Unverfälscht und ausdrucksstark

13.06.2008 | Stand 03.12.2020, 5:50 Uhr

Einfaches Bühnenbild, großartige Aufführung: Die Augsburger Theatergruppe Fritz und Freunde begeisterte mit dem Stück "Pippi in der Villa Kunterbunt". Ein weiterer Auftritt im nächsten Jahr ist bereits geplant. - Foto: Götz

Schrobenhausen (hgz) Rund 200 erwartungsvolle Kinder haben sich am Donnerstag im Pfarrsaal der Schrobenhausener Stadtpfarrei eingefunden, um auf Einladung der katholischen öffentlichen Bücherei das Theaterstück "Pippi in der Villa Kunterbunt" zu erleben.

Und die Kinder wurden nicht enttäuscht. Das Augsburger Kindertheater Fritz und Freunde bot eine Stunde lang Kinderunterhaltung. So wie man sie sich wünscht: Voller Abwechslung, lustig, aufregend, manchmal auch traurig, verstanden es die vier Schauspieler, den Kindern abseits von multimedialer Unterhaltung ein pures und unverfälschtes Live-Erlebnis zu bescheren und sie damit voll in ihren Bann zu ziehen.

Bei ihrer Aufführung hielten sie sich eng an Astrid Lindgrens Vorlage: Pippi, das stärkste Mädchen der Welt, wohnt mit ihrem Pferd und dem kleinen Affen Herrn Nilsson alleine in der Villa Kunterbunt. Sie ist herrlich ungezogen, lügt ganz wundervoll, macht was sie will und wird für Thomas und Annika die beste Freundin. Nur Frau Prysselius, die Lehrerin und Vorsitzende des Waisenrates ist der Meinung, Pippi müsste in ein Kinderheim. "Ich bin ein Kind und hier ist mein Heim, also ist es ein Kinderheim", meint Pippi und versteht nicht, warum sie nicht bleiben sollte. Auf dem Jahrmarkt besiegt sie den stärksten Mann der Welt und schlägt sogar die Diebe Bloom und Donner-Karlsson in die Flucht.

Nachdem sich Pippi beim Kaffeeklatsch bei Annikas Mutter, an dem auch die alte Lehrerin anwesend ist, völlig daneben benimmt, schickt diese zwei Polizisten los, um das unerzogene Mädchen ins Heim zu bringen. Doch auch sie werden von Pippi überlistet und ergreifen die Flucht. Da erscheint Pippis Vater gerade im richtigen Augenblick. Nun gibt es keinen Grund mehr, sie ins Waisenhaus zu stecken. Doch Pippi reist nicht mit ihrem Seeräubervater weg, sondern bleibt bei ihrer neuen Freundin Annika, weil diese sonst traurig ist.

Nicola Oehmig spielte eine nuancenreiche Pippi, die vom ersten Augenblick an die Herzen der kleinen Zuschauer eroberte. Mal frech und pfiffig, dann auch wieder nachdenklich und traurig (wenn sie an ihren fernen Vater dachte und an ihre Mutter, die ein Engel ist). Sie agierte mit ausdrucksstarker Gestik und Mimik und brachte auch viel akrobatisches Können mit. Die anderen drei Schauspieler Lena Führlinger, Fabio Esposito und Theaterchef Fritz Weinert standen ihr dabei kaum nach. Sie alle schlüpften so überzeugend in mehrere Rollen. Fritz Weinert selbst überzeugte als alte, schreckhafte Lehrerin.

Auch das Umbauen des einfachen, aber dekorativen Bühnenbildes von der Villa Kunterbunt zum Jahrmarktplatz und zum Wohnzimmer der Freundin wurde bei den Akteuren zum Spiel. Hüpfend, singend und spielend brachten sie die Bühnenteile und Requisiten an ihren Platz, so dass auch in diesen kurzen Pausen die Spannung erhalten blieb. Als sie sich mit dem bekannten Lied "Hei, Pippi Langstrumpf" singend und tanzend von ihren Zuhörern verabschiedeten, mischte sich lauter Beifall mit Trauer, dass alles schon zu Ende war.