, ihr Wissen auffrischen wollen oder neue Anregungen suchen.

Vereinsrecht, Haftung, Datenschutzverordnung: All das sind Schlagworte aus Ihren Seminarinhalten, die andeuten, dass es im Alltag schwierig werden könnte. Hat überhaupt noch jemand Lust, Verantwortung im Verein zu übernehmen?

Bosch: So manch ein Vereinsvorstand hat Angst vor genau diesen rechtlichen Themen, die immer mehr werden. Genau diese Angst will ich aber nehmen. Denn wenn man das entsprechende Wissen hat, ist es gar nicht so dramatisch, wie es sich im ersten Moment vielleicht anhört.

Motivation ist ebenfalls ein Schlagwort, das oft in Zusammenhang mit Vereinen fällt. Wie gewinnt man beispielsweise neue Mitglieder?

Bosch: Die persönliche Ansprache ist am erfolgreichsten. Die Grundlage dafür sind natürlich ein attraktives Vereinsprogramm und attraktive Beiträge. Hier könnte man über einen günstigen Familienbeitrag nachdenken. Zum anderen sollte man den Verein in der Öffentlichkeit darstellen, sich zeigen, im Ort präsent sein. Es bieten sich auch Schnuppertrainings und -kurse an.

Damit haben Vereine in der Pandemie allerdings so ihre Schwierigkeiten.

Bosch: Dann sollte man wenigstens mit den Mitgliedern in Kontakt bleiben, Rundschreiben losschicken und zeigen: Wir sind noch da! Man kann sich ja auch online treffen, um nicht in Vergessenheit zu geraten. Denn die Gefahr besteht schon, dass es sich die Menschen daheim auf dem Sofa bequem machen und sagen: Das ist auch ganz schön.

Das Freizeitangebot ist schier überwältigend und reicht von Fitnessstudios über Klavierstunden bis hin zu Reitunterricht. Und dann gibt es das Internet. Braucht es heutzutage überhaupt noch Vereine?

Bosch: Die Frage stelle ich mir tatsächlich. Der Jugendliche kann auch eine Tageskarte für die Boulderhalle lösen und sich dort austoben. Aber auf der anderen Seite: Die Vereine brauchen wir tatsächlich, denn wir sind soziale Wesen und brauchen persönlichen Kontakt und Nestwärme. Das ist wichtig, gerade weil so viel übers Internet läuft.

Wo Menschen zusammenkommen, kann es aber auch mal gehörig knirschen. Können Sie da helfen?

Bosch: Meist geht es um Beziehungskonflikte: Freundschaften gehen in die Brüche, im schlimmsten Fall trennt sich ein Ehepaar, das dem gleichen Verein angehört. Und außerdem ist es ja menschlich, dass nicht jeder gut mit dem Vorstand kann. Viele beharren aber auf Harmonie und scheuen sich, Konflikte anzusprechen. Aber genau das empfehle ich - und zwar frühzeitig! Konflikte haben die Eigenschaft, dass sie nicht von alleine wieder gehen. Wenn man sie nicht mehr selbst lösen kann, sollte man einen Mediator hinzuziehen.

Sie bieten sogar einen "Vereinsführerschein" an. Ist das nicht etwas übertrieben?

Bosch: Das ist ja gar kein richtiger Führerschein und eine Prüfung gibt es auch nicht. Aber als Vereinsvorstand wird man oft ins kalte Wasser geschmissen und ich will Sicherheit geben. Deswegen spreche ich ganz viele Themen an - von den Grundlagen des Vereinssteuerrechts über Haftung, Rhetorik bis hin zum Thema ,Konflikte im Verein konstruktiv lösen'. Das beste am Vereinsführerschein ist: Den kann man Ihnen nicht wegnehmen, wenn Sie mit Ihrem Verein mal zu schnell unterwegs sind!

HK

Das Interview führte Monika Meyer