Eichstätt
Unterwegs in Kirgisistan

KU leitet internationales Verbundprojekt "ÖkoFlussPlan" zum Schutz von Auwäldern

17.07.2019 | Stand 02.12.2020, 13:29 Uhr
Eine typische Flusslandschaft am Naryn: Der Fluss und seine Dynamik sind kaum vom Menschen beeinflusst, so dass hier ein noch weitestgehend intaktes Flussökosystem erforscht werden kann. −Foto: Betz/upd

Eichstätt (upd) Die Bewahrung von Auwäldern entlang des Flusses Naryn in Kirgisistan steht im Mittelpunkt des internationalen und fachübergreifenden Projektes "ÖkoFlussPlan", das ab August dieses Jahres unter Leitung von Professor Bernd Cyffka (Inhaber der Professur für Angewandte Physische Geographie und Leiter des Aueninstituts der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt) startet.

Insgesamt 14 Partnerinstitutionen aus Deutschland und Kirgisistan beteiligen sich an dem dreijährigen Projekt, dessen kompletter Titel "Erhalt ausgewählter Ökosystemleistungen in den Flussauen des Naryn/Kirgisistan durch erneuerbare Energien und Kurzumtriebsplantagen unter Einbezug eines nachhaltigen Land- und Wassermanagements und Capacity Buildings" lautet.

Das Bundesforschungsministerium fördert "ÖkoFlussPlan" mit 860000 Euro. Zu den Partnern auf deutscher Seite gehören unter anderem die Technische Hochschule Ingolstadt, die Technische Universität München sowie die Hochschule für Nachhaltige Entwicklung Eberswalde. In Kirgisistan beteiligen sich neben verschiedenen Gemeinden, Behörden und NGOs die Naryn State University sowie die Kyrgyz State University for Construction, Transport and Architecture.

Mehr als die Hälfte der großen Flüsse weltweit ist durch den Menschen verändert worden. Die Auenökosysteme entlang des Naryn in Kirgisistan hingegen sind bislang noch in einem weitgehend natürlichen Zustand. Damit sind die Auen des Naryn nicht nur als regionaler Hotspot der Biodiversität interessant, sondern können auch Erkenntnisse über die natürliche Dynamik von Flusssystemen liefern, wie sie sich in Mitteleuropa nicht mehr erzielen lassen.

Für die Bewohner der Dörfer entlang des Naryn bieten die Auen Brennholz und Weideflächen, Flächen für die Erholung oder den Schutz vor Erosion. Allerdings ist durch die Entnahme von Brennholz und die Beweidung der langfristige Erhalt der Auwälder gefährdet. Darüber hinaus stellt eine geplante Staustufenkaskade am Oberlauf des Naryn eine Bedrohung für die natürliche Dynamik des Flusssystems und seiner Biodiversität dar. "Für die lokalen Entscheidungsträger ergibt sich also ein Zielkonflikt zwischen der Versorgung der lokalen Bevölkerung mit Ressourcen aus dem Auwald, der Entwicklung des Landes mittels des Ausbaus von Wasserkraft sowie dem Erhalt der natürlichen Ökosysteme und ihrer Biodiversität", erklärt Professor Cyffka, der auch das Aueninstitut der KU in Neuburg leitet. Ein Team aus deutschen und kirgisischen Wissenschaftlern wird in den kommenden drei Jahren zu diesem Konflikt forschen und unter Einbeziehung von Entscheidungsträgern aus Kirgisistan sowie der lokalen Bevölkerung Handlungsempfehlungen entwickeln. Mit "ÖkoFlussPlan" knüpft die KU an die Erfahrungen aus einem Projekt an, welches die Volkswagenstiftung von 2014 bis 2017 förderte und sich ebenfalls mit Strategien für den Erhalt und die verträgliche Nutzung von Auen in Kirgisistan sowie in China befasste.

Neben der lokalen Bevölkerung ist auch ein intensiver Austausch mit Entscheidungsträgern vor Ort geplant und an bestehende Projekte der kirgisischen Behörden zum Schutz der Auwälder und zur effizienten Energienutzung in den Dörfern angeknüpft. Ergänzend dazu hat ein Training von Nachwuchswissenschaftlern in modernen Methoden der Umweltanalyse die Förderung eines langfristigen Monitorings der Auwaldentwicklung entlang des Naryn zum Ziel.

Inhaltlich werden von der KU vor allem die natürlichen Auenökosysteme analysiert, um Erkenntnisse über deren Zustand zu erheben und Prognosen über eine mögliche Entwicklung abzugeben. Eine erste Feldkampagne wird bereits im September stattfinden. Im November wird zudem Nadira Degembaeva als kirgisische Gastwissenschaftlerin zu Besuch an der KU sein, um gemeinsam an Forschungsfragen zu den Narynauen zu arbeiten.