Großmehring
Unterwegs im Flutpolder-Gebiet

Interessengemeinschaft gegen den Flutpolder Großmehring lud zu Infowanderung ein

25.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:27 Uhr
Martin Wallner
Etwa 300 Teilnehmer folgten der Einladung der Interessensgemeinschaft gegen den Flutpolder Großmehring. Bei ihrem Rundgang konnten sie unter anderem anhand von Markierungen sehen, welche Wasserhöhe zu erwarten ist (rechtes Bild, blaue Markierung). −Foto: Wallner

Großmehring - Etwa 300 Interessierte waren zur Infowanderung durch das geplante Poldergebiet gekommen, zu der die Interessengemeinschaft gegen den Flutpolder Großmehring eingeladen hatte.

Deren Sprecher Rüdiger Woog war bei seiner Begrüßung ganz überwältigt: "Mit diesem Zuspruch haben wir nicht gerechnet. Ich bin begeistert! "

Großmehrings Bürgermeister Rainer Stingl hob bei seiner Ansprache hervor, dass sich der gesamte Großmehringer Gemeinderat - unabhängig von der Parteizugehörigkeit - einstimmig gegen den geplanten Flutpolder ausgesprochen habe und voll hinter der Interessengemeinschaft stehe. Auch die Landtagsabgeordnete und stellvertretende CSU-Fraktionsvorsitzende Tanja Schorer-Dremel war der Einladung der Interessengemeinschaft gefolgt. Sie wies auf die Notwendigkeit des Hochwasserschutzes hin. "Aber alle getroffenen Maßnahmen müssen verhältnismäßig sein. Ob diese Verhältnismäßigkeit beim Flutpolderbau gegeben ist, da bin ich mir nicht sicher", tendierte sie mehr in Richtung der Interessengemeinschaft.

Anschließend machten sich die Teilnehmer in fünf Gruppen auf zum Rundgang durch das südlich der Donau gelegene Poldergebiet. An verschiedenen Stationen gab es fachkundige Erklärungen von Mitgliedern der Interessengemeinschaft. Erich Schneider sprach vor allem die enormen Dimensionen des Projekts an: "348 Hektar sollen mit 10,2 Millionen Kubikmeter Wasser geflutet werden. Die geschätzten Kosten sind 80 Millionen Euro. " Auch auf zu erwartende Giftrückstände im Grundwasser - ehemaliges Eriaggelände und PFC-Belastungen am Manchinger Flughafen waren hier die Stichworte - wies Schneider hin. Alfons Kratzer, der Vorsitzende der Jagdgenossenschaft, und der Jäger Franz Schneider gingen auf die Naturschutzproblematik ein. Rehe, Fasane, Hasen, Rebhühner, Wildschweine und tausende Kleintiere hätten bei einer Flutung keine Chance, da das Gebiet von Paar und Donau eingeschlossen sei. Teile des geplanten Gebiets sind zudem als FFH-Gebiet, also als Schutzgebiet für Natur und Landschaft, ausgewiesen. "Für diese Flächen ist keine Bestandsänderung erlaubt," erklärte Schneider. Auch sei bei einer Flutung eine riesige Stechmückenplage zu erwarten.

An den letzten Stationen machten Markus Dietrich und Josef Schmid auf die Auslaufproblematik aufmerksam. Die Paar sei hier völlig überfordert. Im Schnitt fließen etwa 9,5 Kubikmeter Wasser in der Sekunde in der Paar, bei einer Entleerung des Polders innerhalb von angedachten sechs Tagen würden 20 Kubikmeter pro Sekunde hinzukommen. "Das schafft die Paar nie! Es wir eher auf drei, vier Wochen hinauslaufen", erwartet Dietrich. Auch die gewaltigen Dimensionen des neuen Paardamms wurden angesprochen, ebenso die Auswirkungen des Polders auf den Grundwasserspiegel in Westenhausen, Manching und im Süden Ingolstadts. Johann Brenner, ein Teilnehmer aus Ingolstadt, fasste die Veranstaltung so zusammen: "Es war sehr informativ, die Referenten ausgezeichnet vorbereitet. Ich würde mir auch von der Ingolstädter Politik mehr Beachtung zu diesem Polder wünschen, denn es ist offensichtlich, dass es hier negative Auswirkungen auf das Grundwasser geben wird! "

wal

Martin Wallner