Hilpoltstein
Unterwegs mit Johann Schrenk

Seit 30 Jahren ist der Röttenbacher Autor des Seenland- und Altmühtalführers - Elfte Auflage erschienen

03.09.2020 | Stand 23.09.2023, 13:54 Uhr
Auch Hilpoltstein hat Johann Schrenk in seinem Reisehandbuch ein kleines Kapitel gewidmet. −Foto: Messingschlager

Hilpoltstein/Röttenbach - Das eigene Land als Reiseziel haben viele Deutsche in der Coronazeit entdeckt oder wiederentdeckt.

Mit dem Fränkischen Seenland hat die hiesige Region eines dieser Ziele genau vor der Haustüre beziehungsweise ist Teil davon. Damit Fremde wie Einheimische das Wichtigste über diese Ecke erfahren, wissen, wo der schönste Strand, die beste Gaststätte und die prächtigsten Baudenkmäler stehen, nimmt der Röttenbacher Autor, Verleger und nicht zuletzt Mitarbeiter des Hilpoltsteiner Kurier, Johann Schrenk, das gesamte Altmühlgebiet inklusive dem Seenland unter die Lupe.

Seit 30 Jahren erscheint im renommierten Michael-Müller-Verlag sein Reiseführer "Altmühltal - Fränkisches Seenland". Gerade ist die elfte Auflage des teilweise sogar die Bestsellerlisten anführenden Buches herausgekommen. 280 Seiten stark mit 157 großartigen Bildern sowie 36 Karten und Plänen. Zudem mit umfangreichem Nachschlageteil, Hintergrundinfos und 13 Wander-, Boots- und Radtouren.

Dabei hätte diese elfte Auflage zeitweise gar nicht mehr in diesem Jahr erscheinen sollen, weiß Johann Schrenk zu erzählen. Der Müller-Verlag habe erst einmal alles gestoppt - auch den geplanten Termin des neuen Seenlandführers. Doch dann startete die Deutschlandurlaubswelle und die Nachfrage nach inländischen Reiseführern explodierte. In erheblicher kürzerer Zeit als gewohnt musste das Werk nun vollendet werden. "Ich bin dann Tag und Nacht daran gesessen, um es zu realisieren", sagt Schrenk.

Dass Schrenk beim Müller-Verlag gelandet ist - für den er auch noch für den Bayerischen Wald und die Schwäbische Alb erkundet - ist zwei Dingen geschuldet. Zum einen arbeitet der promovierte Soziologe seit jeher Geschichte, Land und Leute in Wort und Bild auf - er hat auch die allererste Seenlandkarte herausgegeben - und zum anderen ist in den 80er-Jahren über seinen in Erlangen lebenden Bruder der Kontakt zu Michael Müller entstanden - aus dem eine Freundschaft geworden ist. Im Prinzip lag es dann nahe, dass der Altmühl- und Seenlandkenner Schrenk der optimale Autor für den entsprechenden Führer ist. 1990 erschien dann die erste Auflage.

Wie entsteht nun so ein Führer? "Mit dem Fluss recherchieren", nennt Schrenk seine Procedere für diesen Führer. Sprich, in Burgbernheim anfangen und in Kelheim aufhören. "Erst einmal quartiert man sich in den Ort in einem Hotel ein, wo es einen Stammtisch gibt", sagt Schrenk. Man komme mit den Leuten ins Gespräch und erfahre dabei schon sehr viel. "Zum Beispiel: Da gibt es einen Angler, der weiß ganz genau, welche Fische es wo im Fluss gibt. " Die zweite Infostation sei das Tourismusbüro, "da kommt fast alles zusammen". Gefüttert mit den vielen Informationen macht sich Schrenk dann auf den Weg, alles zu erkunden: die Orte aufsuchen, die Wanderungen abgehen, die Restaurants testen. . .

Mittlerweile ein Vollprofi auf dem Gebiet, hatte der Anfang doch einige Tücken. So habe er zunächst versucht, den Führer in einer Art literarischen Form zu verfassen. Was nicht funktionierte. Man habe sich dann nicht von "Ort zu Ort", sondern für "Ort für Ort" und durchstrukturiert entschieden. Auch sei seine erste Version viel zu lang gewesen und habe zu viele Kirchenbeschreibungen enthalten. Wobei er anfügt: "Das ist oft das Wichtigste am Ort. "

Geändert habe sich im Laufe der Jahre der Ton. "Am Anfang hatten wir noch studentische Allüren. " So wurde der Main-Donau-Kanal völlig runtergemacht, man sei ja gegen Strauß gewesen. "Heute ist das alles nicht mehr so barsch. " Obwohl Kritisches nicht ausgeklammert werde. Beispielsweise die unrühmliche Vergangenheit Gunzenhausens in der Nazizeit als Ort des ersten Pogroms 1934 - lange vor der sogenannten Reichskristallnacht.

Der Grundstock wurde als vor gut 30 Jahren gelegt, trotzdem ist die Überarbeitung für die Neuauflagen kein Selbstläufer, die Regionen entwickeln sich - allen voran das Seenland. "Das waren doch Bauerndörfer", sagt Schrenk. "Zum Beispiel Ramsberg. Und auch Gunzenhausen, das war ein zurückgebliebenes Landstädtchen. " Das sei doch der Motor des Seenlands geworden. "Das hat sich alles rapide entwickelt. " Und am Horizont wartet bereits Center Parcs.

19 Altmühltal/Seenland, Bayerischer Wald und Schwäbische Alb: ein Dreijahreszyklus. "Recherchereise" nennt er das. Der hiesige Führer ist in die drei große Kapitel Oberes Altmühltal, Seenland und Naturpark Altmühltal unterteilt. Jedem Abschnitt widmet Schrenk zwei bis drei Wochen. Das Seenland bildet immer den Abschluss. "Da wohne ich ja. "

Natürlich ändern sich Baudenkmäler und deren Geschichte nicht, aber Schrenk verweist darauf, dass "manche Sachen nicht mehr so frequentiert werden". Immer wieder aufs Neue müsse man Restaurants aufsuchen. "Da muss man hin. Was ich empfehle, da war ich auch. " Auch Museen schaut er sich immer wieder an. "Da entstehen immer wieder neue tolle Sachen", sagt Schrenk und gibt allerdings zu, dass er bei Museen manchmal zum "Überbewerten" neige. Aber das Angenehme an nahezu den meisten Müller-Führern ist ja, dass der jeweilige Autor seine persönlichen Faibles durchaus durchscheinen lassen darf.

HK

Rainer Messingschlager