Ingolstadt
"Verantwortung muss eine Rolle spielen"

Alois Glück sprach im Kolpinghaus über die Wege zu einer zukunftsfähigen Kultur mit Werten

19.11.2013 | Stand 02.12.2020, 23:24 Uhr

Ingolstadt (DK) Alois Glück sprach am Montagabend im Kolpinghaus über die Ursachen der Finanzkrise. Er erläuterte den zahlreichen Besuchern, warum seiner Meinung nach ein gesellschaftlicher Kulturwandel notwendig sei. Danach konnten die Zuhörer ihre Meinung zum Thema äußern.

Warum benötigen wir eine neue Form gesellschaftlicher Kultur und wie sieht eine solche aus? – Um diese Frage drehte sich der Vortrag von Alois Glück, der dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken vorsitzt. „Die Krise in Europa ist im Kern eine Schuldenkrise“, erklärte er. Die Misere beruhe auf Fehlentwicklungen, die auch in bestimmten Wertevorstellungen zu sehen seien, betonte der ehemalige CSU-Politiker. „Die Freiheit des Einzelnen hat sich immer mehr von der Bereitschaft losgelöst, Verantwortung zu übernehmen.“ Kurzfristiges Erfolgsdenken habe weiterhin zu der Schieflage beigetragen. Sein Fazit: „Die Krise ist von Menschen gemacht.“

Krisen seien aber immer auch Chancen: „Wir brauchen eine neue zukunftsfähige Kultur, die langfristig tragfähig ist.“ Glück sprach sich dabei für Leitbilder aus, die sowohl ökonomische als auch ökologische und soziale Gesichtspunkte berücksichtigen. „Unser Wohlstand darf nicht auf Kosten unserer Nachkommen oder zu Lasten von Menschen anderer Länder gehen“, appellierte er. Als Beispiel nannte Glück die Arbeitsbedingungen der Textilproduktion in Bangladesch. Ein Menschenbild, welches alle Erdenbürger einbezieht sei für einen Kulturwandel ebenso wichtig wie ein souveräner Lebensstil, eine Werteorientierung und Sachkompetenz. Das Thema Verantwortung müsse ebenfalls eine zentrale Rolle spielen. „Jeder Einzelne sollte auch bewusster mit den Gütern umgehen“, betonte Glück.

Die Gesellschaft stoße zwar an die Grenzen des Wachstums, aber auch künftig sei Fortschritt wichtig: „Wir brauchen Technik und Wissenschaft für mehr Effizienz.“ Die Energiewende könne in diesem Zusammenhang als Pilotprojekt für nachhaltiges und verantwortungsvolles Wirtschaften angesehen werden. Die Aufgabe der Politik müsse es sein, über Gesetze oder Anreize nachhaltige Entwicklungen zu steuern. Jeder Bürger könne dazu beitragen, den Wandel zu gestalten, beispielsweise durch seinen persönlichen Lebensstil. Ein Wandel sei für die Generation im erwerbsfähigen Alter natürlich auch eine große Herausforderung, bekannte Glück.

Die Zuhörer hatten abschließend die Gelegenheit in einer offenen Diskussionsrunde zu dem Thema Fragen zu stellen oder ihre Meinung kundzutun. Es wurde unter anderem kritisch geäußert, inwieweit Lobbyismus politische Entscheidungen zugunsten eines Wandels verhindern könnten, dass Sparsamkeit bei Staat und Kommunen wieder verstärkt im Vordergrund stehen müssten und dass die von der EU gesteuerte Geldpolitik die Altersvorsorge künftiger Generationen erschwere. Glück ging auf die Fragen und Meinungen gezielt ein und verdeutlichte, dass es bei verschiedenen Themen bereits gesellschaftliche Ansätze für innovative Entwicklungen gebe. Er betonte: „Wichtig ist, die Menschen für neue Wege über positive Beispiele zu ermutigen.“

Bei der Veranstaltung, welche die Katholischen Stadtkirche mit der Katholischen Erwachsenenbildung und einigen weiteren Kooperationspartnern organisiert hatte, konnten die Besucher natürlich auch das Buch von Alois Glück zu dem Thema erwerben.