Schrobenhausen
"Verarschen lass' ich mich nicht" oder: Die Sache mit den Laternen

Bauausschuss legt in Sachen Straßenbeleuchtung in der Innenstadt eine 180-Grad-Wende hin

07.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:43 Uhr
Zeit, Abschied zu nehmen von den Käser-Laternen, die nach dem einstigen Schrobenhausener Stadtbaumeister benannt waren. Jetzt kommen neue moderne Leuchten - aber andere, wie zunächst noch ausgewählt. −Foto: Petry

Schrobenhausen (SZ) Bei einer Innenstadtumgestaltung, da gilt es, auf vieles zu achten.

Jedes Detail, von der Farbe der Pflanzenkübel bis zur Form der Fahrradständer, will sorgsam ausgewählt werden. Und dann erst die Straßenbeleuchtung! "Die Beleuchtung ist schon ein wichtiges Element", wusste etwa Günther Schalk (FW). Kein Wunder also, dass die Mitglieder des Bau- und Umweltausschusses die Suche nach der geeigneten Straßenlaterne nicht auf die leichte Schulter genommen hatten. Damals, im April 2017, hatte sich der Ausschuss in der Lenbachstraße getroffen, und unter freiem Himmel vier Stableuchten auf sich wirken lassen. Die Entscheidung fiel schließlich auf ein Wlan-fähiges LED-Modell einer Berliner Firma. 25 dieser Laternen wollte der Ausschuss ordern. So weit, so gut. Am Dienstag aber machte der Bauausschuss eine 180-Grad-Wende von dieser Entscheidung, wollte nichts mehr von den Leuchten aus Berlin wissen. Was war passiert?

 

Er habe die Angebote von zwei weiteren Laternenherstellern für ganz ähnliche Modelle eingeholt, erklärte Stadtbaumeister Axel Westermair. Der preisliche Unterschied zur ausgewählten Leuchte sei derart groß, dass er noch einmal darüber reden müsse. Sparen, das mögen sie ja schließlich im Stadtrat und freilich auch im Bauausschuss. Geduldig also ließen sich die Ausschussmitglieder von Stadtplaner Uwe Reil die beiden anderen, optisch recht ähnlichen, Stelen vorstellen.

Günther Schalk verstand die Welt nicht mehr. "Wir haben doch aber damals die Entscheidung nicht aus Jux und Tollerei für diese eine Lampe getroffen", sagte er verwirrt - und war damit längst nicht alleine. "Tja", sagte schließlich Axel Westermeier, "da hat sich aber plötzlich was am Preis getan. Die Firma verlangt auf einmal einen Mondpreis für ihre Lampen." Eine saftige Summe hätten die Berliner auf pro Stele draufgeschlagen - würden dann allerdings auch zehn Prozent Rabatt gewähren. Über 186 000 Euro hätte die Stadt dann - den Rabatt eingerechnet - zu zahlen. Zufall oder Berechnung?

Ob die Firma vielleicht mitbekommen hat, dass die Stadt Schrobenhausen eines ihrer Modelle ins Auge gefasst hat und dann noch schnell den Preis hochgeschraubt hat? So weit wollte nun Axel Westermeier nicht gehen. "Das können wir unmöglich wissen", wiegelte er achselzuckend ab. Empörung rief das bei den Mitgliedern des Ausschusses aber trotzdem hervor.

"Erst so den Preis erhöhen? Und dann noch zehn Prozent Rabatt geben?", echauffierte sich Gerhard Winter (CSU). "Also die sind doch gestorben für mich", rief er. "Die können mich kreuz- und spiralweise, verarschen lass' ich mich nicht", sagte auch Günther Schalk und Josef Dietenhauser (DU) erklärte, er könne auch wunderbar mit dem ganz ähnlichen Modell einer der anderen Firmen leben. Genauso sahen es auch die anderen Ausschussmitglieder und entscheiden sich nun einstimmig für ein anderes Modell. Den Berechnungen des Stadtbauamtes zufolge werden dann für die Ausstattung der ersten beiden Bauabschnitte sogar nur knapp über 135 000 Euro fällig, fast 50 000 Euro sind damit eingespart worden.