stadtgeflüster
Väter würden Fußball schauen

23.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:21 Uhr

(tsk) Der Autokindersitz ist bestellt - besser gesagt: der erste Kindersitz, denn natürlich braucht der Nachwuchs in den ersten Jahren mindestens drei unterschiedlich gestaltete Sitze, sonst würde man offenbar die Wirbelsäule des Kindes irreversibel schädigen.

Und natürlich muss es ein nagelneuer Sitz sein, wer kann schon garantieren, dass dem Vorbesitzer das Teil nicht doch einmal heruntergefallen ist und das ganze Sicherheitskonzept hinfällig ist, weil der Sitz schon angeknackst ist. Traue niemandem - außer dem Sitzverkäufer natürlich, der uns am Ende auch den teuersten Sitz verkauft hat. "Sie wollen doch die höchste Sicherheit für Ihr Kind? ", hatte er gefragt. Was für werdende Eltern antworten darauf mit Nein? Wenigstens, so versucht man sich die hohe Investition schönzureden, passt der zweite Kindersitz, den man ab einem Dreivierteljahr braucht, auf dieselbe Isofix-Station. Sofern man dann wieder den Sitz derselben Marke kauft.

Teil für Teil schafft man sich also an, der Nestbau ist in vollem Gange - fehlt eigentlich nur noch das Kind. Doch da gibt es leider keinen Liefertermin. Das errechnete Datum in der ersten Juniwoche ist, so hört man überall, nur ein grober Orientierungswert, wahrscheinlich einfach, damit man eine Antwort auf die Frage "Und wann ist es bei euch soweit? " geben kann.

Als angehender Vater ist man selbstverständlich voller Vorfreude, würde aber natürlich gerne den einen Monat Elternzeit, den man ab Geburt nimmt, genauer planen. Die interessanteste Frage lautet dabei: Könnte das Kind nicht bis zum 14. Juni warten und dann möglichst bis zum frühen Nachmittag auf die Welt gekommen sein? Denn die Geburt des eigenen Kindes will niemand verpassen - das WM-Eröffnungsspiel um 17 Uhr aber auch nicht, selbst wenn es nur Russland und Saudi-Arabien bestreiten. Es ist eine schöne Vorstellung: Auf einmal wäre es, wie während des Studiums, wieder möglich, alle Partien der Fußball-WM zu sehen, von den ersten Vorrundenspielen bis zum Finale am 15. Juni (ist ein Sonntag). Frau und Kind aus dem Krankenhaus abholen, danach Argentinien gegen Island. Baby wickeln, danach Dänemark gegen Australien. Erster Besuch der Verwandtschaft, danach (oder währenddessen) Deutschland gegen Schweden. Klingt eigentlich nach einer tollen und verdienten Erholung - eine Schwangerschaft kann schon sehr stressig sein. Vor allem für die angehenden Väter.