Ingolstadt
Urgestein der Kommunalpolitik

Ex-Stadtrat und Bankdirektor Alfred Hagn feiert heute seinen 80. Geburtstag

21.03.2013 | Stand 03.12.2020, 0:21 Uhr

Jubilare unter sich: Ex-FW-Stadtrat Alfred Hagn (rechts) wird heute 80. SPD-Stadtrat Manfred Schuhmann feiert heute ebenfalls Geburtstag. Er wird 71. - Foto: Strisch

Ingolstadt (DK) Er ist ein Charmeur, und manchmal auch ein Schlitzohr. Zwölf Jahre war Alfred Hagn für die Freien Wähler im Stadtrat, ebenso lang leitete er die Ingolstädter Filiale der Deutschen Bank. Politik und Wirtschaft spielen im Leben des Ingolstädters immer noch eine Rolle. Heute wird Alfred Hagn 80.

Ein Termin ist ihm heilig: 11.30 Uhr im Le Café. Bis auf Dienstag (da sind sie im Weißbräuhaus) tagt hier täglich der „Stammtisch Hagn“, so der offizielle Name. Im Volksmund ist die von Alfred Hagn gegründete Herrenrunde, der unter anderem Ex-Innenstaatssekretär Hermann Regensburger und Alt-OB Peter Schnell angehören, längst als „fünfte Rathausfraktion“ bekannt. Politische Themen gehören zur Tagesordnung. Auf Alkohol wird bei den täglichen Treffen, wie Hagn betont, verzichtet. Frauen sind laut Satzung nicht zugelassen.

„Nach meiner Pensionierung hab ich mich täglich mit meinen zwei Brüdern im früheren Café Wöhrl in der Schulstraße getroffen. Anschließend waren wir in der Eisdiele Am Stein.“ Dann seien immer mehr Männer dazugekommen, erzählt Hagn. Der Stammtisch war geboren. Zu diskutieren gibt es jede Menge. Die Ingolstädter Kommunalpolitik steht dabei im Fokus, aber auch über Bundespolitik und Wirtschaftsthemen – etwa die Bankenkrise – tauschen sich die Herren aus.

Letzteres ist natürlich ein Paradethema für Alfred Hagn, der nach seiner Lehre bei der Ingolstädter Hypobank 1960 zur Deutschen Bank wechselte, die er von 1983 bis 1995 leitete. Die Entwicklung auf dem Bankensektor „belastet mich sehr“, sagt Hagn. „Zu meiner Zeit“, sagt er und nippt nachdenklich an seinem Cappuccino, „da war Bankdirektor noch ein angesehener Beruf“. Heute haftet dem Banker ein Negativimage an. „Dabei haben ein Großteil der Leute mit der Zockerei gar nichts zu tun.“ Doch viele Menschen haben das Vertrauen in Geldinstitute verloren. Hagn: „Ich bin froh, dass ich das alles nicht mehr mitmachen muss“.

So ähnlich geht es ihm mit der Politik. Auch die Entwicklung der Freien Wähler, die sich mehr und mehr landes- und bundespolitisch engagieren, sieht das FW-Urgestein mit gemischten Gefühlen. „Ich bin der Meinung, die Freien Wähler sind in den Gemeinden und Städten wichtig.“ Dass Hagn, einer der Gründerväter der Ingolstädter UW (so hießen die Freien Wähler früher), zu der Wählergruppe gekommen ist, hat er einem seiner Bankkunden zu verdanken: „Ich war bei einem Kundengespräch bei Sepp Misslbeck – kurz darauf war ich Stadtratskandidat der UW“. 1990 zog Hagn für die UW in den Stadtrat ein, bis 1996 war er ihr Vorsitzender. 2002 zog er sich aus der Politik zurück.

Wer den Jubilar, dessen Vater Schäfflermeister in der Schulstraße war, kennt, weiß, dass er auch im fortgeschrittenen Alter längst nicht zum alten Eisen gehört. Da ist zum einen sein großes soziales Engagement. Hagn ist nicht nur seit Jahrzehnten im Behinderten- und Versehrtensportverein engagiert, er hat auch fünf Jahre lang einen alten Mann, den er zufällig beim Kaffeetrinken kennengelernt hat, betreut. Seit 1992 ist er Schatzmeister im Freundeskreis Abtei Plankstetten.

In der Abtei holt er sich Kraft. Denn für den Ingolstädter („ich war schon als Kind Oberministrant“) ist der Glaube an Gott ein wesentlicher Bestandteil seines Lebens. Auch, wenn er durchaus für den einen oder anderen Kirchenwitz zu haben ist. Lachen ist schließlich die beste Medizin.

Das tut Alfred Hagn oft und gerne am Samstagnachmittag auf dem Viktualienmarkt. Seine Freunde hier sind zum Teil dieselben wie die Mitglieder des Stammtischs Hagn. Sie treffen sich seit Jahrzehnten. Ob bei Minusgraden oder brütender Hitze – egal. Am „Standl“ geht’s nicht so politisch zu wie bei der täglichen Mittagsrunde. Im Gegensatz zu dieser ist das eine oder andere Gläschen Wein hier erlaubt. Und: Frauen sind in dieser Runde ausdrücklich erwünscht. Bei schönem Wetter kommen Alfred Hagn und seine Frau Inge mit dem E-Bike angebraust.

Eine große Party zum 80. Geburtstag gibt es angesichts zweier Todesfälle in der Familie nicht. Nur eine Feier im kleinen Kreis.