Scheyern
Urlaub zwischen Ästen und Blättern

Ein Dorf aus Baumhäusern am Inselweiher: Scheyerns Gemeinderat erlaubt ungewöhnliches Projekt

15.11.2011 | Stand 03.12.2020, 2:10 Uhr

Leben wie Tarzan im Dschungel: So ähnlich wie dieses Baumhaus wird das ungewöhnliche Feriendorf aussehen, das am Scheyerer Inselweiher entstehen könnte, falls es das Landratsamt zulässt - Foto: oh

Scheyern (SZ) Mitten in die idyllische Landschaft um die Scheyerer Klosterweiher plant Jürgen Edinger, Betreiber des Jetzendorfer Waldklettergartens, die Errichtung von fünf großen Baumhäusern.

Dass dieses ungewöhnliche Projekt nicht ohne Diskussion im Gemeinderat über die Bühne ging, war klar.

Der Standort am Inselweiher auf den alten Eichen sei geradezu ideal, da in unmittelbarer Nachbarschaft Bademöglichkeiten vorhanden seien und das Kloster Scheyern ein attraktives Umfeld darstellen würden – von der schönen Landschaft ganz abgesehen, sagte Edinger. Er sehe im weiteren Umland keinen besseren Platz für ein derartiges Angebot, das Scheyern um eine touristische Attraktion reicher machen würde.

Ferien in luftiger Höhe

Ein großes Baumhaus soll als Seminarraum genutzt werden. Die anderen vier bieten eine reizvolle Möglichkeit zur Übernachtung für maximal 15 Personen. Als Beispiele nannte er Kinder, die mit Hilfe von Sozialpädagogen die Natur erleben sollen, oder Familien, die mal an einem Wochenende einen Urlaub der etwas anderen Art machen wollen. „Statisch gibt es keine Probleme, die Bäume werden nicht beschädigt und Einschränkungen für Spaziergänger auf dem Benediktusweg sind nicht zu erwarten“, ergänzte Edinger.

Gerade der Eingriff in die vorhandene Natur stieß bei einigen Räten auf Widerspruch. So hatte Heinz Raith (WGS) Bedenken, weil diese Baumhäuser energetisch versorgt und ökologisch entsorgt werden müssten. Außerdem könnten Blitze in die Eichen einschlagen. Als einen „riesigen Eingriff in die Natur“ bezeichnete Ottilie Grubwinkler (WGS) das Bauvorhaben, das sie deshalb ablehne.

Das Kloster Scheyern als Grundstücksbesitzer befürwortet die Errichtung der Baumhäuser ausdrücklich. Dass für die zeitweiligen Nutzer der Baumhäuser auch ein paar Parkplätze in unmittelbarer Nähe errichtet werden müssten, ergab sich im Lauf der Diskussion. Diese kämen auch den Bürgern zunutze, die nur wandern wollten, fügte Bürgermeister Albert Müller (WGS) hinzu. Grundsätzlich hält er das Projekt für „eine gute Sache“ und es wäre „schade, wenn dieses anderenorts entstehen würde“. Man habe die Bundeswehr verloren, ebenso die Waldbauernschule. Mit den Baumhäusern könne Scheyern wieder ein kleines, attraktives Zeichen setzen, um positiv wahrgenommen zu werden. Inwieweit es sich bei dieser Bauvoranfrage um ein privilegiertes Vorhaben handelt oder ob eine Bauleitplanung nötig wird, wurde zwar diskutiert, aber nicht gelöst.

Mehrheit ist dafür

Daraus ergab sich die Frage, ob die Gemeinde eine Rechtsgrundlage habe, das Projekt abzulehnen. Der Bauausschuss hatte Bedenken angemeldet und wollte die Entscheidung dem kompletten Rat überlassen. Der stimmte mehrheitlich dafür. Als Gegner outeten sich Walter Häring und Reinhard Stamm (beide CSU), Ottilie Grubwinkler, Mathias Hofmann, Heinz Raith (alle WGS) und Kilian Wiedemann (FWG). Nun wird die Voranfrage an das Landratsamt weitergeleitet, das über die Baugenehmigung abschließend befinden wird.