Schrobenhausen
"Unterschätzen wird uns gewiss niemand mehr"

Andreas Bernitt, der Cheftrainer der Green Devils, und seine Gedanken zur neuen Saison in der Regionalliga II

25.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:45 Uhr

Faszination Basketball in Schrobenhausen: Die Atmosphäre, die bei den Heimspielen der Green Devils herrscht, gilt in der Regionalliga Süd II als einzigartig - Foto: F. Gründer

Schrobenhausen (SZ) Nur noch wenige Tage, dann hat das Warten ein Ende und die Green-Devils-Basketballer starten in eine weitere Saison in der 2. Regionalliga Süd. Chefcoach Andreas Bernitt spricht eine Woche vor dem Auftakt über die kommende Spielzeit.

Herr Bernitt, Sie starten am nächsten Samstag in ihre zehnte Saison in Folge als Chefcoach der Schrobenhausener Basketballer. Langweilige Routine oder nach wie vor große Motivation?

Andreas Bernitt (51 Jahre, kleines Foto): Naja, es gibt, wenn man eine Sache so viele Jahre macht, natürlich immer wieder Phasen und Situationen, die vor allem Routine bedeuten und bei denen man sich schon manchmal fragt, ob man sie noch weiter fortsetzen möchte. Auf der anderen Seite gibt es aber auch nach wie vor so viele Dinge, die unheimlich viel Spaß machen, sodass die Vorfreude auf den Start am 3. Oktober und auf die neue Saison wieder einmal deutlich überwiegt.

Zum Saisonbeginn wartet auch gleich ein richtiger „Kracher“ auf die Green Devils – ein Heimspiel gegen den Absteiger aus Dachau. Wie schätzen Sie den Auftaktgegner ein?

Bernitt: Ich muss gestehen, dass ich die Dachau Spurs überhaupt nicht einschätzen kann. Nur so viel: Wenn eine Mannschaft rund 20 Jahre lang in der 1. Regionalliga gespielt hat, liegt der Verdacht sehr nahe, dass sie auch schnellstmöglich wieder dorthin zurückkehren möchte.

In welcher Form kann das Green-Devils-Team denn am 3, Oktober dagegenhalten? Wie verlief die Vorbereitung auf die neue Saison?

Bernitt: Es läuft im Prinzip jedes Jahr ähnlich und ist immer etwas schwierig, da im Amateurbereich natürlich jeder Einzelne verschiedene Termine, Verpflichtungen, Urlaubszeiten und so weiter hat. Nichtsdestotrotz haben wir versucht, dreimal pro Woche in der Halle zu trainieren. Die Beteiligung war dabei nicht überragend, aber gut. Ein Vorbereitungsspiel gegen den Bayernligisten FC Tegernheim haben wir vor ein paar Tagen mit rund 20 Punkten Vorsprung gewonnen. Das wird sicherlich nicht der Maßstab für die kommende Saison sein, aber in der Summe bin ich recht optimistisch und denke, dass die Mannschaft aktuell auf einem ganz guten Stand ist.

In der Vorsaison hat es eine Zeit lang gedauert, bis sich das Team nach dem Aufstieg an die härtere Gangart in der neuen Liga gewöhnt hat. Darf man heuer nun auf einen reibungsloseren Einstieg hoffen?

Bernitt: Davon gehe ich aus. Wir haben ja das Glück, dass es nicht wieder so knallhart losgeht wie mit den drei Auswärtspartien in der Vorsaison. Außerdem haben wir uns im Laufe der vergangenen Spielzeit immer besser an das Niveau der Liga gewöhnt. Vor allem sind mit Lukas Edler und Sebastian Ebertz jetzt zwei ganz wichtige Akteure von Beginn an dabei, die im Vorjahr die Vorbereitung beziehungsweise die ersten Saisonmatches noch nicht bei uns absolviert hatten.

Drohte die Aufstiegseuphorie nach den enttäuschenden Ergebnissen zum Start 2014/15 sogar zu kippen?

Bernitt: Naja, wir haben ja schon in den ersten Begegnungen gemerkt, dass wir nicht komplett abgeschossen werden. Wichtig für die Stimmung innerhalb der Mannschaft waren dann die ersten Heimspiele, bei denen wir gemerkt haben, dass wir nicht nur mithalten, sondern in dieser Regionalliga II auch Matches gewinnen können.

Am Ende stand ein hervorragender achter Tabellenrang. Sie haben die beiden Neuzugänge der Vorsaison angesprochen: Auch Lukas Edler und Sebastian Ebertz hatten großen Anteil an diesem Erfolg . . .

Bernitt: Ja, absolut. Es ist schon ein Glücksfall, dass beide jetzt für uns spielen. Ohne sie würden wir sicherlich nicht da stehen, wo wir im Moment stehen. Und um bei den Neuzugängen der vergangenen Jahre zu bleiben: Auch Juan Pablo Alanis Barrera kann nach einer starken Vorbereitung in der neuen Saison ein ganz wichtiger Akteur für uns werden. Gleiches gilt für Andreas Märten, der im Moment leider wegen Rückenproblemen pausieren muss.

Die Neuzugänge haben in den vergangenen Jahren eingeschlagen. Dazu kommen ein paar junge Talente und eine breite Basis an langjährigen Leistungsträgern. Kann man sagen, dass der aktuelle Kader der beste ist, den Sie in den vergangenen zehn Jahren in Schrobenhausen trainieren durften?

Bernitt (schmunzelt): Die Mannschaft, die früher schon einmal in der 2. Regionalliga gespielt hat, war natürlich auch nicht ganz schlecht. Aber auf die vergangenen zehn Jahre bezogen, gehen wir 2015/16 wohl mit der stärksten Mannschaft in eine Saison. Das würde ich durchaus so bestätigen.

In der Vorsaison führte der neue Konkurrenzkampf auch dazu, dass einige Akteure weniger Spielzeit bekamen als zum Beispiel in der Aufstiegssaison 2013/14 – und deshalb unzufrieden waren.

Bernitt: Das stimmt. Es gab allerdings wenige Härtefälle, da meistens irgendwer verletzt oder verhindert war und man sich somit nicht für bestimmte Spieler im Kader entscheiden musste. Im Amateurbereich ist das immer eine der schwierigsten Aufgaben für einen Trainer. Jeder hängt sich rein, investiert Zeit und ist natürlich enttäuscht, wenn er dann kaum spielt. Das werden auch in der neuen Saison große Herausforderungen werden: Zum einen die Mannschaft dahin zu bringen, dass sie noch ausgeglichener wird, zum anderen auch mal Akteuren zu vermitteln, warum sie wenig Einsatzzeit bekommen oder vielleicht gar nicht im Kader stehen. Vor allem bei Auswärtspartien muss man sich vielleicht überlegen, ob man nicht nur mit zehn Mann antritt, die dann auch ihre Spielzeit bekommen. Wir werden das mannschaftsintern auch nochmals durchdiskutieren müssen.

Mussten Sie in der Sommerpause Spieler davon überzeugen, weiterzumachen?

Bernitt: Nein, nicht wirklich. Andreas Märten hatte zwar nach der vergangenen Saison überlegt, wie es für ihn persönlich weitergeht. Aber dann haben von Anfang an doch wieder alle begeistert mitgezogen.

Gab es Bemühungen, um weitere Neuzugänge zu den Green Devils zu holen?

Bernitt: Ab einer gewissen Liga werden einem regelmäßig Akteure angeboten – zum Beispiel amerikanische Akteure, die gerne irgendwo unterkommen würden. Doch sobald es darum geht, dass jemand Geld verlangt, macht es für uns schon keinen Sinn mehr. Allerdings besteht seit Kurzem wieder intensiverer Kontakt zu Mario Babic, der ja schon 2012 ein paar Partien für uns absolviert hat. Er würde gerne wieder für uns spielen, was im Moment gar nicht so abwegig erscheint. Er ist kroatischer und damit EU-Staatsbürger, könnte eine Arbeitserlaubnis bekommen. Wir müssen ja nichts mit Gewalt machen, werden jetzt aber mal genau sehen, was in dieser Hinsicht möglich ist.

Wie ist nun 2015/16 die Perspektive in der 2. Regionalliga?

Bernitt: Unser erstes Ziel wird es erneut sein, schnellstmöglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben. In der Vorsaison hätten dafür fünf Siege gereicht, aber das weiß man ja vorher nie. Normalerweise rechnet man mit mindestens neun Erfolgen, die man dazu einfahren muss. Ein Traumziel von mir wäre es natürlich schon, dass wir uns irgendwo im vorderen Mittelfeld der 2. Regionalliga Süd etablieren können.

Man sagt ja, dass das zweite Jahr nach einem Aufstieg meistens das schwierigere ist . . .

Bernitt: Leichter als in der Vorsaison wird es mit Sicherheit nicht für uns. Die anderen Mannschaften kennen uns jetzt, haben uns auf der Rechnung. Gerade zu Hause haben wir 2014/15 wahnsinnig gut gespielt, das wissen die anderen Teams inzwischen auch, stellen sich vielleicht besser darauf ein. Unterschätzen wird uns nach der vergangenen Saison gewiss niemand mehr. Der Vorteil ist vielleicht, dass man inzwischen einen besseren Stand bei den Schiedsrichtern hat. Natürlich lagen unsere Niederlagen nicht an den Unparteiischen, aber es ist schon so, dass man im Zweifelsfall als Neuling weniger gepfiffen bekommt, weil einen die Schiedsrichter unbewusst noch etwas schlechter bewerten.

Das mittel- bis langfristige Ziel bleibt aber, sich in der 2. Regionalliga zu etablieren?

Bernitt: Ja, natürlich ist das unser Ziel, wenngleich es schwer vorhersehbar ist. Ein paar Spieler sind Studenten, da weiß man nie genau, wo der Weg hinführt. Matcho Straub hat angekündigt, seine letzte Saison spielen zu wollen. Auch bei Tom Assenbrunner ist es fraglich, ob er nach 2015/16 nochmals eine Spielzeit dranhängen wird. Kurzum: So eine Mannschaft kann auch relativ schnell auseinanderbrechen. Dann hätten wir zwar immer noch gute Akteure, und es kommen auch welche aus der Jugend nach. Ob es dann aber ohne Weiteres gelingen würde, die Liga zu halten, ist ungewiss. Auch unter diesem Aspekt wäre das Thema Mario Babic interessant. Er ist ja gerade einmal Mitte 20 und könnte durchaus noch einige Jahre für die Green Devils spielen.

Noch kurz zum fantastischen Schrobenhausener Publikum.

Bernitt: Definitiv ist es auch ein Saisonziel, den entstandenen Basketballhype in der Stadt weiter aufrechtzuerhalten. Auswärts haben uns in der Vorsaison so viele Fans begleitet wie selten zuvor, die Heimspiele waren wieder einmal herausragende Erlebnisse. Wir hoffen natürlich auch 2015/16 auf ein volles Haus und eine Stimmung wie in den vergangenen Jahren.

Das Gespräch wurde geführt

von Matthias Vogt.