Neuburg
Urlaub zum Kirschpflücken

Die Ernte ist angelaufen und fällt relativ gut aus

21.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:54 Uhr

Es gibt wieder Kirschen in Gietlhausen. Heidi Reng verkauft die erste Ernte an Kundschaft aus der Stadt. - Foto: r

Neuburg (r) Gibt es heuer keine Kirschen? "Unsinn", sagt Luise Geller aus Gietlhausen, " die Kirschen sind kleiner und weniger, aber sie schmecken hervorragend." Seit ihrer Grundschulzeit muss die 59-Jährige zum Pflücken ausrücken. Jetzt ist es wieder so weit im Neuburger Kirschendorf.

Neuburg (r) Gibt es heuer keine Kirschen? "Unsinn", sagt Luise Geller aus Gietlhausen, "die Kirschen sind kleiner und weniger, aber sie schmecken hervorragend". Seit ihrer Grundschulzeit muss die 59-Jährige zum Pflücken ausrücken. Jetzt ist es wieder so weit im Neuburger Kirschendorf.

Alle Familienmitglieder müssen in Gietlhausen ran, um die Ernte einzubringen - bevor Vögel schneller sind oder Gewitterregen die Früchte aufplatzen lässt. So richtig wird die Ernte am Wochenende anlaufen, sie dauert in der Regel bis Mitte Juli.

Ernst Reng, stellvertretender Stadtwerkechef, hat sich zwei Wochen Urlaub genommen, um einige Zentner Früh- und Herzkirschen an den Kunden zu bringen. In Gietlhausen wird frisch vom Baum verkauft. Hausfrauen holen sich Kirschen zum Kuchenbacken, auch zum Einfrieren für spätere Verwendung. Einwecken ist aus der Mode gekommen. Das Kilogramm kostet heuer bis zu vier Euro, Selbstpflücker bezahlen weniger. Der Preis geht leicht nach oben, weil die Ernte nicht ganz so üppig ausfällt.

"Der späte Frost im April hat einige der Frühsorten erwischt", weiß Ernst Reng. Aber in den Bäumen leuchtet es rot, Pflückarbeit gibt es genug. Ein Problem ist eher die Trockenheit, die bremst das Wachstum der Früchte. Die Profis sichern ihre hohen Leitern mit Stützen, die schönsten Kirschen hängen meist ganz oben.

In den 60er und 70er Jahren verdienten sich die Landwirte mit den Kirschen ein schönes Zubrot. Das gilt heute noch, aber es hat sich viel geändert in Gietlhausen. Etliche Baumreihen sind aufgegeben worden, Interessenten von auswärts haben sich "eingekauft". Die jüngere Generation ist nicht gerade begeistert von der Pflückarbeit.

Anton Schäffler, Gartenbau-Fachberater in den 1950er und 1960er Jahren, hatte ein Faible für das Kirschendorf. Unter seiner Anleitung vergrößerten die Bauern ihre Plantagen. Wenn sie im April erblühen oder im Winter Skilangläufer ihre Spuren durch die Gärten ziehen, dann zeigt sich der Ort wieder als "Perle unter den Stadtteilen", wie Oberbürgermeister Bernhard Gmehling den Gietlhausenern Komplimente macht.