Abensberg
Verbaler Schlagabtausch auf dem Festplatz

30.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:22 Uhr

Der Gillamoos von oben: Auf der Festwiese in Abensberg herrscht ab morgen wieder dichtes Gedränge. Am Montag steht die Politik im Mittelpunkt. ‹ŒArch - foto: Janda

Abensberg (DK) Der Politische Gillamoos steht vor der Tür: Mitten im Landratwahlkampf steigen am Montag in Abensberg unter anderem Kanzleramtsminister Peter Altmaier, Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz und Grünen-Chefin Simone Peter in den Ring. Insgesamt sieben Parteien und ein Kabarettist sind diesmal vertreten.

Im vergangenen Jahr war die Flüchtlingspolitik das beherrschende Thema nicht nur bei der CSU. Der bayerische Finanz- und Heimatminister Markus Söder stellte damals in Abensberg klar: "Asylrecht heißt nicht dauerhaftes Einwanderungsrecht aus allen Teilen der Welt." Auch Peter Altmaier wird das Thema in diesem Jahr kaum aussparen, schließlich koordiniert er als Kanzleramtschef die Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Man darf aber gespannt sein, wie der als moderat geltende CDU-Politiker bei den CSU-Anhängern im Hofbräu-Festzelt ankommen wird.

Mangelnde Popularität dürfte Olaf Scholz im Jungbräu-Festzelt keine Probleme bereiten. Der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende gilt vielen Genossen als möglicher Kanzlerkandidat für die Wahl 2017 - manche würden den Hamburger Bürgermeister sogar lieber plakatieren als Parteichef Sigmar Gabriel.

Die Grünen bieten in diesem Jahr als Hauptrednerin im Weinzelt Simone Peter auf. Die ehemalige saarländische Umweltministerin führt seit 2013 gemeinsam mit Cem Özdemir die Partei. Bei den Freien Wählern im Weißbierstadl gehört die Arena beinahe schon traditionell dem Landes- und Bundesvorsitzenden Hubert Aiwanger. Die FDP überlässt die Bühne im Weißbierstadl-Zelt heuer ihrem bayerischen Generalsekretär Daniel Föst.

Für die Bayernpartei stürzen sich der Vorsitzende Florian Weber und Generalsekretär Hubert Dorn in die Rednerschlacht. Allerdings ist die Partei, die für sich die Erfindung des politischen Gillamoos in Anspruch nimmt, nicht auf dem Festplatz, sondern erneut im Gasthof Kuchlbauer zu finden. Die ÖDP wiederum hat sich im Restaurant Stanxxs einquartiert. Hauptredner ist hier der einzige Europa-Abgeordnete und frühere Bundesvorsitzende der Partei, Klaus Buchner.

Ernst zu nehmende Konkurrenz ist der Politik in den vergangenen Jahren ausgerechnet durch einen Kabarettisten erwachsen. Seit 2007 tritt Wolfgang Krebs beim politischen Gillamoos im Ottenbräu-Festzelt auf und hat mit seinen Politiker-Parodien schon manchem Redner die Schau gestohlen. Auch heuer verkörpert er seiner Agentur zufolge den "legendären" bayerischen Ministerpräsidenten Edmund Stoiber, den aktuellen Landesvater Horst Seehofer und vielleicht auch schon dessen Nachfolger. Im Vorjahr jedenfalls gab es in Abensberg neben dem echten auch einen Krebs-Söder zu sehen.

Viel mehr als zuletzt dürfte in diesem Jahr auch die Lokalpolitik den letzten Tag des Abensberger Gillamoos prägen. Denn kurz darauf, am 18. September, wählen die Bürger im Landkreis Kelheim einen neuen Landrat. Es überrascht also wenig, dass auf den Rednerlisten der Parteien auch die jeweiligen Kandidaten für das Amt des Landrats stehen. Neben dem als Integrationsbeauftragter der Staatsregierung über die Region hinaus bekannten Martin Neumeyer (CSU) sind das Fritz Mathes (FW), Stephan Schweiger (SPD), Birgit Wack (ÖDP), Heinz Kroiss (FDP) und Fritz Zirngibl (Bayernpartei). Einzig die Stadt-Land-Union mit ihrem Landratskandidaten Alois Schweiger muss bei diesem prestigeträchtigen Termin mangels eigener Veranstaltung passen.

Der Gillamoos selbst startet morgen (siehe eigenen Bericht). Auch wenn der politische Frühschoppen mittlerweile seit mehr als 50 Jahren auf dem Programm steht: Mit seiner über 700 Jahre alten Geschichte stellt das Volksfest das Politspektakel immer noch locker in den Schatten. Und manchem schmecken sein Hendl, seine Brezen und seine Maß Bier ohnehin besser, wenn einem dabei kein Politiker dazwischenquatscht.