Ingolstadt
"Vegetarisch-vegan versierte Köche gibt's schon gleich gar nicht"

Das Restaurant Loivt schließt Wirtin Christine Olma zieht Bilanz

30.09.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Ingolstadt (DK) Die Fotografin Christine Olma (44) war genau ein Jahr Inhaberin und Seele des vegetarisch-veganen Restaurants Loivt in der Gaimersheimer Straße. Dieses Wochenende hört sie auf - und übergibt die Räumlichkeiten an das Team von Más tapas aus der Beckerstraße, das dort Anfang November ein spanisches Restaurant eröffnen wird.

Frau Olma, war Ingolstadt nicht das richtige Pflaster für ein vegetarisch-veganes Restaurant? Das noch dazu nicht direkt in der Innenstadt liegt?

Christine Olma: Doch, ich glaube schon, dass Ingolstadt das richtige Pflaster ist. Letztes Jahr im Oktober sind wir zwar ein bisschen geballt an den Start gegangen: Drei vegetarische Lokalitäten haben aufgemacht, aber alle drei mit völlig unterschiedlichen Konzepten. Die anderen beiden eher als Imbiss mit überschaubarem Angebot mitten in der Stadt mit viel Laufkundschaft. Die habe ich ja gar nicht. Aber für etwas Besonderes ist man ja durchaus auch mal bereit zu fahren. Ich glaube nicht, dass die Lage hier ein Problem ist. Ingolstadt kann ein Restaurant wie das Loivt gut vertragen.

 

Was ist Ihr erstes spontanes Gefühl, wenn Sie an ein Jahr Loivt denken?

Olma: Dankbarkeit! Dass ich das gemacht habe hier, dass ich es ein Jahr erleben konnte und nun auch, dass ich aufhören darf. Alle, die hier gearbeitet haben, haben das Loivt geliebt, ich glaube, das kann ich schon so sagen. Ich hatte auch wirklich tolle Leute. Und tolle Gäste. Ich habe das Loivt immer als sehr angenehmen Ort empfunden, der sympathische Leute anzieht.

 

Warum hören Sie dann auf?

Olma: Der wirtschaftliche Aspekt spielt eher nebenbei eine Rolle, ist aber natürlich mit präsent. Insgesamt bin ich eher der Typ, um Dinge auf den Weg zu bringen, auszuprobieren, etwas Neues zu lernen. Was ich schwierig fand, war die Abhängigkeit vom Koch. Ich hatte selbst ja nur wenig Ahnung von Gastronomie und vom Kochen in einem Restaurant noch weniger. Ich wäre gerade in diesem Bereich gerne noch innovativere Wege gegangen, hätte mich um noch mehr Finesse bemüht. Das war nicht zu machen. Noch dazu ist der Arbeitsmarkt leer gefegt: Alle suchen Köche! Vegetarisch-vegan versierte gibt's schon gleich gar nicht. Und diesen Part konnte ich auch nicht selbst übernehmen. Aber das ist eine wichtige Erfahrung für mich. In so eine Abhängigkeit von jemand anders würde ich mich beruflich nicht mehr bringen. Da war irgendwann der Punkt gekommen, das zu ändern oder aufzuhören.

 

Haben Sie an dieser Stelle nicht überlegt, noch mal neu mit dem Loivt durchzustarten?

Olma: Doch, das habe ich tatsächlich. Aber das hätte sehr viel zusätzlichen Einsatz bedeutet, das wollte ich nach reiflicher Überlegung nicht mehr. Jemanden für die Küche zu finden, der vielleicht auch mit einsteigt ins Geschäft. Anderes Marketing, mehr Werbung. Vielleicht doch vegan mit Biofleisch-Angeboten kombinieren, das geht in anderen Städten ja super. Was ich aber nie gekonnt hätte, wäre den Laden ganz zuzusperren. Aber als sich Marisa von Más tapas gefunden hat, die die Räumlichkeiten übernehmen wollte, war das für mich die Ideallösung. Die Frau ist großartig! Ich wünsche ihr von Herzen einen guten Start.

 

Was haben Sie nun vor?

Olma: Ich will auf jeden Fall weiter fotografieren. Das habe ich ja auch während des letzten Jahres getan. Und ich möchte mir zwei Jahre Zeit nehmen zum Welterobern - und einfach in die Sachen reinspringen, die kommen. Unterwegs sein und einfach mal eine Zeit lang was ganz Anderes zu machen. Da gibt es die abgefahrensten Sachen. Ich hab immer schon in ganz vielen verschiedenen Bereichen gearbeitet und kann mir so ziemlich alles vorstellen. Ich muss es nur gerne machen. Und für später träume ich von einer Alters-WG in einem alten, stillgelegten Hotel. Mit einer kleinen Wein-Käse-Bar dabei. Die hat aber nur auf, wenn die WG mag . . .

 

Das Gespräch führte

Anne Gülich.