Pfaffenhofen
Unvergessliche Melodien

Gekonnter Operetten-Abend über die Liebe zu angegrauten Dingen

06.01.2020 | Stand 02.12.2020, 12:15 Uhr
Als eingespieltes Duo präsentierten sich Sopranistin Yvonne Madrid und Pianistin Elena Arnovskaja. −Foto: Steininger

Pfaffenhofen - Mit "The Vintage Love" hat die Sopranistin Yvonne Madrid ihr aktuelles Programm betitelt.

Also die Liebe zu angegrauten Dingen, zu denen auch die Operette zählt. Der gehöre ihre große Liebe, denn die Operette sei ein stiefmütterlich behandeltes Genre der Klassik, "was ich sehr schade finde", äußerte die in Regensburg geborene und in Erding aufgewachsene Sängerin mit Bedauern bei ihrem Auftritt im Pfaffenhofener Rathaussaal.

Deshalb bringe sie die Operette in jede Stadt, in der sie auftrete, betonte Madrid voller Sendungsbewusstsein. Dennoch enthielt ihr Programm auch Lieder aus Opern. Aber was auch immer sie ausgewählt hatte: Es waren alles Ohrwürmer mehr oder weniger klassischer Musik, die ebenso unvergessen wie unvergänglich sind. Wer kennt nicht das berühmte "Vilja Lied", aus "Die lustige Witwe" von Franz Lehár. Aus gleicher Feder die Operette "Giuditta" mit "Meine Lippen, sie küssen so heiß". Melodien, die sich unlöschbar eingebrannt haben, zumindest bei älteren Jahrgängen. Die waren mit nur knapp über 50 Personen vertreten. Das drückte etwas auf die Stimmung, zumindest bei den Zuhörern. Aber Madrid mühte sich, mit guter Laune das Zuhörerdefizit auszugleichen.

Dabei half ihr Partnerin Elena Arnovskaja am Piano, deren gefühlvolles, perlendes Klavierspiel den Gesang begleitete, unterstützte oder auch solistisch in Erscheinung trat. Zum Beispiel mit der berühmten "Tritsch-Tratsch-Polka" von Johann Strauß, mit dem Lied "O sole mio" oder mit der Ouvertüre der Operette "Die Zirkusprinzessin" von Emmerich Kálmán. So war das Programm vokal und instrumental genauso bunt gemischt wie die zahlreichen Fehler in den gedruckten Programmen. Da wurde aus Giacomo Puccini gleich mehrmals "Ciacomo", aus Emmerich Kálmán wurde Kalmann, angekündigt war eine "Overtüre". Aus Franz von Suppé wurde Franz von Suppe - und etliche andere Fehler mehr. Für ein zahlendes Publikum wäre etwas mehr Sorgfalt angebracht.

Das konnte den Gesang von Yvonne Madrid jedoch nicht beeinträchtigen, sie tönte aus voller Kehle mit zunehmender Lautstärke, je höher die Töne notiert waren. Dabei ist ihr ein ausgeprägtes, stimmliches Vibrato behilflich, die Intonation stimmte, und sie kann auch leise und gefühlvoll. Wie bei Chopins "In mir klingt ein Lied", bei dem schon ganze Generationen dahinschmelzten, oder bei "oh mio babbino caro" von Puccini, Musik, die an die Herzen rührt.

Beschwingte Walzertakte gab es dagegen bei "Meine Lippen, sie küssen so heiß" von Franz Lehár, bei "Strahlender Mond" aus der Operette "Der Vetter aus Dingsda" von Eduard Künnecke und nicht zuletzt aus Lehárs Operette "Paganini" die Traummelodie "Liebe, du Himmel auf Erden". George Gershwins "Summertime" aber gehört eher nicht zu den besten Titeln im Repertoire der Sängerin, da brauchte die Interpretin anfangs einige Takte, um die Tonart zu treffen.

Trotzdem war es unterm Strich ein Konzert, das von einer Welle der Nostalgie getragen wurde und schöne Klänge bescherte. Der sympathischen Sängerin, Siegerin beim Europa-Wettbewerb der Operette in Wien, und ihrer Begleitung am Piano ist viel Erfolg mit "Vintage Love" zu wünschen.

hsg