Unterwegs in der menschenleeren Schule

02.09.2008 | Stand 03.12.2020, 5:38 Uhr

Rumhängen ist im Fundbüro des Descartes-Gymnasiums angesagt. Hausmeistergattin Margot Koch sortiert hier alles, was die Schüler liegen lassen.

Neuburg (jam) Hausmeister Alfred Koch hält in den Ferien die Stellung im Neuburger Descartes-Gymnasium. Um zu erfahren, was er in der schulfreien Zeit macht, hat ihn der DONAUKURIER auf seinem täglichen Rundgang begleitet.

Totenstille. Kein Ton ist auf den langen Gängen zu hören. Die Zimmer und Säle sind verlassen. In der sonst so gut besuchten Aula ist kein Mensch zu sehen. Das Descartes-Gymnasium in den Ferien – kaum jemand ist hier anzutreffen. Hausmeister Alfred Koch zieht alleine seine Runden durch das verlassene Gebäude.

"Die Ferien sind meine eigentliche Hauptarbeitszeit, da stehen einem keine Schüler im Weg", erzählt er augenzwinkernd beim Marsch durch die leeren Flure. Während andere in der Sonne liegen, muss er die Schäden ausbessern, die während des vergangenen Schuljahres angefallen sind. Und die sind vielfältig: Von kaputten Stühlen bis zu abgerissenen Vorhängen reichen sie. All dies muss er selbst richten.

Erst seit 1991 arbeitet Koch als Hausmeister am Descartes Gymnasium. Die praktische Erfahrung, die er in seinem Berufsleben als Maurer und Vorarbeiter in den Jahren davor gesammelt hat, helfe ihm dabei enorm.

Manche Situationen sind aber auch für einen Hausmeister schwierig: "Wenn ich kurz davor stehe aus der Haut zu fahren gehe ich immer durch eine Art gedanklichen Keller, um mich zu beruhigen", erzählt der 60-Jährige. Gerade wenn er Schüler bei Streichen erwische, sei es wichtig, ruhig zu bleiben. Denn wer auf den ersten Blick wie der Schuldige aussehe, sei oftmals nur ein völlig Unbeteiligter, erklärt er.

Zu den Schülern pflege er alles in allem eine kameradschaftliche Beziehung. "Wenn den jungen Leuten der vierte Mann zum Schafkopfen fehlt, setze ich mich schon mal dazu", sagt er.

Auf seinem Rundgang durch das Schulhaus kommt er in den Fahrradkeller. Dort bleibt der Hausmeister mit wehmütigem Blick stehen. "Das war eine meiner Ideen", sagt er, und deutet auf die gelb-rote Färbung der Stellplätze, durch die der Platz optimal zu nutzen wäre. "Die Schüler ignorieren die Kennzeichnung aber meistens", erzählt Koch schulterzuckend und geht weiter in Richtung Klassenzimmer. Aber Kaputtes auszubessern reicht oft nicht. "Ich muss auch die Räume neu bestuhlen, denn die Schülerzahl der Klassen ändert sich von Jahr zu Jahr", sagt er. "Außerdem muss ich Bälle, die im Gebälk der Turnhalle hängen geblieben sind, runterholen."

Bei vielen Arbeiten helfe ihm seine Frau. Sie sortiert und verwaltet auch die Fundgrube, eine Sammelstelle für Kleidungstücke, die über das Jahr in der Schule liegen gelassen wurden. "Die Schüler holen einen Großteil der Sachen gar nicht mehr ab. Das geht dann an die Altkleidersammlung", erklärt Margot Koch.

Mit den Risiken, die vor allem die Arbeit auf Dächern und in Treppenhäusern birgt, weiß er umzugehen. Er kenne die Gefahren und seine Grenzen, erzählt Hausmeister Koch. Außerdem lasse ihm Schuldirektor Franz Hofmeier viele Freiheiten. Überstunden muss auch der Hausmeister machen: "So lange, bis ich alles zu meiner Zufriedenheit erledigt habe", sagt er. Und so schnell geht das oft nicht. Die eine oder andere Überstunde falle da schon an.

In den Ferien hat er die selben Arbeitszeiten wie während der Schulzeit. Nur die Abendveranstaltungen, wegen denen er oft bis spät in die Nacht arbeiten muss, entfallen dann. "Darüber bin ich ganz froh", erklärt er. "Als Hausmeister hat man keinen vorgeschriebenen Plan, was man erledigen muss. Jeder Tag ist anders und man muss improvisieren können", erzählt Koch.

Aber gerade dies mache den Hausmeisterberuf erst richtig interessant. "Die Arbeit macht mir einfach zu viel Spaß, als dass ich in drei Jahren in Rente gehen würde", sagt Koch. Obwohl er dann 49 Arbeitsjahre hinter sich hat. "Ich bin lieber mit jungen Leuten zusammen, als mit alten", erzählt er. Jetzt gehe es aber erst mal in die Reha. Wegen Schmerzen in der Schulter: "Man spürt den Körper in meinem Alter eben doch", sagt er und grinst.