Eichstätt
"Unvorstellbar"

Wie Conny Rudingsdorfer und Kirchenrektor Alexander Pytlik die Brandnacht an Silvester erlebten

08.01.2016 | Stand 02.12.2020, 20:20 Uhr

Auf bis zu 200 000 Euro wird mittlerweile der Schaden geschätzt, der an Conny Rudingsdorfers Haus in der Parkhausstraße durch den Brand in der Silvesternacht entstanden ist. Ursache soll ein verirrter Feuerwerkskörper gewesen sein. Der Dachstuhl brannte komplett aus, die Löschwasserschäden sind erheblich. Im ersten Stock wohnt Kirchenrektor Alexander Pytlik, der sich zum Zeitpunkt des Unglücks in Buchenhüll aufhielt. Conny Rudingsdorfer befand sich dagegen daheim, als das Feuer losbrach. - Foto: Knopp

Eichstätt (EK) Das Schicksal meinte es in jüngster Zeit nicht gut mit Conny Rudingsdorfer: Im Dezember 2014 erlitt der frühere Volksfestwirt einen Schlaganfall, nun wurde sein Haus an Silvester durch einen Brand schwer beschädigt. Betroffen ist auch Kirchenrektor Alexander Pytlik, der hier zur Miete wohnt.

Wie berichtet, kam es in der Silvesternacht zu einem Großeinsatz der Feuerwehr: In einem Haus in der Parkhausstraße war ein Brand ausgebrochen. Rund 60 Einsatzkräfte waren drei Stunden lang mit dem Löschen vor allem des lichterloh brennenden Dachstuhls beschäftigt. Die Schadenshöhe wurde zunächst mit 100 000 Euro angegeben. Brandermittler gaben nach einigen Tagen einen fehlgeleiteten Feuerwerkskörper als „höchstwahrscheinliche“ Ursache für das Unglück an.

Natürlich sprach es sich schnell in der Stadt herum, dass zwei „prominente“ Bürger betroffen waren: der ehemalige langjährige Volksfestwirt Conny Rudingsdorfer als Hauseigentümer und Kirchenrektor Alexander Pytlik, Seelsorger in Buchenhüll, seit 2002 Mieter in dem Haus. Gut eine Woche nach dem Vorfall haben beide den ersten Schock zwar einigermaßen verdaut, sie stehen aber im wahrsten Sinne des Wortes vor einem Scherbenhaufen. „Das ist unvorstellbar, der reinste Horror“, so Pytlik erschüttert.

Der Geistliche selbst war nicht daheim, als es passierte, sondern in Buchenhüll. Kurz vor Mitternacht sei er telefonisch von dem Brand verständigt worden, gibt Pytlik auf Anfrage unserer Zeitung zu Protokoll. Er sei gleich hinuntergeeilt zur Unglücksstelle und habe das Geschehen mitverfolgt: „Das gibt’s doch gar nicht, hab’ ich mir gedacht.“ Derweil war Conny Rudingsdorfer mit einem Schock schon in ärztlicher Behandlung. „Ich war im Wohnzimmer gesessen, als es plötzlich ein explosionsartiges Geräusch und eine Stichflamme gab.“ Dann habe sein Pfleger schon „Feuer, Feuer“ geschrien. Rudingsdorfer, dessen Lebensgefährtin und der Pfleger konnten sich unverletzt ins Freie retten, während das Feuer schon um sich griff – auch im Esszimmer, der „Bauernstube“: „Da war viel Holz drin.“ Der 75-Jährige, der noch immer mit den Folgen seines Schlaganfalls zu kämpfen hat, musste mit ansehen, wie viele Dinge, an denen sein Herz hing, Raub der Flammen wurden: darunter seine stolze Sammlung von Reservistenkrügen mit etlichen wertvollen Stücken, teils über 200 Jahre alt. Auch die Anlage des leidenschaftlichen Amateurfunkers wurde zerstört.

Rudingsdorfer beziffert den Schaden insgesamt auf rund 180 000 bis 200 000 Euro – ein Versicherungsfall: „Es wurde schon alles katalogisiert.“ Nun soll es an den Wiederaufbau des Hauses aus dem Jahr 1968 gehen, der Architekt sei bereits beauftragt. Der frühere Gastronom hat für diese Zeit Unterschlupf bei seiner Tochter in Schernfeld gefunden: „Gott sei Dank habe ich sie“, sagt er mit bewegter Stimme. Bis das Gebäude wieder bewohnbar sei, werde es wohl August werden.

Alexander Pytlik ist vorläufig bei Bekannten in Buchenhüll untergekommen: „Das ist eine Art Notbett.“ Für die nächste Zeit sucht er eine Zwischenlösung zum Wohnen, bis er wieder in die Parkhausstraße ziehen kann. Dort musste der 46-Jährige registrieren, dass vor allem sein Arbeitszimmer schwer in Mitleidenschaft gezogen wurde: „Computer und viele Unterlagen sind nur noch in Fragmenten vorhanden. Aber den Primizkelch konnte ich retten.“