Neuburg/Schrobenhausen
"Verantwortung übernehmen - egal in welcher Position"

Der FDP-Kreisvorsitzende Franz Märtl sieht seine Partei vor großen Herausforderungen - auch auf kommunaler Ebene

07.11.2021 | Stand 23.09.2023, 21:41 Uhr
Er blickt optimistisch auf die anstehenden Aufgaben: Franz Märtl, seit einigen Monaten neuer Kreisvorsitzender der FDP. −Foto: Janda

Neuburg/Schrobenhausen - Eigentlich könnte sich Franz Märtl nun in aller Ruhe zurücklehnen. Bei der Bundestagswahl Ende September hat seine FDP auch im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen bei den Stimmen zugelegt. Eine Beteiligung an der neuen Bundesregierung scheint sicher. Trotzdem will sich der 22-Jährige, seit einigen Monaten neuer Kreischef der Liberalen, auf diesen Erfolgen nicht ausruhen.

"Ich will Verantwortung übernehmen - egal in welcher Position" sagt der junge Neuburger, der im Sommer den Kreisvorsitz von seinem Parteikollegen Oliver Brockmann aus Schrobenhausen übernommen hatte. Sein klares Ziel: dran bleiben, neue Mitglieder gewinnen - was in den vergangenen Monaten mit einem Wachstum auf nun knapp 50 FDP-Anhänger schon angelaufen ist - und Themen setzen. Dabei setzt Märtl auf flache Hierarchien, auf niederschwellige Arbeit. "Wenn jemand gut ist, dann holen wir denjenigen einfach als Mitglied in den Kreisvorstand", stellt er klar. Anders seien politische Lösungen für die drängenden Probleme im Landkreis kaum möglich. Das Donaumoos sieht er dabei ebenso als Thema wie die Debatten über eine zweite Neuburger Donaubrücke sowie die Südwest-Tangente, die sogenannte Goachat-Trasse, in Schrobenhausen.

Viel Mitspracherecht, das weiß auch Märtl, hat seine Partei auf lokaler Ebene nicht. Mit Bernhard Hildebrandt stellt die FDP nur einen Kreisrat, mit Bettina Häring in Neuburg nur eine Stadträtin. "Bei der nächsten Kommunalwahl sehe ich daher definitiv Verbesserungspotenzial", sagt der Kreischef, der vergangenes Jahr selbst als Kandidat angetreten war. Mit den Plätzen 19 und 22 waren seine Chancen auf Mandate im Stadtrat und im Kreistag jedoch überschaubar - was wohl auch an seiner geringen Bekanntheit lag. Immerhin hatte Märtl damals noch in Mainz gewohnt, wo er Jura studiert. Derzeit bereitet sich der junge Mann auf das erste Staatsexamen vor. Das Berufsziel: Strafverteidiger mit Schwerpunkt auf Wirtschaftsstaatsrecht - "ein unglaublich spannendes Gebiet".

Dass angesichts des Studiums - und durch seinen Job als Social-Media-Manager für den FDP-Bundestagsabgeordneten Johannes Vogel - die Parteiarbeit erst mal nicht an erster Stelle steht, ist nachvollziehbar. Dennoch strebt Märtl, der in seiner Freizeit gerne mal in den Bergen unterwegs ist, in zwei Wochen den nächsten Sprung auf der politischen Karriereleiter an. Bei den Jungen Liberalen will er einer der stellvertretenden Landesvorsitzenden werden und künftig die Pressearbeit der Nachwuchsorganisation verantworten.

Spätestens bei der Kommunalwahl 2026 wird sich Märtls Name wieder auf den Stimmzetteln finden. Wo genau, das lässt der Neuburger aber gerne offen. "Ich habe Lust, mich zu engagieren", sagt er. Einen Automatismus, dass der Kreisvorsitzende auf dem Spitzenplatz steht, hält er aber nicht zwingend für erforderlich. Stattdessen will er kommendes Jahr - neben seinem Studium - die Mitgliederstruktur im Kreisverband weiter ausbauen. Und zwar nicht zwangsläufig mit Ortsverbänden, wie er betont. Stichwort: Niederschwelligkeit.

Märtl selbst ist freilich noch kein alteingesessener Liberaler. 2017 stieß er als Erstwähler zur Partei, nachdem er zwischen FDP und Grünen geschwankt hatte. Doch die Position der Liberalen zum EU-Emissionshandel überzeugte ihn mehr. Eingetreten ist er jedoch erst, als die FDP die Regierungsverhandlungen abgebrochen hatte. "Ein seltsamer Zeitpunkt", wie er selbst sagt. "Für mich war das aber ein Moment unheimlicher Glaubwürdigkeit." Die Inhalte in den Vordergrund zu stellen, während die Macht zum Greifen nah war, beeindruckt ihn nach wie vor.

Aktuell sieht er das - trotz etwas stockender Verhandlungen - anders. "Ich habe das Sondierungspapier gelesen und bin sehr zufrieden", so Märtl, den die Art und Weise des Verhandelns und die gegenseitige Rücksichtnahme begeistert. Die Union hingegen hält der FDP-Kreischef derzeit nicht für regierungsfähig. Allen voran CSU-Chef Markus Söder hat dazu aus seiner Sicht beigetragen. "Ich wüsste daher nicht, wie das klappen könnte." Zurücklehnen, das geht für ihn daher politisch gar nicht - weder im Kreis noch auf überregionaler Ebene.

DK

Stefan Janda