Eichstätt
"Urweibliche Form der Bewegung"

Mia Luna begeistert mit ihren Ensembles bei einer orientalischen Tanzshow im Stadttheater

27.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:09 Uhr

Foto: Edgar Mayer

Eichstätt (EK) Voller Eleganz und mit einer von Leichtigkeit getragenen Anmut schweben sie in stilvoll schillernden Kostümen über die Bühne. Die Frauen und Mädchen der von Mia Luna - alias Sabine Bittlmayer - geleiteten gleichnamigen orientalischen Tanzschule zeigten bei ihrer Jahresshow im Eichstätter Alten Stadttheater, wie tempo- und abwechslungsreich diese Form des Tanzes sein kann.

Die Wurzeln des Bauchtanzes gehen in die vorchristliche und vorislamische Zeit bis vor 8000 Jahren zurück, als weibliche Gottheiten verehrt wurden.

Im Reich von 1001 Nacht wähnte sich der Zuschauer. Farbenfrohe Tücher, Schleier, Fächer, Flügel wirbelten durch die Luft, bei manchen Choreographien kamen Tamburine und Zimbeln zum Einsatz. Jedes Körperteil machte etwas anderes, wobei der Kopf bestimmte, wann Schultern, Hüften, Arme, Hände, Füße und Beine in die verschiedensten Richtungen bewegt werden. Dabei ist Isolation eine Gesetzmäßigkeit, das heißt bestimmte Körperregionen zu bewegen, andere still zu halten.

Bereits der Auftakt durch die Gruppe "Sahida", die sich im Ingolstädter Augustinviertel wöchentlich trifft und von Mia Luna einmal im Monat unterrichtet wird, versprach einiges. Überhaupt wurden fast alle 20 Choreographien für den Abend von Mia Luna selbst entworfen. Dabei lässt die studierte Diplom-Sozialpädagogin Mia Luna, die das Hobby des Bauchtanzes vor knapp 20 Jahren für sich entdeckt hat, ein Musikstück auf sich wirken und entwickelt daraus eine tänzerische Performance, sei es für ihre erstmalig auftretende Kindergruppen, die Schulkinder des Kinderhauses der Dompfarrei, das Jugendensemble oder ihre Frauengruppe.

"Eine gute Choreographie ist wie eine Geschichte mit Einleitung, an die sich ein Spannungsbogen mit einem Höhepunkt und einem abschließenden Finale anschließt", meinte Mia Luna, die sich bei Künstlerinnen wie Ida Mahin Inspirationen holt. Mia Luna selbst war während des Abendprogramms bei vier Soloauftritten zu sehen. Dabei gehe es ihr nicht darum, wie Klaus Bittlmayer in seiner Moderation betonte, "sich nur auf klassisch orientalische Musik zu begrenzen, sondern mit allen möglichen musikalischen Stilrichtungen zu experimentieren".

So führte sie auch nochmals einen Tanz auf, den sie vor zwei Wochen bei einem Konzert der Blaskapelle Gaimersheim zum live gespielten "How to train your dragon" kreierte. Es ist immer wieder imposant, wenn die Tänzerinnen mit den "Isis"-Wings die Bühne für sich vereinnahmten, ebengleich der Göttin Isis, die in der ägyptischen Mythologie als Schutzherrin aller Wesen beschrieben wird. Auch das Kerzentablett, mit dem Mia Luna zum serbischen Volkslied "Adja Jano" grazil tanzte, kam als Reminiszenz an eine Zeit zum Einsatz, in der es noch keine elektrische Versorgung gab und Hochzeitspaare mit einem Kerzentanz in den Saal geleitet wurden.

Ein wichtiges Element ist natürlich die zugrunde liegende Musik, die ihre Wurzeln meist in den arabischen Ländern hat. Die Lieder stammen aus dem Libanon, Aserbaidschan oder persischen Ländern und beschäftigen sich mit vielfältigen Alltagsproblemen. Beim Titel "Khalini teer" etwa geht es um unerfüllte Liebe.

Doch Mia Luna verarbeitete auch andere Stilrichtungen: Südamerikanische und afrikanische Rhythmen mischten sich mit klassischen Klängen und Dubstep, wie beim Stück "Crytallize", das Lindse Sterling vertonte, und dabei metaphorisch "Positive Thinking" als Grundvoraussetzung für die innere Schönheit des Menschen annimmt.

Die Damen, zwischen 16 und 50 Jahre alt, präsentierten sich grazil. "Es ist eine urweibliche Form, sich zu bewegen", sagte Sabine Bittlmayer. Frauen, so hat sie festgestellt, entwickeln durch den Bauchtanz ein völlig neues Selbstwertgefühl, vor allem zu ihrem eigenen Körper. Dass orientalischer Tanz aber nicht nur Frauensache sein muss, bewiesen der achtjährige Joshua und der zwölfjährige Danilo, die sich tadellos in ihre jeweilige Ensembles einfügten.

Am Ende dann das grandiose Finale zu Medusas Fury. Furios, hitzig und leidenschaftlich imitierte und erweckte das Ensemble mit Mia Luna zusammen den Zorn der allmächtigen Schlangengöttin Medusa, bei deren Anblick jeder Mensch in Stein verwandelt wurde.

Ganz und gar nicht versteinert war das Publikum, das von den verschiedenen Darbietungen restlos begeistert war. "Ich habe den wunderschönen Abend unheimlich genossen, an dem wir vom zahlreichen Publikum hinreißend getragen wurden", richtete Mia Luna den Dank zurück.