Abenberg
Verborgene Spitzen Bewahrte Schätze

Sonderausstellung im Klöppelmuseum Abenberg präsentiert Arbeiten des Central-Gewerbe-Vereins Düsseldorf

09.03.2017 | Stand 02.12.2020, 18:31 Uhr

Lauschen gespannt den Ausführungen von Spitzenklöpplerin Maria Kilian (roter Hut): Museumsleiterin Kerstin Bienert, stellvertretender Landrat Walter Schnell, Bezirkstags-Vize Christa Naaß, Anton Friedrich, Jürgen Kuhn, Hans Raithel, die Ausstellerinnen Heike Beckers-Hartl und Claudia Schuster sowie Ernst Schuster (von links). - Foto: Hiltl

Abenberg (HK) "Tradition pflegen heißt nicht, Asche aufbewahren, sondern die Glut am Glühen halten." Mit dem Zitat des französischen Philosophen Jean Jaurès begann Leiterin Kerstin Bienert ihre Begrüßungsrede zur Eröffnung der Sonderausstellung "Verborgene Spitzen - Bewahrte Schätze" im Klöppelmuseum auf Burg Abenberg.

Mit dem Zitat stellte Bienert eine Verbindung her zu dem Eindruck, den sie beim gemeinsamen Rundgang am Nachmittag mit den drei Ausstellungsmacherinnen Heike Beckers-Hartl, Maria Kilian und Claudia Schuster, die aus Düsseldorf angereist waren, bekommen hatte. Alle drei lieben die Klöppelspitze und beschäftigen sich intensiv mit deren Geschichte (Schuster), den technischen Aspekten (Beckers-Hartl, derzeit Leiterin der Arbeitsgruppe Technik im Deutschen Klöppelverband) und der Herstellung (Kilian, leidenschaftliche Klöpplerin). Ihre mitgebrachten Arbeiten würden bezeugen, so Bienert, dass das Thema Tradition pflegen und zu bewahren kein leichtes Thema sei. Es brauche viel Zeit und sei aufwendig.

Wie wichtig dem Bezirk das Klöppelmuseum Abenberg ist, machte Bezirkstags-Vizepräsidentin Christa Naaß deutlich. Nicht wegen der drei anwesenden Vertreter, wie sie sagte - mit ihr kamen die Bezirksräte Ernst Schuster und Walter Schnell -, sondern weil es spitze sei und hier wirklich Hervorragendes geleistet werde. Die Dauerausstellung sei super und die Sonderausstellungen eine wirkliche Bereicherung, nicht nur für Abenberg, sondern für den ganzen Landkreis und darüber hinaus. Auch die drei anwesenden Künstlerinnen bezeichnete Naaß als spitze. Mit Leidenschaft seien sie an die Sache herangegangen.

Der stellvertretende Landrat Walter Schnell bezeichnete die Sonderausstellungen als "Salz in der Suppe". Wahre Schätze seien in diesem Spezialmuseum ausgestellt und lagerten in Depots. "Ehre, wem Ehre gebührt", fügte er hinzu. Ehre den alten Meistern, aber auch Kompliment und Anerkennung den jungen Meisterinnen, die "tolle Arbeit gemacht haben und uns an ihrem Hobby so teilhaben lassen". Das zeichne sie aus.

Zu sehen sind in der Sonderausstellung alte Spitzen des ehemaligen Central-Gewerbe-Vereins Düsseldorf und Rekonstruktionen. Zufall sei es gewesen, dass Marianne Stang, die damalige Vorsitzende des Deutschen Klöppelverbandes, in den Archiven der Stadt Düsseldorf nach Informationen über Tina Frauberger (1861 bis 1937) gesucht habe, so Claudia Schuster. Viel sei damals von dieser nicht bekannt gewesen. Als sie selbst Ende der 1980er-Jahre von Spang gebeten wurde, die Suche fortzusetzen, sei sie nach ersten Funden neugierig geworden und habe sich durch Folianten im Stadtarchiv Düsseldorf gewühlt und nach dem Zufallsfund eines Zeitungsartikels im Düsseldorfer Generalanzeiger weitere Artikel in Kunstgewerbeblättern, Texte, Abbildungen von Arbeiten, Themen von Vortragsreihen, Arbeitshefte im Selbstverlag entdeckt.

Anfang des 20. Jahrhunderts genoss Frauberger eine fundierte Ausbildung an der k.u.k-Fachschule für Stickerei in Wien. Mit Bewunderung sprach Schuster über Frauberger, die auf der Suche nach Einkommen für ihr Auskommen ab etwa 1888 zunächst als Stickerin, später auch als Verwalterin der Spitzensammlung des Central-Gewerbeverbandes Rheinland und Westfalen gearbeitet habe. Mit ihrem Buch "Spitzenkunde" habe sie erstmals im deutschsprachigen Raum versucht, Spitzen zu systematisieren und einzuordnen.

Frauberger war im Besitz einer eigenen Spitzensammlung. Der ursprüngliche Umfang allerdings, so Schuster, sei heute nicht mehr rekonstruierbar. Teile davon jedoch seien im Besitz des Abenberger Museums und würden zusammen mit den Spitzen aus dem Museum Kunst Palast Düsseldorf in der Sonderausstellung gezeigt. Zu finden sind unter anderem auch Arbeitsunterlagen, wie Transparente zu verschiedenen Spitzen in unterschiedlichen Arbeitsstadien, Klöppelbriefe, Arbeitsproben und Korrekturen.

Bis 17. Dezember sind die Werke der Sonderausstellung zu bewundern. Geöffnet ist im März: Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr, April bis Oktober: Dienstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr, November und Dezember: Donnerstag bis Sonntag von 11 bis 17 Uhr.