Pfaffenhofen
Unverfroren beim eisig-nassen Gaudiwurm

Sieben Mitglieder des Tauchclubs Marlin beteiligen sich am Neuburger Donauschwimmen

23.01.2020 | Stand 25.10.2023, 10:28 Uhr |
Seit 1992 steigen die Froschmänner vom Tauchclub Marlin in die Donau. − Foto: Wagner/Archiv

Pfaffenhofen - Diese Faschingsgaudi ist nichts für Weicheier. Nur die ganz Unverfrorenen steigen am Samstagmittag um 13 Uhr bei Neuburg in die eiskalte Donau und lassen sich bei Europas größtem Winterschwimmen vier Kilometer den Fluss hinabtreiben. In den nassen Gaudiwurm mit rund 2000 Teilnehmern aus ganz Deutschland reihen sich auch sieben Unerschrockene des Pfaffenhofener Tauchclubs Marlin ein.

 


Das Donauschwimmen hat Tradition: In diesem Jahr findet es zum 51. Mal statt, die Pfaffenhofener Froschmänner sind seit 1992 dabei. Klaus Hettwer ist Mann der ersten Stunde, er gehörte 1989 zu den Gründungsmitgliedern des Tauchclubs. Wie oft er schon in den vergangenen Jahren am letzten Januarsamstag im Neoprenanzug ins Wasser gestiegen ist, weiß er nicht, an die zwei Dutzend mal wird's wohl gewesen sein. Warum tut man sich das mit 68 Jahren an? "Weil's Spaß macht", sagt Hettwer, im Verein Zweiter Vorstand. Trotz der Kälte? Ist das Wappentier des Clubs nicht der Blaue Marlin, ein tropischer Speerfisch, der sich am wohlsten in 23, 24 Grad warmen Meeren fühlt? "Gelegentliche machen dem Marlin nichts aus, verrät das Online-Lexikon Wikipedia, weil der Marlin "Augen und Gehirn aufheizen kann".

Naturgemäß fehlt den Pfaffenhofener Tauchern diese Fähigkeit, sie würde ihnen auch wenig nützen, denn die Donau ist im Winter gerade mal drei Grad warm - wenn's hoch kommt. Vor drei Jahren, erzählt Peter Wagner, Erster Vorstand, sei der Fluss im wahrsten Sinn des Wortes eisig gewesen. Da hatte er sich im Wasser treiben lassen, "und plötzlich klopfte etwas an meine Schulter". Im Roten Meer könnte das ein Papageienfisch sein, der gern mal am Neopren oder den Flossen der Taucher knabbert. Aber hier in der Donau? Eine Nixe vielleicht? "Nein", lacht Wagner, "eine Eisscholle."

Am kommenden Samstag wird es kein Eis geben, dennoch sind die älteren Clubmitglieder auf Trockenanzüge umgestiegen, die am Hals, an den Handgelenken und Fußknöcheln so dicht abschließen, dass kein Wasser an den Körper gelangt. Den Kopf hält eine Neoprenhaube auf Betriebstemperatur, Handschuhe und Füßlinge wärmen die Extremitäten.

 

Vorgekühlt und schockgefrostet hat sich am 1. Januar Christian Stegmayr, ausgebildeter Tauchlehrer, obwohl er in diesem Jahr nicht mit nach Neuburg fährt. Er war beim Neujahrsschwimmen der Wasserwacht im Pfaffenhofener Freibad dabei, wo sich eine Eisschicht gebildet hatte. Der 39-Jährige hielt es tatsächlich fünf Minuten im Becken aus, bekleidet nur mit Badehose und Wollmütze. Am Samstag stülpen sich die Marlin-Delegierten zusätzlich Faschings-Wikingerhelme über, mit dem sie in die Donauschwimmschlacht ziehen. Außerdem nehmen sie aus Sicherheitsgründen ein Floß zum Festhalten mit, auf dem neben dem Sperrholz-Clubwappentier auch das Pfaffenhofener Ortsschild aufgerichtet ist - "damit die anderen sehen, wo wir herkommen", erklärt Hettwer. Zum Beispiel die Mitschwimmer aus Australien und Neuseeland, die er in der Donau schon ausgemacht haben will.

Ziemlich genau 4000 Meter lang ist die Strecke, gesäumt von vielen Tausenden Zuschauern. Großartig anstrengen muss man sich nicht, der Strom zwischen der Staustufe Bittenbrunn und dem Bootshaus des Donau-Ruder-Clubs hat eine Fließgeschwindigkeit von etwa elf km/h, deutlich langsamer als der Strömungskanal im Pfaffenhofener Freibad. Bedeutet: Man lässt sich entspannt treiben, justiert vielleicht mit den Flossen ein wenig die Richtung. Der Neoprenanzug sorgt ohnehin für Auftrieb, so dass die Schwimmer im Wasser eher stehen als liegen. Nach einer Dreiviertelstunde Driften wartet am Ziel eine heiße Suppe auf die Schwimmer, die sich, weiß Wagner, mitunter schwer tun, die Becher mit den zittrig-klammen Händen zu halten. Denn auch der dichteste Trockenanzug verhindert nicht, dass im Gegensatz zu Fischen ein Warmblüter, der der Mensch nun einmal ist, nicht auskühlt.

Wagners Frau, ebenfalls Taucherin, wird nicht dabei sein. "Der ist es zu kalt", weiß ihr Mann. Aber in Marsa Alam am Roten Meer, da war sie dabei. Kein Wunder: Da liegt die Wassertemperatur jetzt im Januar bei 22 Grad. Wem das immer noch zu frisch ist, springt im Sommer ins 29 Grad warme Meer.

PK


 

Albert Herchenbach

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