München
Veraltete Daten

Energieexperte Hirschhausen und der BUND kritisieren geplante Stromtrasse

21.11.2014 | Stand 02.12.2020, 21:57 Uhr

München/Berlin (epd/DK) Der Stromnetzausbau muss wegen angeblich unseriöser Zahlen auf den Prüfstand – darin sind sich zumindest der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und der Infrastrukturexperte Christian von Hirschhausen einig. Am Freitag kritisierten der Wirtschaftswissenschaftler der Technischen Universität Berlin und BUND-Präsident Hubert Weiger in Berlin den aktuellen Netzentwicklungsplan 2014 als intransparent und gegen die Energiewende gerichtet.

Weiger warnte Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) zudem vor einem Kuhhandel mit einzelnen Landesregierungen und forderte eine öffentliche Anhörung zum Netzausbau. Die beiden Kritiker spielten dabei auf die Intervention vor allem des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) an, der den Bau der Trasse nach Bürgerprotesten verhindern will.

Der von den Netzbetreibern Anfang November vorgelegte Entwurf verstoße gegen die Klimaziele der Bundesregierung: Der Anteil der Kohleverstromung sei zu hoch angesetzt und der Neubau von Braunkohlekraftwerken werde gefördert, sagte Hirschhausen, Professor für Energiewirtschaft, mit Blick auf die von ihm abgelehnte Ost-Süd-Passage von Sachsen-Anhalt nach Bayern. Weiger forderte die Bundesnetzagentur auf, den Netzentwicklungsplan in der vorliegenden Fassung nicht zu genehmigen.

Hirschhausen betonte, die Stromnetze in Deutschland seien die sichersten in Europa und weltweit. Trotz Energiewende werde es zu keinen Versorgungsengpässen kommen: „Wir haben kein Netzproblem.“ Sollte zusätzliche Energie bei ausgelasteten Leitungen benötigt werden, müssten lediglich „verbrauchsnähere Erzeuger“ zugeschaltet werden, auch wenn diese in dem Moment dann nicht wirtschaftlich arbeiteten.

Hirschhausen kritisierte die dem Netzentwicklungsplan zugrundeliegenden Daten als veraltet. Zudem sei damit zu rechnen, dass „ein großer Teil des Ausbaubedarfs wegfällt“, sagte der Energieexperte mit Verweis auf das Grünbuch der Bundesregierung zu „Strommarktdesign für die Energiewende“.

Weiger kritisierte die fehlende Transparenz bei der Planung von Stromtrassen. Diese sei jedoch notwendig, um bei der Bevölkerung für Infrastrukturprojekte Akzeptanz zu schaffen. Der Netzentwicklungsplan 2014 diene nicht der Versorgungssicherheit der Bevölkerung und der Industrie, sondern allein den Gewinnerwartungen einzelner Unternehmen und dem Erhalt von Braunkohlekraftwerken.

Als grotesk kritisierte Hirschhausen den im Zusammenhang mit der Ost-Süd-Trasse vorgesehenen Bau eines neuen Braunkohlekraftwerkes in Sachsen-Anhalt bis 2020. Weiger warf Bundesregierung und Netzbetreibern vor, trotz massiver Zweifel an der Notwendigkeit an der Gleichstromtrasse von Ostdeutschland nach Bayern festzuhalten und sogar eine Verlängerung durchsetzen zu wollen: „Es drängt sich der Verdacht der politischen Einflussnahme auf das Verfahren der Netzplanung geradezu auf.“