Gerolsbach
Unterschiedliche Ansichten bei der Bauplatzvergabe

Gerolsbachs Bürgermeister Martin Seitz verteidigt das von den UB kritisierte Modell

17.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:39 Uhr
Das Baugebiet an der Schrobenhausener Straße wird erweitert - die Plätze werden nach dem auch in den vergangenen Jahren in der Gemeinde Gerolsbach praktizierten Modell vergeben. Den UB-Gemeinderäten gefällt das nicht. −Foto: Haßfurter

Gerolsbach - Mauscheleien bei der Bauplatzvergabe haben die UB dem Gerolsbacher Bürgermeister Martin Seitz (CSU) in einer Pressemitteilung unterstellt. Seitz weist das weit von sich und stellt klar, dass er nur die gültigen Beschlüsse des Gemeinderats umgesetzt habe.

Wieder einmal fordern die UB "Ehrlichkeit und Transparenz bei der Baulandvergabe". Gemeinderat Oliver Eisert wird in der Pressemitteilung folgendermaßen zitiert: "Ich werde von Bürgern angesprochen, die sich fragen, wieso denn die Bauplätze unter dem aktuellen Marktwert an die Begünstigten, darunter angeblich auch Familienangehörige von kommunalen Mandatsträgern, zugesagt wurden." Weiter heißt es in der Presseerklärung: "Es ist ja zwischenzeitlich bekannt, dass sowohl in Gerolsbach als auch in Alberzell Familienangehörige des CSU-Bürgermeisters in den Genuss von ,günstigen' Gemeindebauplätzen gekommen sind."

Von unserer Zeitung auf diesen Vorwurf angesprochen, sagt Seitz: "Mein Junior hat sich beworben und einen Bauplatz gekriegt." Der Junior zahle für sein Grundstück in Alberzell denselben Quadratmeterpreis wie auch alle anderen, die hier bauen. Zum Vergabeverfahren, das die UB immer wieder kritisieren, erklärt Seitz, dass sich jeder Einheimische, der Interesse an einem Bauplatz habe, auf eine Liste setzen lassen könne. Steht neuer Baugrund zur Verfügung, würden die Bewerber nach der Reihenfolge auf diese Liste gefragt, ob sie kaufen wollen - so lange, bis alle Bauplätze vergeben oder alle Bewerber bedient seien. So werde das in der Gemeinde schon seit rund zehn Jahren gehandhabt. Er setze, so Seitz, also lediglich einen gültigen Gemeinderatsbeschluss um, "ich habe als Bürgermeister bisher keinen anderen Auftrag".

Beim neuen Alberzeller Baugebiet seien die Bewohner dieses Gemeindeteils bevorzugt worden - darunter eben auch sein Sohn, sagt Seitz, der selbst in Alberzell wohnt. Auch das sei in der Gemeinde Gerolsbach die übliche Vorgehensweise: "Wir machen das grundsätzlich so, dass die Ortsteilbürger zuerst drankommen." Im Übrigen habe jeder Alberzeller, der konkretes Interesse bekundete, auch einen Platz bekommen. Die Kritik, dass sich sein Sohn ausgerechnet den größten Platz aussuchen konnte, kann Seitz auch nicht nachvollziehen - schließlich seien im Gemeinderat vor der Bauplatzvergabe schon Bedenken geäußert worden, dass dieser größere Platz zum Ladenhüter werden könne. Dieses Grundstück am Eichet in Alberzell sei dann auch schon der einzige Bauplatz, den einer seiner Familienangehörigen bekommen habe, stellt Seitz noch klar: Sein zweiter Sohn wohne in Pfaffenhofen, und weder er selbst noch seine Frau bräuchten einen neuen Bauplatz.

Zurück zur UB-Pressemitteilung. Da wird Oliver Eisert auch mit diesem Satz zitiert: "Wenn es schon kein richtiges soziales Vergabemodell gibt, dann gibt es auch keinen Grund, die Bauplätze unter dem derzeitigen Marktwert (der nach Behördenangaben bei mindestens 395 Euro liegt) zu verkaufen." Auch das sieht Seitz anders. Die Kriterien, die angewandt werden, habe sich die Gemeinde - per Gemeinderatsbeschluss - selbst gegeben. Und weil die Bauplätze mit einem Bauzwang belegt seien sowie mit der Verpflichtung, dass das fertige Objekt mindestens zehn Jahre selbst bewohnt werden müsse, sei ein geringer Abschlag auf den Preis laut Bodenrichtwert auch angemessen. Diese Vorgehensweise sei vom Landratsamt geprüft und nicht beanstandet worden.

Was die UB Seitz auch noch vorwerfen: Bis heute habe der Bürgermeister es verhindert, dass ein Antrag der UB zur Anwendung eines Einheimischenmodells auf die Tagesordnung einer Gemeinderatssitzung gesetzt wird. "Es ist leichter, eine begünstigte Grundstückvergabe nach dem Modell, wer zuerst kommt, mahlt zuerst, zu managen, als ein Modell nach objektiven sozialen Gesichtspunkten zu erstellen und ganz überprüfbar und nachvollziehbar anzuwenden", meinen die UB. Wie das die anderen Fraktionen und Gruppierungen im Gemeinderat sehen, dürfte sich schon bald zeigen: Am Mittwoch, 19. Mai, soll sich der Gerolsbacher Gemeinderat laut Tagesordnung mit dem Antrag von UB-Sprecher Stefan Maurer, Richtlinien für die Bauplatzvergabe an die einheimische Bevölkerung zu beschließen, befassen.

SZ

Bernd Hofmann