Unternehmer bekennen sich zur Hauptschule

11.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:13 Uhr

Unternehmer bekennen sich zur Hauptschule

Ingolstadt (sic) Anton Jungwirth brachte das zentrale Anliegen des Gedankenaustauschs zwischen Schule und Betrieben am besten auf den Punkt: "Wir Lehrer können sagen, dass wir bei unserer Hauptschulinitiative schon fest im Sattel sitzen." Beredte Pause. "Jetzt brauchen wir nur noch ein Pferd."

Die Damen und Herren aus der Wirtschaft hatten verstanden. Ihre Unterstützung ist gefragt, damit die Hauptschulen Ziele wie die Verbesserung der Ausbildungsreife durch Praxisbezug erreichen können. Deshalb kreisten viele Fragen, die den Experten auf dem Podium gestellt wurden, um die Erwartungen der Arbeitgeber.

"Das Handwerk ist seit jeher der Ausbilder der Hauptschüler – wer denn sonst", fragte Kreishandwerksmeister Max Hechinger. Um so erfreulicher, wie entschlossen sich die Schulen nun neu orientierten. "Was an den Hauptschulen geleistet wird, beeindruckt mich sehr!"

Dieter Omert, der als Hauptschüler begann und über den zweiten Bildungsweg bis zum Leiter des Audi-Bildungswesens aufstieg, betonte mit Freude, dass von derzeit 2300 Lehrlingen bei Audi (davon 1500 am Standort Ingolstadt) die Hälfte von der Hauptschule kommt. "Das ist außergewöhnlich viel."

Fritz Peters, Vorsitzender des IHK-Gremiums Ingolstadt (der außerdem als Unternehmer zu den vorbildlichsten Ausbildern der Region gehört), versicherte: "Die bayerische Wirtschaft steht zur Hauptschule." Angesichts des Fachkräftebedarfs sei es um so bedenklicher, dass im Freistaat jedes Jahr fast 11 000 Jugendliche die Hauptschule ohne Abschluss verließen. Peters: "Wir können nicht auf ein einziges Talent verzichten!"

Alle Redner würden es begrüßen, wenn Betriebspraktika verlängert werden. Dem Vorschlag, auch Siebt- und Sechstklässler zum Zweck der Praxisorientierung in die Firmen zu schicken, widersprachen Hans-Peter Weber (Personalchef bei Galeria Kaufhof) und (im Publikum) der Bäckermeister Josef Christl. "Zwölfjährige sind vielen Berufen körperlich noch nicht gewachsen." Daher sei es auch zu früh, sie Kunden gegenüberzustellen.

Kritik gab es an der Qualität einiger Bewerbungsunterlagen sowie an der mangelnden Mithilfe vieler Eltern, wie Hans Allramseder von der Agentur für Arbeit aus leidvoller Erfahrung anmerkte. Doch auch solche ermahnenden Beiträge dienten an diesem Abend der harmonischen Annäherung von Hauptschule und Wirtschaft.