Lichtenau
Vamp mit Regenschirm

Lichtenauer Theatergruppe begeistert mit "Hotel im Angebot" - Weitere Termine

22.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:07 Uhr
Unter Strom, und das nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes steht Dieter Schmidl als Hotelbesitzer Vinzenz Sommer (r.). Denn er bekommt es nicht nur mit Vamp Brunhilde Stecher (Cordula Glöckl) zu tun, sondern auch noch mit drei Männern (Sepp Behr, Marco Schmidl, Christoph Mahlo) im falschen Bett. Schließlich begnügt sich Stecher mit dem Scheich Abdul el Hadsch (Christoph Mahlo). −Foto: Hammerl

Lichtenau (DK) Wenn Marco Schmidl alias Leo Pawlowski oder "Pfarrer Pawlowski aus Potemkin" aus den unmöglichsten Verstecken seine geistvollen Getränke hervorzieht oder Reparaturen aufreizend langsam angeht, bleibt kein Auge trocken.

Er avanciert immer mehr zum Star der Lichtenauer Theatergruppe.

Der gelingt es - obwohl ohnehin schon auf hohem Amateurlevel spielend - die Latte mit dem neuen Stück "Hotel im Angebot" noch einmal höher zu setzen. Ein Lacher jagt den nächsten, der Spanungsbogen im stringent inszenierten Dreiakter bleibt durchgängig auf höchstem Niveau. Hier stimmt einfach alles, die Charaktere sind bestens besetzt, Auf- und Abgang passen punktgenau, die Akteure bewegen sich (text)sicher über die wieder mit viel Liebe zum Detail aufgebaute Bühne. Dafür gelten die ersten Zuschauerreaktionen bei der Premiere dem Bühnenteam um Rainer Bachmeier - ein begeistertes Raunen mit vielstimmigen "Aahhs" und "Oohhs" erklingt, als sich der Vorhang öffnet und das zweigeteilte Bühnenbild mit Zimmer samt Terrasse, Foyer und Rezeption des Hotels mit unzähligen Türen preisgibt.

Zum Brüllen komisch ist dank des feinen, trockenen, britisch-amerikanischen Humors von Autor Michael Parker die Scharade um ein Hotel am Starnberger See, das schon deutlich bessere Zeiten erlebt hat. Weshalb Hotelbesitzer Vinzenz Sommer und Ehefrau Charlotte es verkaufen möchten. Für den potentiellen Käufer Gustav Pfisterer (scheinheilig: Sepp Behr) lassen sie allerlei vermeintliche Gäste auftauchen, was Doppelrollen erfordert - echte und gespielte. Grandios Christoph Mahlo, der zum einen als zackiger und vor allem redselig-nervtötender Major von Redwitz in bestem Berlinerisch daherschwadroniert, zum anderen als eher zurückhaltender Scheich den Kopf schüttelt, wenn er schon wieder verdächtigt wird, der verkleidete Major zu sein. Unterschiedlicher könnten die Rollen kaum sein, die er beide grandios meistert. Zu großer Form läuft auch Altmeister Dieter Schmidl auf, der unterstützt von Carina Mayr Regie führt und zugleich die große Rolle des Hotelbesitzers übernimmt. Herrlich die mimisch ausgefeilten Szenen einer Ehe zwischen ihm und Elvira Bachmeier, die offiziell verreist ist, Pfisterer aber als Hotelgast vorgestellt wird. Was die eine oder andere peinliche Situation hervorruft. Den Vogel aber schießt Schmidl unter Strom stehend auf der Leiter ab. Teresa Schmidl gefällt als überforderte Vreni, die Rezeptionistin, Zimmermädchen und Kellnerin in einer Person sein und sich dafür ständig umziehen muss. Der Vamp Brunhilde Stecher ist mit Cordula Glöckl bestens besetzt, und Lydia Reischl genießt ihren Regenschirm schwingenden Auftritt als empörter Gast im "Sodom-und-Gomorrha-Hotel" ganz offensichtlich. Pfisterers Begleiterin Helene (Nicole Mahlo-Regensburger) vermisst ihre Kleider - und das nicht nur einmal. Dass sie die Diebe nicht erwischt, ist den ausgeklügelten Auf- und Abgängen, Nebentüren und noch ein paar Tricks zu verdanken. Eine defekte Toilettenspülung als Running Gag, dazu ein abgerissener Türgriff, drei Männer in einem Bett und jede Menge Anspielungen bescheren einen hochvergnüglichen Theaterabend, der wunderbar ohne derbe Schenkelklopfer auskommt.

TERMINE
Weitere Vorstellungen am Samstag, 26. Oktober, Sonntag, 27. Oktober, Samstag, 2. November, Sonntag, 3. November, Freitag, 8. November, und Samstag, 9. November. Die Vorstellung am Freitag und Samstag beginnen jeweils um 19.30 Uhr, sonntags um 18.30 Uhr, Einlass jeweils eine Stunde früher mit Speisen- und Getränkeverkauf. Die Vorstellungen in der Schweigerhalle sind ausverkauft.

Andrea Hammerl