Ingolstadt
"Verbindung macht Faszination aus"

Reitertage Hagau: Weltcup-Finalist Max Kühner über das Zusammenspiel von Pferd und Reiter

06.07.2016 | Stand 02.12.2020, 19:35 Uhr

Besondere Verbindung: Max Kühner hat mit verschiedenen Pferden internationale Erfolge gefeiert. Auch bei den Reitertagen Hagau, die heute beginnen, ist der 42-Jährige am Start. - Foto: Imago

Ingolstadt (DK) Heute beginnen die Reitertage in Hagau. Auch Max Kühner wird an den Start gehen. Er war bereits als Jugendlicher erfolgreich. Mit 18 Jahren erhielt der gebürtige Münchner sein Goldenes Reitabzeichen. Der 42-jährige studierte Betriebswirt ist selbstständiger Unternehmer. Seit 2005 war er mehrfach Mitglied im deutschen Bundeskader, ritt Nationenpreise und stand wiederholt auf der Longlist für Championate. Seit Anfang 2015 startet er für Österreich, unter anderem nahm er an den Europameisterschaften in Aachen teil. In diesem Jahr stand er im Finale des Weltcups in Göteborg und ist aktuell 54. der FEI-Weltrangliste. Kühner lebt mit seiner Frau Liv, einer dänischen Dressurreiterin, und seinen beiden Töchtern Marie-Jolie und Grace auf einem Hof bei Starnberg.

 

Herr Kühner, Sie reiten meistens auf großen, internationalen Turnieren. Warum kommen Sie nach Hagau?

Max Kühner: Ich bin immer sehr gern hier. Es wird alles getan, um ein schönes Turnier für Pferde und Reiter zu veranstalten. Wir haben super Bedingungen, und die Ausschreibung ist sehr gut. Ich bin dankbar, dass ich meine beiden jungen Pferde an größere Aufgaben heranführen und die erfahrenen Pferde weiter aufbauen kann. Cornet Kalua hatte seit Göteborg eine Turnierpause. Cornetta war lange verletzt und ist erst einige kleinere Prüfungen gegangen. Auch für Coeur de Lion sind die Reitertage ein idealer Wiedereinstieg.

 

Reiten gilt als Individualsportart. Wieso sprechen Reiter vom "Partner Pferd"?

Kühner: Die Verbindung zwischen Reiter und Pferd macht die Faszination unseres Sports aus. Man hat schon die besten Reiter mit nicht so guten Pferden versagen sehen. Man kann nicht so gute Reiter mit den besten Pferden versagen sehen. Und sogar die besten Reiter mit den besten Pferden versagen manchmal. Die Kombination und das Einverständnis von Reiter und Pferd sind entscheidend. Am Ende geht es darum, dass beide einen gemeinsamen Gedanken fassen, wie sie die Hindernisse im Parcours möglichst fehlerfrei und schnell überwinden. Die Feinabstimmung spielt dabei eine große Rolle.

 

Was genau meinen Sie damit?

Kühner: Wenn du mit deinem Pferd langfristig Erfolge haben willst, musst du es so gut kennen wie deine Ehefrau. Das setzt ein ständiges Bemühen voraus, die Signale richtig zu deuten. Nach ein paar Jahren weiß man zum Beispiel, wo es ein Pferd zwickt, wenn es die Schweifrübe rechts trägt.

 

Es kommt also nicht nur darauf an, gut zu reiten?

Kühner: Der Erfolg ist von vielen Faktoren abhängig, insbesondere vom Team und vom gesamten Management. Schmied, Tierarzt, Physiotherapeut, Training, Ausrüstung, Futter - alles gehört dazu und muss ineinandergreifen. Besonders wichtig sind gute Pfleger. Sie leben Tag und Nacht für die Pferde und sind noch näher an ihnen dran als die Reiter. Im internationalen Sport reist man wahnsinnig viel. Man braucht mehrere Pferde und ein gutes Team zu Hause, das die Pferde körperlich und mental fit hält. Die Mischung aus abwechslungsreichem Training und Entspannung muss stimmen, damit sich die Pferde wohl fühlen. Nur wenn sie gut drauf sind und Spaß haben, sind sie bereit Höchstleistungen zu bringen.

 

Wie wird man ein erfolgreicher Reiter?

Kühner: In einem guten Ausbildungsstall fängt man mit Putzen und Pflegen an, bevor man aufs Pferd darf. Man muss sich langsam hochdienen und viel Engagement an den Tag legen. Das ist mühsam, aber man profitiert später von diesen Erfahrungen. Kinder oder Jugendliche, die gleich sehr gute Pferde bekommen, reiten zwar leichter über höhere Hindernisse und werden schneller erfolgreich. Aber das reicht nicht. Wenn es um eine solide Ausbildung von Pferden und um langfristigen Erfolg geht, kommen einem die mühsamen Lehrjahre zugute.

 

Das Interview führte Sabine Neumann.